Great Britten

Der britische Komponist Benjamin Britten (1913 – 1976) bei einer Aufführung der Johannes-Passion von Bach in der Royal Albert Hall in London im Jahr 1967.
Der britische Komponist Benjamin Britten (1913 – 1976) bei einer Aufführung der Johannes-Passion von Bach in der Royal Albert Hall in London im Jahr 1967. © picture alliance / akg-images
29.11.2013
Wenige Komponisten des 20. Jahrhunderts haben sich so intensiv mit der menschlichen Stimme auseinandergesetzt wie Benjamin Britten. Und dennoch sind Brittens Lieder nicht ins Repertoire eingegangen. Eine Bestandsaufnahme der Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart.
Wer in diesen Tagen an Benjamin Britten denkt, der denkt wohl an den Komponisten englischer Opern, der sich mit „Peter Grimes“ einen beachtlichen Platz im Musiktheater des 20. Jahrhunderts sichern konnte. Vielleicht denkt der ein oder andere auch an Brittens schnörkellos und klar geschriebene Orchesterwerke wie die „Simple Symphony“ oder die brillanten Purcell-Variationen im „Young Person’s Guide to the Orchestra“. Und einige werden sich an die hervorragenden Kammermusikeinspielungen des Pianisten Britten erinnern, verschiedene Cellosonaten mit Mstislaw Rostropowitsch etwa oder Franz Schuberts „Winterreise“ mit dem Tenor Peter Pears, Brittens Lebensgefährten.
Dass Britten selbst etliche Liederzyklen geschrieben hat, die dem Vergleich mit viel bekannteren Werken durchaus standhalten, dürfte weniger bekannt sein. Bereits 1937 – Britten ist 24 Jahre alt – schreibt er das Lied-Pasticcio „On this Island“ op. 11, später entstehen die meisten Werke unter dem Eindruck der schneidend-charakteristischen, überragend musikalischen Tenorstimme seines Partners Peter Pears. Erstaunlich ist dabei, dass der als so „typisch englisch“ erscheinende Britten sehr unterschiedliche Vorlagen in diversen Sprachen vertont hat – darin nur dem Liedschaffen von Franz Liszt vergleichbar: Unter den von Britten komponierten Dichtern finden sich Goethe, Hölderlin, Michelangelo und Rimbaud.
Übrigens hat sich Britten nicht nur von Pears‘ Tenorstimme anregen lassen, sondern beispielsweise auch vom damals omnipräsenten Bariton Dietrich Fischer-Dieskaus. Insofern ist es kein Nachteil, wenn die Stuttgerter Internationale Hugo-Wolf-Akademie ihr (in Zusammenarbeit mit Deutschlandradio Kultur geplantes) Britten-Konzert am 100. Geburtstag des Komponisten mit dem Bariton Ronan Collett besetzt. Der junge Engländer absolvierte wie Britten die Gresham’s School in Norfolk und ist nun erfolgreiches Mitglied des Ensembles der Staatsoper Stuttgart.
Liederhalle Stuttgart, Mozart-Saal
Aufzeichnung vom 22.11.2013

Benjamin Britten
„Tit for Tat“ (Walter de la Mare)

Franz Schubert
Vier Lieder nach Johann Wolfgang von Goethe:
„Auf dem See“ op. 92,2 D 543
„Geheimes“ op. 14,2 D 719
„An die Entfernte“ D 765
„Der Musensohn“ op. 92,1 D 764
Benjamin Britten
„Um Mitternacht“ (Johann Wolfgang von Goethe)
ca. 20:35 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Benjamin Britten
„Wild with Passion“ (Thomas Lovell Beddoes)

Frank Bridge
„Adoration“ (John Keats)
„Love went a-riding“ (Mary Coleridge)

John Ireland
“Ballade (1931)” für Klavier solo

Benjamin Britten
“Winter Words” op.52 (Thomas Hardy)
Ronan Collett, Bariton
Nicholas Rimmer, Klavier