Gnadenlos und effektiv

Der schnörkellose Thriller „Salt“ geht genauso wirkungsvoll zur Sache wie seine Heldin. Angelina Jolie gelingt es als Agentin Salt, viel mehr als das Abziehbild männlicher Actionhelden zu sein.
Eigentlich hätte Tom Cruise den amerikanischen Geheimagenten „Salt“ spielen sollen, der eines Tages verdächtigt wird, ein russischer Überläufer zu sein und fortan um sein Leben laufen muss. Als Angelina Jolie den Part der Agentin auf der Flucht übernahm, schrieb man das Drehbuch nicht groß um.

So sehen wir eine Frau, die mit ungeheuerer Sachlichkeit ans Werk geht. Effektiv und gnadenlos schlägt sie zu, nimmt es mit fünf Gegnern gleichzeitig auf, und weiß immer, was zu tun ist. Sie kann Büromöbel in Bomben umrüsten, an Häuserfronten in schwindelerregender Höhe entlang klettern und auf der Flucht von einem LKW auf den nächsten springen. Dabei wird sie nie eine Miene verziehen.

Als Zuschauer weiß man nicht, ob sie nun auf russischer oder amerikanischer Seite steht oder liebende Ehefrau ist, deren größte Sorge zunächst der Sicherheit ihres Manns (gespielt von August Diehl) gilt.

Action Routinier Philipp Noyce ("The Patriot") hat einen weiteren geradlinigen und schnörkellosen Film hingelegt, der genauso effektiv zur Sache geht wie seine Heldin. Und dass Angelina Jolie Waffen tragen kann, wissen wir seit „Tomb Raider“. Es gelingt ihr, viel mehr als nur ein Abziehbild männlicher Helden zu sein. Ohne an Unnahbarkeit zu verlieren, gibt sie ihrer Rolle eine irritierende Dimensionalität. Doch der Jubel mancher amerikanischer Kritiker, dass man es hier mit der ersten feministischen Actionheldin zu tun bekomme, scheint doch etwas übertrieben.

USA 2010. Regie: Phillip Noyce. Hauptdarsteller: Angelina Jolie, Liev Schreiber, Chiwetel Ejiofor, Daniel Olbrychski, August, Diehl, Andre Braugher, Yara Shahidi, Victor Slezak, Zoe Lister Jones, Gaius Charles, Corey Stoll, Cassidy Hinkle, Nicole Signore. Länge: 100 Minuten

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