Glosse

Die Zukunft ist grün-weiß!

Bremens Trainer Robin Dutt beim Spiel gegen den 1. FC Bayern München
Nett is er ja, aber kann er den Job? Bremens Trainer Robin Dutt beim Spiel gegen den 1. FC Bayern München © AFP
Von Martin Steinhage · 19.10.2014
Özil und Mertesacker sind längst weg, Trainer und Manager haben keinen Plan: Es sieht nicht gut aus für Werder Bremen, meint Martin Steinhage. Doch die Hoffnung auf den Titel Deutscher Meister gibt er nicht auf. Denn Werders Zukunft beginnt heute! Ganz klar.
Deutscher Meister Werder Bremen! Mein Gott, wie das klingt. Richtig, das war im Wonnemonat Mai anno 2004 – und es war herrlich!
Was? Wie bitte? Sie möchten nichts davon hören, was vor zehn Jahren mal war? Der Opa erzählt vom Krieg und so? Sie meinen, zehn Jahre sind im Fußballgeschäft mehr als eine Ewigkeit, und also kein Maßstab für irgendwas, außer vielleicht für früh vergreiste Fußballtrottel?
Falsch! Ganz falsch! Nehmen Sie mal die Leute von Infront. Das ist eine Schweizer Firma, die kümmert sich um Vermarktungsrechte im Sport. Das sind keine Romantiker. Denen geht es um die Kohle, und nicht um sentimentales Geseiere. Die denken in großen zeitlichen Zusammenhängen: Infront hat gerade Werder einige Millionen rübergeschoben mit einem Vertrag, der bis – ja, hören Sie genau zu –, der bis 2029 läuft. 29! Mit anderen Worten: Die knallharten Profis von Infront erwarten, dass es bei Werder auch in fünfzehn Jahren noch was zu vermarkten gibt, sonst würden die diesen Deal ja nicht machen. Und erfolgreich vermarkten lässt sich ja wohl nur ein Erstligaverein, logisch.
Ein weiter Weg
Ich fasse mal zusammen: Was vor zehn Jahren ging – nämlich Meister werden –, das geht auch in fünfzehn Jahren, oder eher. Also eher eher. Das sagen die Profis. Na bitte, dann sage ich das auch.
Ok, so toll das klingt, heute ist das alles noch schrecklich weit weg. Da haben Sie ja recht: Wer demnächst noch leben will, der darf heute nicht sterben – also absteigen, um im Bild zu bleiben. Und mit den paar Milliönchen aus der Schweiz werden wir Özil und Mertesacker nicht zurückkaufen können in der Winterpause. Die waren nämlich mal bei uns, die haben wir groß gemacht, nur falls Ihnen das entfallen ist. Ja, ist noch ein weiter Weg. Superspieler werden wir nicht (noch nicht) bekommen, und so ein paar Baustellen müssen wir schon selbst beseitigen.
Die Vereinsspitze: unser hauseigener Jurassic Park
Baustellen? Ja, die gibt es, so viel Selbstkritik darf sein: Wenn der Bremer zum Ausdruck bringen will, dass etwas kaputt ist, also partout nicht funktioniert, dann sagt er: "Es ist im Dutt!" Also, mit Verlaub, bei uns ist einiges im Dutt, nicht nur der Trainer. Netter Kerl, aber keinen Plan. Der Manager ist vielleicht nicht ganz so nett, hat aber auch keinen Plan. Und oben an der Vereinsspitze wird's noch schlimmer, da ist unser hauseigener Jurassic Park, die grün-weißen Altvorderen, die schon immer da waren. Die unverdrossen weiter glauben, einen modernen Fußballverein könne man führen ganz so wie ehrbare Kaufleute. Keine Schulden machen, ehrlich gegenüber dem Fiskus sein – pah! Da lacht nicht nur der Hoeness, bis dass die Gitterstangen im Knast sich biegen.
Sie merken schon: Ich bin nun wirklich nicht von gestern. Werders Zukunft beginnt heute. Lebenslang grün-weiß!
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