Glück ohne Geld
Ohne Geld und Besitz will Gospodin leben. Wahre Freiheit ist das Ziel des jungen Mannes, der sich außerhalb von Konsum und Kapitalismus als eigenständiges Wesen neu erfinden will. Mit liebevoller Ironie zeichnet der 1978 geborene Philipp Löhle das Porträt eines Aussteigers zwischen Vision und Lächerlichkeit.
"Genannt Gospodin" ist ein witziges, kurzweiliges Stück. Am Beginn hat Gospodin sein Lama verloren. Mit ihm ist er durch die Stadt gezogen, das Tier war Sinnbild einer anderen Lebensform. Greenpeace-Aktivisten haben es in den Zoo gebracht, weil er es im Keller nicht artgerecht halten konnte. Das wirft Gospodin aus der Bahn. Seine Freunde erscheinen ihm verlogen, er will nichts mehr mit dem Gerenne um Jobs, Geld und Konsum zu tun haben.
Ein krimineller Freund stellt bei ihm eine Tasche voll Geld unter und stirbt kurz darauf. Gospodin will die Scheine los werden, immer kehren sie zu ihm zurück. Das Geld unter seinen Freunden zu verteilen, ist ihm auch zuwider. Dass sie ihn anschleimen bis zur Würdelosigkeit, ekelt ihn an.
Kristo Sagor, selbst ein interessanter junger Dramatiker, inszeniert die Uraufführung im Theater unter Tage, dem Kellertheater des Bochumer Schauspielhauses. Das Publikum sitzt auf zusammen gewürfelten Sesseln und Schemeln, auf kleinen Tischen steht Knabbergebäck. Mitten drin die Schauspieler: Sie schauen den Zuschauern in die Augen, sprechen sie manchmal direkt an. Jele Brückner, Agnes Riegl und Karten Dahlem wechseln virtuos die Rollen, spielen Gospodins Mutter, Freunde und zwei Kommissare. Nur Gospodin bleibt fast immer er selbst. Michael Lippold zeigt einen ernsten jungen Mann, der ein Leben ohne Kompromisse führen will.
Manche Szenen rutschen etwas zu sehr in die Parodie, doch insgesamt gelingt eine stimmungsvolle, temporeiche Aufführung. Gospodin will nicht die Welt verändern, sondern nach eigenen Vorstellungen leben. Am Schluss gelingt es ihm, auf sehr skurrile Weise. Zwischen die Dialoge hat Philipp Löhle Prosatexte gesetzt, in denen Gospodin durch die Stadt läuft. Die schlaglichtartigen Bilder wirken im Kopf wie Filmaufnahmen mit wackeliger Handkamera.
Auch die zweite Bochumer Uraufführung des vergangenen Wochenendes erinnert an Autorenfilme. Sabine Harbeke erzählt in "trotzdem" von Menschen in Umbruchsituationen. Eine krebskranke Frau verlässt ihren Mann, ein Paar will heiraten, obwohl er ihr vor einigen Jahren in den Kopf geschossen hat. Eine einsame Trinkhallenbesitzerin hat sich in sich selbst vergraben, und ein Autohändler kommt schwer damit klar, dass seine Frau plötzlich Millionärin ist.
Harbeke verwebt diese Geschichten locker und entspannt, ohne die Szenen auf Höhepunkte zu treiben. Die Dialoge sind psychologisch-realistisch, das Bühnenbild aus groben Brettern mit projiziertem Himmel surreal. Die Inszenierung wirkt wie der Text unentschieden, Sabine Harbeke sucht nach Feinheiten und verliert manchmal das Ganze aus dem Auge. Trotzdem sieht man "trotzdem" gern, weil die Schauspieler präsente Charaktere schaffen. Doch eine größere Theaterzukunft hat eindeutig Philipp Löhle mit "Genannt Gospodin".
Schauspielhaus Bochum
Ein krimineller Freund stellt bei ihm eine Tasche voll Geld unter und stirbt kurz darauf. Gospodin will die Scheine los werden, immer kehren sie zu ihm zurück. Das Geld unter seinen Freunden zu verteilen, ist ihm auch zuwider. Dass sie ihn anschleimen bis zur Würdelosigkeit, ekelt ihn an.
Kristo Sagor, selbst ein interessanter junger Dramatiker, inszeniert die Uraufführung im Theater unter Tage, dem Kellertheater des Bochumer Schauspielhauses. Das Publikum sitzt auf zusammen gewürfelten Sesseln und Schemeln, auf kleinen Tischen steht Knabbergebäck. Mitten drin die Schauspieler: Sie schauen den Zuschauern in die Augen, sprechen sie manchmal direkt an. Jele Brückner, Agnes Riegl und Karten Dahlem wechseln virtuos die Rollen, spielen Gospodins Mutter, Freunde und zwei Kommissare. Nur Gospodin bleibt fast immer er selbst. Michael Lippold zeigt einen ernsten jungen Mann, der ein Leben ohne Kompromisse führen will.
Manche Szenen rutschen etwas zu sehr in die Parodie, doch insgesamt gelingt eine stimmungsvolle, temporeiche Aufführung. Gospodin will nicht die Welt verändern, sondern nach eigenen Vorstellungen leben. Am Schluss gelingt es ihm, auf sehr skurrile Weise. Zwischen die Dialoge hat Philipp Löhle Prosatexte gesetzt, in denen Gospodin durch die Stadt läuft. Die schlaglichtartigen Bilder wirken im Kopf wie Filmaufnahmen mit wackeliger Handkamera.
Auch die zweite Bochumer Uraufführung des vergangenen Wochenendes erinnert an Autorenfilme. Sabine Harbeke erzählt in "trotzdem" von Menschen in Umbruchsituationen. Eine krebskranke Frau verlässt ihren Mann, ein Paar will heiraten, obwohl er ihr vor einigen Jahren in den Kopf geschossen hat. Eine einsame Trinkhallenbesitzerin hat sich in sich selbst vergraben, und ein Autohändler kommt schwer damit klar, dass seine Frau plötzlich Millionärin ist.
Harbeke verwebt diese Geschichten locker und entspannt, ohne die Szenen auf Höhepunkte zu treiben. Die Dialoge sind psychologisch-realistisch, das Bühnenbild aus groben Brettern mit projiziertem Himmel surreal. Die Inszenierung wirkt wie der Text unentschieden, Sabine Harbeke sucht nach Feinheiten und verliert manchmal das Ganze aus dem Auge. Trotzdem sieht man "trotzdem" gern, weil die Schauspieler präsente Charaktere schaffen. Doch eine größere Theaterzukunft hat eindeutig Philipp Löhle mit "Genannt Gospodin".
Schauspielhaus Bochum