Green Architecture
Viele US-amerikanische Städte wollen in den kommenden Jahren ihre CO2-Emmissionen drastisch reduzieren. Dabei setzt man auf "green architecture" - und die kommt vor allem aus Deutschland.
Eitel kann man Mathias Schuler nicht nennen. Auch wenn er mehrmals im Monat in die USA fliegt, zu Vorlesungen, die er seit Jahren in Harvard hält oder zu Absprachen mit Frank Gehry oder Jean Novel, den großen US-Architekten, deren Bauten nicht nur New York prägen. Der Bauingenieur aus Stuttgart schwäbelt von seinen Ökoprojekten als seien ein CO2-neutrales Gebäude, eine Wärmepumpe, Solarpaneele oder Geothermie für New Yorks Hochhäuser selbstverständlich. Ein Traumreferent für Stephan Wackwitz vom New Yorker Goethe-Institut. Seit New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg sein Ökoprojekt "planNYC 2030" vor gut einem Jahr veröffentlichte ist "green architecture" in Big Apple ein Muss. Bis 2030, so der ambitionierte Plan, sollen die CO2-Emissionen am Hudson River um 15 Prozent gesenkt werden bei einer Erhöhung der Bevölkerung von acht auf neun Millionen.
Ähnlich wie New York will auch die Stadtspitze von Boston ihren Treibhausgas-Ausstoß um 80 Prozent bis 2050 senken, in Chicago erteilt eine eigens eingerichtete zehnköpfige Abteilung in der Baubehörde einem "green builing" die Baugenehmigung in 3 Monaten statt wie üblich in 15 Monaten. Die Beratung von Deutschen wie Mathias Schuler spielt dabei eine wichtige Rolle:
"Als deutscher Planer - Architekt oder Bauingenieur - bringen sie immer schon, ich würde mal sagen, haben Sie immer schon die grünen Hosen an. Das verbindet man einfach. Ein deutscher Ingenieur oder Architekt wird grundsätzlich drüben schon als jemand betrachtet, der Nachhaltigkeit quasi in sich trägt, das heißt, er wird das immer mit einbringen. Das kriegen sie quasi als Vorschusslorbeeren mit. Wir sind wirklich sehr gefragt, wir haben im letzten Jahr 50 Prozent unseres Umsatzes in Nordamerika gemacht."
Zur Zeit steht für Schuler ein Projekt mit dem US-amerikanischen Stararchitekten Frank Gehry auf der Agenda, das eine ökologische Perspektive für Ground Zero und das künftige "performing art center" aufzeigen soll, auf jener sensiblen Großbaustelle in Downtown Manhattan, wo bis 2001 das World Trade Center stand:
"Da wird so ein Theater-Kulturbetrieb entstehen und da redet man darüber, das der gesamte Ground Zero eine Zentralkälte versorgt wird, in dem Fall der Hudson-River, den man als Rückkühleinrichtung hernimmt. Dann haben diese Gebäude keine Wärmeabgabe in dieser Hinsicht mehr und keine Lärmabgabe, das heißt, wir müssen auch über Stadtklima und Stadtplanung nachdenken."
In einer Stadt wie New York, in der überwiegend Ziegelhäuser mit Einfachverglasung gebaut wurden, in der man Heizungen nur an- oder ausschalten kann und wo der Temperaturunterschied zwischen Stadtzentrum und Peripherie langsam auf die zehn Grad zugeht, rufen die Vorträge am Goethe-Institut ein großes Interesse hervor. Nicht nur Architekten kamen zu dem ersten Vortrag des Berliner Architekten Jürgen Mayer H., sondern auch Ingenieure wie Moize Kapatia, der bei einem New Yorker Bauunternehmen arbeitet:
"Ich fand den Vortrag sehr interessant. Er behandelte nicht nur die Auswirkungen von grüner Architektur auf die Umwelt, sondern auch auf die sozialen und ökonomischen Belange, je nachdem wie ein Gebäude von den Menschen genutzt wird und wenn es um Nachhaltigkeit geht, dann ist das nicht nur eine Frage der Energieeinsparung. Es geht auch darum, wie der Mensch sich dort wohlfühlt."
Dieses Wohlfühlkriterium steht in den USA stärker im Vordergrund als in Deutschland. Das weiß kein deutscher Architekt besser als Stefan Behnisch, der neben seinem Architektenbüro in Stuttgart auch eine Dependance in Kalifornien und Boston unterhält. Seine ökologischen Planungen für das Genzyme Center in Cambridge/Massachusetts wurden mit Preisen überhäuft. Den wichtigen Wettbewerb um die Erweiterung des Universitätscampus in Harvard bis 2011 gewann der Deutsche Stefan Behnisch auch deshalb, weil er weit über die reinen Energieberechnungen hinausdachte.
