Golfgipfel

Blamage für Obama

US-Präsident Barack Obama kommentiert die Einigung auf ein Rahmenabkommen im Atomstreit mit dem Iran im Rosengarten des Weißen Hauses in Washington.
US-Präsident Barack Obama spricht angesichts der Einigung im Atomstreit von einem "historischen Tag". © picture alliance / dpa / Olivier Douliery / Pool
Von Marcus Pindur · 14.05.2015
Die Golfstaaten blicken mit Sorge auf den wachsenden Einfluss des Iran in der Region - und werfen den USA Nachlässigkeit vor. In Camp David wollte US-Präsident Barack Obama nun Geschlossenheit demonstrieren. Doch zwei Könige sagten das Treffen ab.
Präsident Obama versuchte mehr schlecht als recht, die schlechte Stimmung zwischen saudischer Führung und dem Weißen Haus zu übertünchen:
"Unsere außerordentlichen Beziehungen reichen zurück bis in die 30er-Jahre. Und wir bauen weiter darauf auf, auch in dieser herausfordernden Zeit."
Doch die Golfstaaten sind der Ansicht, dass Barack Obama die Herausforderungen der Zeit wiederholt nicht richtig erkannt hat. Die Beziehungen zu den USA haben sich unter Obama stetig verschlechtert. Der verfrühte Rückzug aus dem Irak hatte dem Einfluss des Iran Tür und Tor geöffnet. Der Iran übt über die Hisbollah-Miliz starken Einfluss in Syrien aus und ist eine Stütze des Assad-Regimes. Jetzt sieht sich Saudi-Arabien auch auf der arabischen Halbinsel durch die von Teheran unterstützten Hudi-Rebellen im Jemen herausgefordert. Die USA bombardieren zwar die IS-Terrormiliz im Irak, erscheinen aber ansonsten wie Zuschauer.
Der König von Saudi-Arabien, Salman, ist erst gar nicht zum Gipfel erschienen. Er sagte erst Tage vor dem Treffen ab, ein deutliches diplomatisches Signal an Obama, so Nicholas Burns, ehemaliger Staatssekretär im US-Außenministerium und jetzt Professor in Harvard:
"Das ist ein großes Problem. Dieser Gipfel sollte gegenüber dem Iran die Geschlossenheit der USA und ihrer jahrzehntelangen Verbündeten am Golf demonstrieren. Außerdem sollte er zeigen, dass Obama die Golfstaaten überzeugt, dass der Nukleardeal mit dem Iran richtig ist. Die Absage des saudischen Königs ist für Obama blamabel."
Der König von Bahrain ging lieber zur Pferdemesse
Auch der König von Bahrain ließ sich entschuldigen – er besucht stattdessen eine Pferdemesse in Großbritannien und schickte seinen Kronprinzen. Die Golfstaaten wollten im Vorfeld verbindlichere Sicherheitszusagen und engere militärische Kooperation mit den USA. Das lehnt die Obama-Administration ab. Damit gibt sie den Befürchtungen Nahrung, für das Atomabkommen mit dem Iran ließen die USA ihre traditionellen Verbündeten im Regen stehen. Am Ende des Gipfels in Camp David werden lediglich ein gemeinsames Foto und ein unverbindliches Pressekommuniqué erwartet. Eine verpasste Chance, so Nicholas Burns:
"Das hätte eine starke Botschaft an den Iran und an die gesamte Region sein können: dass die USA sich nicht komplett Asien zugewandt haben, dass wir immer noch die wichtigste auswärtige Macht im Nahen Osten sind. Wenn es nicht gelingt, das zu vermitteln, und Obama schlecht dasteht, dann ist das nachteilig für die USA."
Doch es geht nicht nur um Symbolismus. Besonders die saudische Regierung ist der Ansicht, dass die Obama-Administration die iranische Unterstützung für Milizen im Libanon, Syrien, Irak und im Jemen nicht ernst genug nimmt. Viele Beobachter vermuten, dass erst der nächste amerikanische Präsident Gelegenheit haben wird, das beschädigte Vertrauen der Verbündeten im Golf wiederherzustellen.
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