"Gottes Lieblingsfarbe ist Bunt"
In Köln gibt es besonders viele Glaubensgemeinschaften. Im "Kölner Buch der Religionen" stellt der Journalist Ulrich Harbecke mehr als 100 davon vor. Das Buch soll den interreligiösen Dialog anregen. "Gottes Lieblingsfarbe ist Bunt" lautet sein Fazit.
Advaita Vedanta
Äthiopisch Orthodoxe Kirche
Afghanische Hindus
Afrikanische Kirche /"Amerikanische" Evangelikale
Ahmadiyya
Aleviten
Alt-Heilig-Katholische Kirche
Alt-Katholische Kirche
Anglikan Episcopal Church
65 Prozent aller Kölner bekennen sich zu einer Religionsgemeinschaft – deutlich mehr als in anderen deutschen Großstädten.
"Also davon bin ich inzwischen überzeugt: Ich glaube, dass Köln die Hauptstadt der Religionen ist in Deutschland"."
Das sagt der Autor des "Kölner Buch der Religionen", der Journalist Ulrich Harbecke, nach eineinhalb Jahren Beschäftigung mit dem Thema.
""Ich weiß nicht, woran das liegt. Vielleicht an der kölnischen Lebensweise, vielleicht aber auch daran, dass sich hier sehr früh schon Gruppierungen eingefunden haben, denen es dann gut erging und die daraufhin auch für andere attraktiv wurden. Zum Beispiel der Islam ist gerade in Köln so stark vertreten wie sonst nirgendwo. Auch die großen Gruppierungen, die Organisationen haben sich hier niedergelassen und strahlen aus, und das wirkt sich aus auf das Flair der Stadt."
Es gibt bereits ähnliche Publikationen in anderen deutschen Städten, in Hamburg zum Beispiel. Aber das Kölner Projekt war besonders ambitioniert. Die Darstellung jeder einzelnen Gruppe ist das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit...
"…um auch ihre Innensicht zu erfassen und darzustellen, das heißt sie haben jedes Mal den Rohtext bekommen, sich dazu äußern können – nicht nur ’hier ist was falsch geschrieben’ oder ’hier stimmt eine Jahreszahl nicht’, sondern auch: ’Hier fühlen wir uns doch nicht so richtig verstanden’, und dann war man im Dialog und konnte schließlich einen Text entwickeln, der, so denke ich, beide Ansprüche befriedigt."
Gemeinden Christi
Gemeinschaft der Apostel
Gralsbewegung
Griechisch Orthodoxe Kirche (Ökumenisches Patriarchat)
Griechisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien (GOKA)
Hare Krishna /ISKON
Heilsarmee
2007 hatte ein Journalist beim Evangelischen Kirchenverband Köln und Region angefragt, wie viele Religionsgemeinschaften es denn in Köln gebe. Das war nicht bekannt, und so entstand die Idee für das Buch. Projektleiter Günther Ortmann, der bereits Buch-Ideen wie "Kirchen in Köln" und "Friedhöfe in Köln" realisiert hat, kümmerte sich auch und zunächst um die Finanzierung:
"Das ganze Werk hat sich ausschließlich über Werbung finanziert, es sind Kölner Unternehmen – nicht nur Kölner, auch auswärtige. Das heißt, dieses Buch besteht nicht nur aus den Texten, die der Dr. Harbecke niedergeschrieben hat und in Bildern, die er auch selbst fotografiert hat, sondern eben auch aus denen der Inserenten, die letztendlich überhaupt realisiert haben, dass dieses Werk entstehen kann."
Durch diesen Kniff war es möglich, das Buch in einer Auflage von 20.000 Stück kostenlos zu verteilen. Wer keins mehr abbekommen hat, findet die 400 sorgfältig und ansprechend gestalteten Seiten des "Kölner Buch der Religionen" auch im Internet. Über jede der rund 100 Religions-Gemeinschaften erfährt der Leser in groben Zügen ihre Kölner Geschichte, welchen individuellen religiösen Regeln sie folgt und wie sie das Gemeindeleben organisiert. Die Stärke der kleineren Gruppen: Intimität und Zuwendung.