"Da sind viel wichtiger die ganzheitlichen Herangehensweisen. Das hat mich schon erstaunt, wie engstirnig in Deutschland Wettbewerbe da betrieben werden, weil sie sich eben ganz stark auf Energieberechnungen reduzieren bei dem Thema Nachhaltigkeit und das sind rein quantitative Aspekte. Bei den Wettbewerben in den Vereinigten Staaten haben wir festgestellt, dass die qualitativen Aspekte der Nachhaltigkeit viel stärker im Vordergrund stehen. Das kommt uns sehr entgegen, weil man argumentieren kann mit Tageslicht, argumentieren kann mit kommunikativen Bereichen, mit unterschiedlichen Klimazonen in einem Gebäude."
"Wir planen ja gerade in New York das BAM Danspace in Brooklyn mit einem Wohnhochhaus und wir haben festgestellt, der Bloomberg hat ja eine Menge neue, junge Leute eingestellt, die sehr ambitioniert sind und sehr gut sind und ich finde es ja schon erstaunlich wie der seine Fahrzeugflotte auf Hybridwagen umgestellt hat, das würde ja keine deutsche Stadt auf die Reihe kriegen, also der ist da mit seinen Leuten schon sehr progressiv. Ich sehe da schon sehr grosse Möglichkeiten."
Studien haben ergeben, dass Bürobauten auf der Basis grüner Technologie mit einer höherer Effizienz am Arbeitsplatz einhergehen. Frische Luft und helle Tageslichträume erreichen eine fünf bis zehn Prozent höhere Arbeitsleistung. Ein Grund, warum "green architectur"e momentan in den USA so en vogue ist, sagt Andres Lepik, der die Veranstaltungsreihe am New Yorker Goethe-Institut kuratiert. Sein Lieblingsbeispiel: Der erst kürzlich eröffnete neue Turm der Bank of America erfüllt auf fast allen Ebenen die Kriterien, die man in Europa an "green architecture" anlegen würde, so der Moma-Mitarbeiter:
"Also angefangen damit, dass es keinerlei Parkhaus mehr gibt. Es gibt keinen einzigen Stellplatz mehr fürs Auto. Alle müssen den städtischen Nahverkehr nutzen. Es gibt auch keine Vorfahrt, es gibt nichts. Auch die höchsten Manager müssen entweder mit der U-Bahn oder mit dem Taxi kommen. Also es fängt mit diesen Kleinigkeiten an. Es geht natürlich weiter, dass das gesamte Regenwasser, das auf dieses Haus fällt aufgefangen wird und auch, wie es in Europa üblich ist, für die Spülwasserkästen also sogenanntes graues Wasser dann verwendet wird, das man kein Frischwasser für die Toilettenspülung überhaupt mehr nutzt."
Es hat lange gedauert, ehe in den USA der Gedanke an grüne Architektur Fuß fassen konnte, denn eine Partei wie Die Grünen in Deutschland gibt es bis heute nicht. Die Weigerung des Präsidenten Georg W. Bush aber, das Kyoto-Protokoll zu unterschreiben hat das ökologische Bewusstsein eher gefördert. 360 Bürgermeister und 13 Bundesstaaten haben mittlerweile unabhängig von der US-Regierung das Kyoto-Protokoll anerkannt. Es wartet also genug Arbeit auf nachhaltig arbeitende deutsche Architekten und Ingenieure wie Stefan Behnisch und Mathias Schuler.
Ähnlich wie New York will auch die Stadtspitze von Boston ihren Treibhausgas-Ausstoß um 80 Prozent bis 2050 senken, in Chicago erteilt eine eigens eingerichtete zehnköpfige Abteilung in der Baubehörde einem "green builing" die Baugenehmigung in 3 Monaten statt wie üblich in 15 Monaten. Die Beratung von Deutschen wie Mathias Schuler spielt dabei eine wichtige Rolle:
"Als deutscher Planer - Architekt oder Bauingenieur - bringen sie immer schon, ich würde mal sagen, haben Sie immer schon die grünen Hosen an. Das verbindet man einfach. Ein deutscher Ingenieur oder Architekt wird grundsätzlich drüben schon als jemand betrachtet, der Nachhaltigkeit quasi in sich trägt, das heißt, er wird das immer mit einbringen. Das kriegen sie quasi als Vorschusslorbeeren mit. Wir sind wirklich sehr gefragt, wir haben im letzten Jahr 50 Prozent unseres Umsatzes in Nordamerika gemacht."
Zur Zeit steht für Schuler ein Projekt mit dem US-amerikanischen Stararchitekten Frank Gehry auf der Agenda, das eine ökologische Perspektive für Ground Zero und das künftige "performing art center" aufzeigen soll, auf jener sensiblen Großbaustelle in Downtown Manhattan, wo bis 2001 das World Trade Center stand:
"Da wird so ein Theater-Kulturbetrieb entstehen und da redet man darüber, das der gesamte Ground Zero eine Zentralkälte versorgt wird, in dem Fall der Hudson-River, den man als Rückkühleinrichtung hernimmt. Dann haben diese Gebäude keine Wärmeabgabe in dieser Hinsicht mehr und keine Lärmabgabe, das heißt, wir müssen auch über Stadtklima und Stadtplanung nachdenken."
