Goethe-Institut verstärkt Engagement in Afrika

Von Margarete Limberg · 04.12.2008
Das Goethe-Institut möchte internationale Projekte, insbesondere in Afrika, wieder stärker fördern. Nachdem das Außenministerium 5,6 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt hat, kann das Goethe-Institut bereits geschlossene Dependancen wiedereröffnen. In Deutschland legt das Institut einen besonderen Schwerpunkt auf die sprachliche Förderung und Integration von Migranten.
Das Goethe-Institut im Wandel - so beschreibt der seit April amtierende Präsident Klaus Dieter Lehmann die Lage. Die Krise der vergangenen Jahre scheint überwunden. Nach den Kontroversen über eine Neuausrichtung und nach einer tiefgreifenden Umstrukturierung sollen nun inhaltliche Schwerpunkte und internationale Projekte im Vordergrund stehen. Der Generalsekretär Hans-Georg Knopp konstatiert neuen Schwung:

"Was sich vor allem verändert hat, ist die Motivation. Die Stimmungslage hat sich verändert. Und ich glaube, das Goethe -Institut ist dahin wieder zurückgekehrt, was es wirklich am besten kann. Projekte machen."

2008 gab es nach Jahren der Kürzungen mehr Geld, der Etat belief sich auf 292 Millionen Euro. Das Goethe-Institut konnte deshalb einen Akt der Wiedergutmachung leisten. In der tansanischen Hauptstadt Dar es Salaam wurde vor kurzem das Goethe-Institut wiedereröffnet, das man vor zehn Jahren zum Entsetzen der Kulturschaffenden geschlossen hatte. Professor Lehmann:

"Viele der Künstler und Kulturschaffenden kamen an diesem Abend, als wir die Eröffnung machten, und haben ihre Biografie, die plötzlich abgebrochen wurde, geschildert. Und die Freude war groß, dass wir wieder da waren."

Das - nach Jahren des Rückzugs - nun wieder verstärkte Engagement in Afrika ist nicht zuletzt Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zu verdanken, dessen Ministerium im Rahmen der "Aktion Afrika" in diesem Jahr 5,6 Millionen Euro zusätzlich für die kulturelle Arbeit auf dem Kontinent bereitstellt, im kommenden Jahr sollen es 6,6 Millionen sein. Im März kommenden Jahres soll ein weiteres Goethe-Institut in Angola eröffnet werden. Ziel sei es, ein großes Netzwerk zwischen Künstlern und Kulturschaffenden in ganz Afrika zu bilden, die sich bisher kaum die Chance haben, sich gegenseitig zu begegnen. Noch einmal Klaus Dieter Lehmann:

"Ich glaube, dass wir versuchen müssen, Qualitäten, die in Afrika vorhanden sind, einfach auch für uns aufzubereiten, dass das nie eine Einbahnstraße ist, sondern immer eine Zweibahnstraße."

Seit Steinmeier an der Spitze des Auswärtigen Amtes steht, genießt die Auswärtige Kulturpolitik eine lange nicht gekannte Aufmerksamkeit der Politik. Kürzlich besuchte die Bundeskanzlerin die Münchner Zentrale. Für den Generalsekretär Knopp ein besonders wichtiges Signal , das zeige:

"Wie doch der Stimmungswandel vorangegangen ist . Zum ersten Mal eine Bundeskanzlerin im Goethe-Institut in München. Wir haben über Inhalte diskutiert, über Inhalte gesprochen. Ich glaube, diese Wertschätzung der Politik gegenüber der Arbeit des Goethe-Instituts ist durch diesen Besuch unterstrichen worden."

Die Wertschätzung der Politik zeigt sich nicht zuletzt in den finanziellen Zuwendungen - genau das könnte durch die Finanzkrise jedoch auf eine harte Probe gestellt werden. Auch wenn der kaufmännische Direktor Jürgen Meier noch hofft, dass das Goethe-Institut nicht zum Spielball konjunktureller Entwicklungen wird, warnt er vorsorglich schon mal die Entscheidungsträger:

"Wir müssen gleichzeitig im Jahr 2009 über diese Projekte hinaus deutlich machen, dass die Auswärtige Kulturpolitik keine Schönwetteraufgabe ist, sondern gerade, wenn man sagt, die Wirtschaftskrise ist auch eine Vertrauenskrise, müssen wir deutlich machen, dass es gibt nichts Besseres als die Auswärtige Kulturpolitik, nichts Besseres als die Arbeitsweise des Goethe-Instituts, um weltweit auch Vertrauen herzustellen zwischen den Nationen, zwischen den Völkern."

Afrika ist einer der neuen Schwerpunkte, aber auch Osteuropa hat einen speziellen Stellenwert. Im März nächsten Jahres wird in Nowosibirsk ein neues Institut eröffnet, das dritte in Russland.

Globale Vernetzung und Kooperation sind gern benutzte Schlagworte zur Kennzeichnung der Aktivitäten der Auswärtigen Kulturpolitik. So ist zum Jahrestag des Mauerfalls ein europaweites Theaterprojekt "After the Fall" geplant, an dem 18 Theater beteiligt sein sollen. Dies ist die eine, die spektakuläre Seite. In den letzten Jahren hinzugekommen ist der spezielle Beitrag des Goethe-Instituts zur Integration von Migrantinnen und Migranten in Deutschland. In der lange vernachlässigten sprachlichen Integration der Zuwanderer sieht das Goethe-Institut ein Betätigungsfeld, das es künftig weiter auszubauen gilt.