Harbecke: "Dann erleben Sie im Gottesdienst selbst neben den rein kultischen Dingen eben auch ganz persönliche Geschichten: Da stehen dann Menschen vorne, verabschieden sich, weil sie jetzt einen anderen Arbeitsplatz haben und woanders hin ziehen, oder – ich hab´s erlebt, das hat mich richtig erschüttert – eine ältere Frau, die dann erzählte, dass sie seit einer Woche weiß, dass sie sterbenskrank ist, und sie bittet die Gemeinschaft, sie zu begleiten. Und dann spürt man, sie ist dort aufgehoben, und das wäre sie nicht in einer riesigen Volkskirche – es sei denn, der gelänge es, sich wieder zu untergliedern in kleinere Kreise, in kleinere Gruppen, so dass der Einzelne überschaubar darin leben kann, das ist, glaube ich, vielen Menschen wichtig."
Tibetischer Buddhismus
Ukrainische Orthodoxe Kirche
Ukrainische Gemeinschaft
Vipassana
Weinberg-Gemeinde Köln
Harbecke: "In jeder Gemeinschaft habe ich Überraschungen erlebt. Ich war bei den Jesus Freaks und dachte, na jut, det ist irgendwie so ne jugendkultische Angelegenheit, und da gehste mal milde und väterlich dran. Und dann war ich in einer ehemaligen Montagehalle in Köln-Ehrenfeld, und dann lümmelten so an die 50 Jugendliche heran, man machte es sich bequem, und dann begann da vorne ein Gottesdienst, der mich – ich kann das nur sagen – zutiefst beeindruckt hat. Ich dachte, jetzt drehen die da ihre Lautsprecher auf und werden mich zudröhnen mit irgendeiner Musik. Nichts da: Es war eine feine, im Kammerton gehaltene, selbst komponierte, erstklassige Musik. Dann trat ein – ich schätze mal – 17- bis 18-jähriges Mädchen ans Mikrofon und sagte, man hätte sie gebeten, heute mal die Predigt zu halten. Sie hat das noch nie gemacht und hat sich eine Paulusstelle rausgesucht und redete drauflos, in ihrer Sprache: Wat der Jesus da jemacht hat, "crass" und "cool" und "toll" und so weiter. Und ich merkte: Die spricht frei, die sagt, was sie denkt, und die findet auch Tiefenschichten hinter diesem Wort, und alle hören zu und sind fasziniert."
Die Jesus Freaks – eins von hundert Beispielen der unglaublich vielfältigen Kölner Religionslandschaft, die zu erforschen sich lohnt.
Harbecke: "Die Sikhs und die Hindus und Afghanen und so weiter, wo es eben nicht diesen einen, einsamen Gott gibt, der dann auch für alles zuständig ist, was in der Welt geschieht, sondern es ist ein wilder, ein bunter Götterhimmel mit Millionen Mitspielern, und jeder sucht sich seinen und verehrt ihn und hängt Blumengirlanden um seinen Hals, und es sind diese knallbunten Farben… Und sie haben eben nicht die Vorstellung wie wir Christen, am Ende gibt´s das Gericht und ein Jenseits und so weiter, wo’s uns gut oder schlecht ergeht, sondern wir sind nur eine Erscheinungsform von vielen möglichen. Und mit dem Tod ist nichts aus, sondern wir treten zurück ins große Ganze und werden in einer anderen Form wiedererscheinen. Und das ist, man könnte sagen, Fatalismus auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber auch eine Geborgenheit, die einem da entgegenstrahlt. Und das ist toll, wenn man als Nachbar auf einmal solchen Welten begegnen kann, wo man früher weite Reisen machen musste."
Klingt nach dem Paradies auf Kölner Boden. Aber wo so viel Licht ist, muss doch auch Schatten sein?
Harbecke: "Natürlich gibt es sowas wie Sekten, klar. Und deshalb haben wir in das Buch auch am Ende einen sogenannten ’Sekten-Check’ eingebaut, mit dem man mit Kriterien, mit Regeln erkennen kann, ob die Gruppe, die sich gerade um mich bemüht, die mich locken will und die mir die ganze Welt auf einen Schlag erklären will, und wehe, wenn ich nicht auch sofort übertrete, und die sofort auch das Weltende an die Wand malt…. Solche Kriterien kann man schon entwickeln."
