Grass: "Wir sind mit die Ursache für den Terrorismus"

Moderation: Sigried Wesener |
In seiner Rede zur Eröffnung des Internationalen PEN-Kongresses in Berlin hat der Literaturnobelpreisträger Günter Grass den USA vorgeworfen, "systematische, infame und unbarmherzige Verbrechen" begangen zu haben. Außerdem hätten die westlichen Staaten eine einseitige Sichtweise auf den Terrorismus.
Grass bekräftigte am Dienstag im Deutschlandradio Kultur, dass die USA Personen herangezogen und ausgebildet hätten, die sie heute als Terroristen verfolgten. Als Beispiele nannte er unter anderem den Chef des Terrornetzwerks El Kaida, Bin Laden. Der Schriftsteller warf den westlichen Staaten vor, über die Anschläge vom 11. September 2001 die anderen Opfer zu vergessen: "Die Zahl der durch den amerikanischen Terror und Terrorismus Getöteten, die Art und Weise des planlosen Abwurfs von Bomben und Raketen, die wird nicht gezählt."

Grass kritisierte zudem, dass die frühen Warnungen des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt vor einem Nord-Süd-Konflikt nicht beachtet wurden. Die Verarmung des Südens habe zu Hass, Fundamentalismus und letztlich Terrorismus geführt; dafür seien die Staaten des Nordens und Westens mitverantwortlich: "Wir sind mit die Ursache dieses Terrorismus. Diese Einsicht fehlt allerorten."

Der Schriftsteller rief auf dem Kongress seine jungen deutschen Kollegen dazu auf, sich in ihren Büchern mit politischen Themen zu befassen. Es gebe mehr und mehr Autoren, die bemerkten, dass die eigene Befindlichkeit als Inhalt eines Romans nur ein Buch lang spannend sei. Schriftsteller könnten zwar auf der Welt nicht wirklich etwas verändern, seien aber verpflichtet, die Stimme zu erheben.

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