Glosse zum Gründonnerstag

Der Papst wäscht jetzt auch Frauenfüße!

Fußwaschung in Rom
Ostern April 2010: Der damalige Papst Benedikt XVI. währen der Fußfaschung in Rom. © picture alliance / dpa / Foto: Alessia Pierdomenico / Pool
Von Anne Françoise Weber · 24.03.2016
Gender Mainstreaming in der katholischen Kirche? Papst Franziskus gibt sich revolutionär - und wäscht während der katholischen Osterfeierlichkeiten auch Frauen die Füße. Doch der entscheidende Schritt bleibt aus.
Irgendwie berührt es mich schon, dass da bei der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag ein ausgewachsener Papst oder Bischof sich hinkniet und anderen, Untergebenen die Füße wäscht – ein Akt der Zuwendung, aber auch der Erniedrigung, den sich der Chef eines weltlichen Betriebs wohl kaum zumuten würde.
Sicherlich machte diese Geste zu Jesu Zeiten und in seinem Landstrich mehr Sinn: in Sandalen auf sandigem Boden werden die Füße nun mal staubig; für die Sauberkeit im Haus, zumal wenn man auf dem Boden isst, ist ein Fußbad da durchaus empfehlenswert. Im deutschen Vorfrühling, wenn die Füße aus Winterstiefeln und Strümpfen schlüpfen, wirkt die Sache weniger natürlich.

Kleine Revolution an der Waschschüssel

Die Symbolik bleibt – und da freut es mich als Frau und als Protestantin doch, dass dem Bischof oder Papst da in Zukunft nicht mehr nur Männerfüße entgegen gestreckt werden, sondern zumindest unter den Gewaschenen Männer wie Frauen sind. Die Waschenden – im Kontext der katholischen Abendmahlsmesse meine ich, nicht im Bereich der alltäglichen Krankenpflege – die Waschenden werden wohl noch lange ausschließlich Männer sein.
So revolutionär ist Papst Franziskus dann doch nicht, dass er Frauen auch für diesen dem Priester vorbehaltenen Part des Rituals zulassen würde. Aber immerhin: das Gendermainstreaming scheint auch in der katholischen Kirche langsam fortzuschreiten. Da bleibt doch nur, den Auserwählten, denen heute ein Bischof Wasser über die Füße gießen und sie dann trocken wird, zuzurufen: Meine Damen, genießen Sie es!