Warum also noch zögern, die kulturellen Schätze zu heben, die man als Kölner gleich nebenan zu finden sind? Man braucht nur das Buch der Kölner Religionen, einen Kölner Stadtplan und ein bisschen Neugier.
Service:
Kölner Buch der Religionen
Äthiopisch Orthodoxe Kirche
Afghanische Hindus
Afrikanische Kirche /"Amerikanische" Evangelikale
Ahmadiyya
Aleviten
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Alt-Katholische Kirche
Anglikan Episcopal Church
65 Prozent aller Kölner bekennen sich zu einer Religionsgemeinschaft – deutlich mehr als in anderen deutschen Großstädten.
"Also davon bin ich inzwischen überzeugt: Ich glaube, dass Köln die Hauptstadt der Religionen ist in Deutschland"."
Das sagt der Autor des "Kölner Buch der Religionen", der Journalist Ulrich Harbecke, nach eineinhalb Jahren Beschäftigung mit dem Thema.
""Ich weiß nicht, woran das liegt. Vielleicht an der kölnischen Lebensweise, vielleicht aber auch daran, dass sich hier sehr früh schon Gruppierungen eingefunden haben, denen es dann gut erging und die daraufhin auch für andere attraktiv wurden. Zum Beispiel der Islam ist gerade in Köln so stark vertreten wie sonst nirgendwo. Auch die großen Gruppierungen, die Organisationen haben sich hier niedergelassen und strahlen aus, und das wirkt sich aus auf das Flair der Stadt."
Es gibt bereits ähnliche Publikationen in anderen deutschen Städten, in Hamburg zum Beispiel. Aber das Kölner Projekt war besonders ambitioniert. Die Darstellung jeder einzelnen Gruppe ist das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit...
"…um auch ihre Innensicht zu erfassen und darzustellen, das heißt sie haben jedes Mal den Rohtext bekommen, sich dazu äußern können – nicht nur ’hier ist was falsch geschrieben’ oder ’hier stimmt eine Jahreszahl nicht’, sondern auch: ’Hier fühlen wir uns doch nicht so richtig verstanden’, und dann war man im Dialog und konnte schließlich einen Text entwickeln, der, so denke ich, beide Ansprüche befriedigt."
Gemeinden Christi
Gemeinschaft der Apostel
Gralsbewegung
Griechisch Orthodoxe Kirche (Ökumenisches Patriarchat)
Griechisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien (GOKA)
Hare Krishna /ISKON
Heilsarmee
2007 hatte ein Journalist beim Evangelischen Kirchenverband Köln und Region angefragt, wie viele Religionsgemeinschaften es denn in Köln gebe. Das war nicht bekannt, und so entstand die Idee für das Buch. Projektleiter Günther Ortmann, der bereits Buch-Ideen wie "Kirchen in Köln" und "Friedhöfe in Köln" realisiert hat, kümmerte sich auch und zunächst um die Finanzierung:
"Das ganze Werk hat sich ausschließlich über Werbung finanziert, es sind Kölner Unternehmen – nicht nur Kölner, auch auswärtige. Das heißt, dieses Buch besteht nicht nur aus den Texten, die der Dr. Harbecke niedergeschrieben hat und in Bildern, die er auch selbst fotografiert hat, sondern eben auch aus denen der Inserenten, die letztendlich überhaupt realisiert haben, dass dieses Werk entstehen kann."
Durch diesen Kniff war es möglich, das Buch in einer Auflage von 20.000 Stück kostenlos zu verteilen. Wer keins mehr abbekommen hat, findet die 400 sorgfältig und ansprechend gestalteten Seiten des "Kölner Buch der Religionen" auch im Internet. Über jede der rund 100 Religions-Gemeinschaften erfährt der Leser in groben Zügen ihre Kölner Geschichte, welchen individuellen religiösen Regeln sie folgt und wie sie das Gemeindeleben organisiert. Die Stärke der kleineren Gruppen: Intimität und Zuwendung.