In einer Stadt wie New York, in der überwiegend Ziegelhäuser mit Einfachverglasung gebaut wurden, in der man Heizungen nur an- oder ausschalten kann und wo der Temperaturunterschied zwischen Stadtzentrum und Peripherie langsam auf die zehn Grad zugeht, rufen die Vorträge am Goethe-Institut ein großes Interesse hervor. Nicht nur Architekten kamen zu dem ersten Vortrag des Berliner Architekten Jürgen Mayer H., sondern auch Ingenieure wie Moize Kapatia, der bei einem New Yorker Bauunternehmen arbeitet:
"Ich fand den Vortrag sehr interessant. Er behandelte nicht nur die Auswirkungen von grüner Architektur auf die Umwelt, sondern auch auf die sozialen und ökonomischen Belange, je nachdem wie ein Gebäude von den Menschen genutzt wird und wenn es um Nachhaltigkeit geht, dann ist das nicht nur eine Frage der Energieeinsparung. Es geht auch darum, wie der Mensch sich dort wohlfühlt."
Dieses Wohlfühlkriterium steht in den USA stärker im Vordergrund als in Deutschland. Das weiß kein deutscher Architekt besser als Stefan Behnisch, der neben seinem Architektenbüro in Stuttgart auch eine Dependance in Kalifornien und Boston unterhält. Seine ökologischen Planungen für das Genzyme Center in Cambridge/Massachusetts wurden mit Preisen überhäuft. Den wichtigen Wettbewerb um die Erweiterung des Universitätscampus in Harvard bis 2011 gewann der Deutsche Stefan Behnisch auch deshalb, weil er weit über die reinen Energieberechnungen hinausdachte.
"Da sind viel wichtiger die ganzheitlichen Herangehensweisen. Das hat mich schon erstaunt, wie engstirnig in Deutschland Wettbewerbe da betrieben werden, weil sie sich eben ganz stark auf Energieberechnungen reduzieren bei dem Thema Nachhaltigkeit und das sind rein quantitative Aspekte. Bei den Wettbewerben in den Vereinigten Staaten haben wir festgestellt, dass die qualitativen Aspekte der Nachhaltigkeit viel stärker im Vordergrund stehen. Das kommt uns sehr entgegen, weil man argumentieren kann mit Tageslicht, argumentieren kann mit kommunikativen Bereichen, mit unterschiedlichen Klimazonen in einem Gebäude."
"Wir planen ja gerade in New York das BAM Danspace in Brooklyn mit einem Wohnhochhaus und wir haben festgestellt, der Bloomberg hat ja eine Menge neue, junge Leute eingestellt, die sehr ambitioniert sind und sehr gut sind und ich finde es ja schon erstaunlich wie der seine Fahrzeugflotte auf Hybridwagen umgestellt hat, das würde ja keine deutsche Stadt auf die Reihe kriegen, also der ist da mit seinen Leuten schon sehr progressiv. Ich sehe da schon sehr grosse Möglichkeiten."
Studien haben ergeben, dass Bürobauten auf der Basis grüner Technologie mit einer höherer Effizienz am Arbeitsplatz einhergehen. Frische Luft und helle Tageslichträume erreichen eine fünf bis zehn Prozent höhere Arbeitsleistung. Ein Grund, warum "green architectur"e momentan in den USA so en vogue ist, sagt Andres Lepik, der die Veranstaltungsreihe am New Yorker Goethe-Institut kuratiert. Sein Lieblingsbeispiel: Der erst kürzlich eröffnete neue Turm der Bank of America erfüllt auf fast allen Ebenen die Kriterien, die man in Europa an "green architecture" anlegen würde, so der Moma-Mitarbeiter:
"Also angefangen damit, dass es keinerlei Parkhaus mehr gibt. Es gibt keinen einzigen Stellplatz mehr fürs Auto. Alle müssen den städtischen Nahverkehr nutzen. Es gibt auch keine Vorfahrt, es gibt nichts. Auch die höchsten Manager müssen entweder mit der U-Bahn oder mit dem Taxi kommen. Also es fängt mit diesen Kleinigkeiten an. Es geht natürlich weiter, dass das gesamte Regenwasser, das auf dieses Haus fällt aufgefangen wird und auch, wie es in Europa üblich ist, für die Spülwasserkästen also sogenanntes graues Wasser dann verwendet wird, das man kein Frischwasser für die Toilettenspülung überhaupt mehr nutzt."
Es hat lange gedauert, ehe in den USA der Gedanke an grüne Architektur Fuß fassen konnte, denn eine Partei wie Die Grünen in Deutschland gibt es bis heute nicht. Die Weigerung des Präsidenten Georg W. Bush aber, das Kyoto-Protokoll zu unterschreiben hat das ökologische Bewusstsein eher gefördert. 360 Bürgermeister und 13 Bundesstaaten haben mittlerweile unabhängig von der US-Regierung das Kyoto-Protokoll anerkannt. Es wartet also genug Arbeit auf nachhaltig arbeitende deutsche Architekten und Ingenieure wie Stefan Behnisch und Mathias Schuler.