Glosse

Der Hüter der Heimat

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer steht am 16.12.2017 in Nürnberg (Bayern) beim CSU-Parteitag nach seiner Rede auf der Bühne.
Horst Seehofer, der designierte Minister für Inneres, Bauen und Heimat © dpa-Bildfunk / Sven Hoppe
Von Klaus Pokatzky · 07.02.2018
Wenn Horst Seehofer zum Bundeshüter der deutschen Heimat wird, wo ist die dann? Klaus Pokatzky hat sich auf eine philosophische Suche begeben. Er sagt: "Meine Heimat ist eine offene Heimat. Da sollen sich auch die heimisch fühlen, die vor den Mörderbanden unserer Tage fliehen müssen."
Ich finde es toll, wenn der Seehofer ein Heimatmuseum bekommt. Das passt. Solange das kein Ministerium für Heimat ist, ist das spitze. Heimat braucht jeder. Heimat sollte jeder haben. Die Engländer haben es da einfacher. Wenn sie "home" sagen, dann kann das nicht nur ihr Zuhause bedeuten, ihr Haus, ihr Heim: My home is my castle. Sondern "home" kann genauso das bedeuten, was wir komplizierten Deutschen unter "Heimat" verstehen. Dafür hatten die Briten mal fast die halbe Welt als koloniale Heimat und haben heute fast die ganze Welt als sprachliches Zuhause.

Ist unsere Heimat ein Schloss?

Meine Heimat ist Bochum. Da bin ich Weihnachten wieder gewesen, als der VfL sich noch nicht Richtung letzte Plätze in der Zweiten Liga gekickt hatte und meine Fußballheimat noch in Ordnung war. Je länger ich von meiner Bochumer Heimat weg bin, desto mehr interessiere ich mich für die Bundesliga – auch, wenn es seit Jahren nur die Zweite ist. Weihnachten bin ich wieder da rumgelaufen, wo ich als Kind schon im Schulgottesdienst war. In der Kirche von damals ist heute ein Museum untergebracht. Die Zeiten ändern sich eben. Spät nachts bin ich vor einer Kneipe dazwischen gegangen, als sich zwei Männer wegen einer Frau prügeln wollten. Nur in meiner Heimat bin ich so mutig – nach einem halben Dutzend heimischem Fiege-Pils.

Bier und Fußball zur Heimat-Orientierung

In Berlin habe ich sowas noch nie erlebt. Da gibt es auch kein Fiege-Pils. Schultheiss-Berlin wird auch nie meine Heimat sein. Da lebe ich einfach seit Jahrzehnten. Leute, die so komische polnisch klingende Namen haben wie ich, haben im Ruhrgebiet ganz schnell eine neue Heimat gefunden, schon im 19. Jahrhundert. Der Ruhrpöttler ist integrationsfähig. Als dann nach dem Zweiten Weltkrieg die Flüchtlinge aus den einstmals deutschen Gebieten nach Bayern strömten, dauerte es mehr als eine Generation, bis sie Seehofer-Country als Heimat begreifen durften – weil die bajuwarischen Lederhosenkracher dann endlich mal ganz langsam angefangen haben, sie als Nachbarn wenigstens halbwegs zu akzeptieren.

Die offene Heimat als Teil des Christentums

Meine Heimat ist eine offene Heimat. Da sollen sich auch die heimisch fühlen, die aus Afrika oder Arabien vor den Mörderbanden unserer Tage fliehen müssen. Deshalb ist es gut, wenn der Seehofer nun sein Heimatmuseum bekommt. Da kann er sich mal mit der wahren Heimat beschäftigen. Zum Christentum gehört schließlich die offene Heimat. Das haben schon die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland an der Krippe von unserem Jesus in Betlehems Stall erfahren: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst – egal, welche Hautfarbe oder Religion er hat.
Wie? Mein Redakteur sagt mir gerade, der Seehofer soll ein Ministerium für Heimat kriegen. Inneres, Bau und Heimat? – Oh! Hm… Also: Ich finde es toll, wenn der Seehofer ein Heimatministerium bekommt. Das passt. Solange das kein Museum für Heimat wird, ist das spitze. Solange das christliche Ruhrpott-Heimat vermittelt, schaffen wir das. My home is not my castle. Our home is not our castle. Herrgott! Eine offene Burg ist unsere Heimat.
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