Harbecke: "Dann erleben Sie im Gottesdienst selbst neben den rein kultischen Dingen eben auch ganz persönliche Geschichten: Da stehen dann Menschen vorne, verabschieden sich, weil sie jetzt einen anderen Arbeitsplatz haben und woanders hin ziehen, oder – ich hab´s erlebt, das hat mich richtig erschüttert – eine ältere Frau, die dann erzählte, dass sie seit einer Woche weiß, dass sie sterbenskrank ist, und sie bittet die Gemeinschaft, sie zu begleiten. Und dann spürt man, sie ist dort aufgehoben, und das wäre sie nicht in einer riesigen Volkskirche – es sei denn, der gelänge es, sich wieder zu untergliedern in kleinere Kreise, in kleinere Gruppen, so dass der Einzelne überschaubar darin leben kann, das ist, glaube ich, vielen Menschen wichtig."
Tibetischer Buddhismus
Ukrainische Orthodoxe Kirche
Ukrainische Gemeinschaft
Vipassana
Weinberg-Gemeinde Köln
Harbecke: "In jeder Gemeinschaft habe ich Überraschungen erlebt. Ich war bei den Jesus Freaks und dachte, na jut, det ist irgendwie so ne jugendkultische Angelegenheit, und da gehste mal milde und väterlich dran. Und dann war ich in einer ehemaligen Montagehalle in Köln-Ehrenfeld, und dann lümmelten so an die 50 Jugendliche heran, man machte es sich bequem, und dann begann da vorne ein Gottesdienst, der mich – ich kann das nur sagen – zutiefst beeindruckt hat. Ich dachte, jetzt drehen die da ihre Lautsprecher auf und werden mich zudröhnen mit irgendeiner Musik. Nichts da: Es war eine feine, im Kammerton gehaltene, selbst komponierte, erstklassige Musik. Dann trat ein – ich schätze mal – 17- bis 18-jähriges Mädchen ans Mikrofon und sagte, man hätte sie gebeten, heute mal die Predigt zu halten. Sie hat das noch nie gemacht und hat sich eine Paulusstelle rausgesucht und redete drauflos, in ihrer Sprache: Wat der Jesus da jemacht hat, "crass" und "cool" und "toll" und so weiter. Und ich merkte: Die spricht frei, die sagt, was sie denkt, und die findet auch Tiefenschichten hinter diesem Wort, und alle hören zu und sind fasziniert."
Die Jesus Freaks – eins von hundert Beispielen der unglaublich vielfältigen Kölner Religionslandschaft, die zu erforschen sich lohnt.
Harbecke: "Die Sikhs und die Hindus und Afghanen und so weiter, wo es eben nicht diesen einen, einsamen Gott gibt, der dann auch für alles zuständig ist, was in der Welt geschieht, sondern es ist ein wilder, ein bunter Götterhimmel mit Millionen Mitspielern, und jeder sucht sich seinen und verehrt ihn und hängt Blumengirlanden um seinen Hals, und es sind diese knallbunten Farben… Und sie haben eben nicht die Vorstellung wie wir Christen, am Ende gibt´s das Gericht und ein Jenseits und so weiter, wo’s uns gut oder schlecht ergeht, sondern wir sind nur eine Erscheinungsform von vielen möglichen. Und mit dem Tod ist nichts aus, sondern wir treten zurück ins große Ganze und werden in einer anderen Form wiedererscheinen. Und das ist, man könnte sagen, Fatalismus auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber auch eine Geborgenheit, die einem da entgegenstrahlt. Und das ist toll, wenn man als Nachbar auf einmal solchen Welten begegnen kann, wo man früher weite Reisen machen musste."
Klingt nach dem Paradies auf Kölner Boden. Aber wo so viel Licht ist, muss doch auch Schatten sein?
Harbecke: "Natürlich gibt es sowas wie Sekten, klar. Und deshalb haben wir in das Buch auch am Ende einen sogenannten ’Sekten-Check’ eingebaut, mit dem man mit Kriterien, mit Regeln erkennen kann, ob die Gruppe, die sich gerade um mich bemüht, die mich locken will und die mir die ganze Welt auf einen Schlag erklären will, und wehe, wenn ich nicht auch sofort übertrete, und die sofort auch das Weltende an die Wand malt…. Solche Kriterien kann man schon entwickeln."
Warum also noch zögern, die kulturellen Schätze zu heben, die man als Kölner gleich nebenan zu finden sind? Man braucht nur das Buch der Kölner Religionen, einen Kölner Stadtplan und ein bisschen Neugier.
Service:
Kölner Buch der Religionen