Globalisierungsverlierer und ein afrikanischer Despot
"Losers and Winners" dokumentiert den Abbau einer Kokerei in Dortmund und deren Wiederaufbau in China und zeigt die seltsamen Blüten der Globalisierung. "Der letzte König von Schottland" versucht sich an einem intimen Porträt des ugandischen Diktators Idi Amin.
"Losers and Winners"
Deutschland 2006. Regie: Ulrike Franke, Michael Loeken
Der dokumentarische Bericht umkreist mit aller Ernsthaftigkeit einen fast skurril anmutenden Sonderfall der Globalisierung. Nach der Schließung der modernen Großkokerei "Königstuhl" im Ruhrgebiet, besorgen 400 chinesische Arbeiter unter Aufsicht der "alten Ausländer", so nennen die Chinesen die deutschen Arbeiter, die Demontage mit dem Ziel, alles nach China zu verschiffen und dort nicht nur einfach als funktionierende Kokerei wiederaufzubauen, sondern in Form von Kopien noch gleiche Anlagen neu zu errichten. Sie werden China, so ein chinesischer Manager, 20 bis 30 Jahre im technologischen Fortschritt voranbringen.
Solche Aussagen treffen den Zuschauer genauso unkommentiert wie die ruhigen, nur höchst selten von Fragen unterbrochenen Aussagen der Arbeiter. Anderthalb Jahre lang beobachteten die Dokumentaristen die wirtschaftlich-technischen, besonders aber die menschlichen Aspekte dieses - für den logischen Menschenverstand - völlig unsinnigen Unterfangens. Besonders interessant: die gesellschaftspolitischen Hintergründe, die sich auf die Arbeit jedes Einzelnen von ihnen direkt auswirken, und die Konfrontation zweier Kulturen.
"Der letzte König von Schottland"
Großbritannien/Deutschland 2006, Regie: Kevin Macdonald. Darsteller: Forest Whitaker, James McAvoy, Gillian Anderson, Kerry Washington, ua.; ab 16 Jahren
Die Romanverfilmung des preisgekrönten Thrillers beginnt der britische Dokfilmregisseur Kevin Macdonald, der sich hier zum ersten Mal an einem Spielfilm versucht, mit impressionistischen, farblich fast nostalgischen Bildern aus dem Afrika Anfang der 70er Jahre. Ein junger schottischer Arzt sieht begeistert auf eine exotische Landschaft und ein Land im Umbruch. Er freut sich auf ein romantisches Abenteuer, als er in Uganda in einer von englischen Ärzten geführten Gesundheitsstation zu arbeiten beginnt.
Die zufällige Begegnung mit dem charismatischen neuen Präsidenten, dem das Volk ob seiner Versprechen auf Freiheit und Wohlstand zujubelt, macht aus dem Abenteuer jedoch eine Lebenserfahrung, die bis an die Grenze physischer und psychischer Zerstörung geht.
<le_37331>Anders als andere engagierte Afrikafilme der letzten Zeit ("Catch the Fire", "Blood Diamonds"), die mit Hollywoodglanzbildern ein grob gerastertes Gut-Böse-Afrika zeigten, erhebt Regisseur Kevin Macdonald den Anspruch, hinter die Kulissen einer der blutigsten Diktaturen zu blicken, eine fast "private" Physiognomie des weltweit als wahnsinnig geltenden Monsters Idi Amin zu entwerfen. Das kann in zwei Kinostunden eigentlich kaum gelingen, aber aus dem geschickt eingefädelten Eindringen eines "naiven" Westlers in das persönliche Umfeld des Diktators ergeben sich glaubwürdige Einblicke.
Denn Nicholas Garrigan (James McAvoy) wird nicht nur Amins Leibarzt, er mutiert fast über Nacht zu seinem engsten persönlichen Berater, der sich, verführt durch das Charisma des energiegeladenen, eloquenten Mannes, immer mehr in dessen grausige Herrschaft verstricken lässt. Die Mechanismen dieser Verführung sind differenziert dargestellt, Motive für Idi Amins Wandlung zumindest nachvollziehbar angedeutet. Den Rest bewältigt Forest Whitaker mit seiner Oscar gekrönten kraftvollen Darstellung.</le_37331>
Deutschland 2006. Regie: Ulrike Franke, Michael Loeken
Der dokumentarische Bericht umkreist mit aller Ernsthaftigkeit einen fast skurril anmutenden Sonderfall der Globalisierung. Nach der Schließung der modernen Großkokerei "Königstuhl" im Ruhrgebiet, besorgen 400 chinesische Arbeiter unter Aufsicht der "alten Ausländer", so nennen die Chinesen die deutschen Arbeiter, die Demontage mit dem Ziel, alles nach China zu verschiffen und dort nicht nur einfach als funktionierende Kokerei wiederaufzubauen, sondern in Form von Kopien noch gleiche Anlagen neu zu errichten. Sie werden China, so ein chinesischer Manager, 20 bis 30 Jahre im technologischen Fortschritt voranbringen.
Solche Aussagen treffen den Zuschauer genauso unkommentiert wie die ruhigen, nur höchst selten von Fragen unterbrochenen Aussagen der Arbeiter. Anderthalb Jahre lang beobachteten die Dokumentaristen die wirtschaftlich-technischen, besonders aber die menschlichen Aspekte dieses - für den logischen Menschenverstand - völlig unsinnigen Unterfangens. Besonders interessant: die gesellschaftspolitischen Hintergründe, die sich auf die Arbeit jedes Einzelnen von ihnen direkt auswirken, und die Konfrontation zweier Kulturen.
"Der letzte König von Schottland"
Großbritannien/Deutschland 2006, Regie: Kevin Macdonald. Darsteller: Forest Whitaker, James McAvoy, Gillian Anderson, Kerry Washington, ua.; ab 16 Jahren
Die Romanverfilmung des preisgekrönten Thrillers beginnt der britische Dokfilmregisseur Kevin Macdonald, der sich hier zum ersten Mal an einem Spielfilm versucht, mit impressionistischen, farblich fast nostalgischen Bildern aus dem Afrika Anfang der 70er Jahre. Ein junger schottischer Arzt sieht begeistert auf eine exotische Landschaft und ein Land im Umbruch. Er freut sich auf ein romantisches Abenteuer, als er in Uganda in einer von englischen Ärzten geführten Gesundheitsstation zu arbeiten beginnt.
Die zufällige Begegnung mit dem charismatischen neuen Präsidenten, dem das Volk ob seiner Versprechen auf Freiheit und Wohlstand zujubelt, macht aus dem Abenteuer jedoch eine Lebenserfahrung, die bis an die Grenze physischer und psychischer Zerstörung geht.
<le_37331>Anders als andere engagierte Afrikafilme der letzten Zeit ("Catch the Fire", "Blood Diamonds"), die mit Hollywoodglanzbildern ein grob gerastertes Gut-Böse-Afrika zeigten, erhebt Regisseur Kevin Macdonald den Anspruch, hinter die Kulissen einer der blutigsten Diktaturen zu blicken, eine fast "private" Physiognomie des weltweit als wahnsinnig geltenden Monsters Idi Amin zu entwerfen. Das kann in zwei Kinostunden eigentlich kaum gelingen, aber aus dem geschickt eingefädelten Eindringen eines "naiven" Westlers in das persönliche Umfeld des Diktators ergeben sich glaubwürdige Einblicke.
Denn Nicholas Garrigan (James McAvoy) wird nicht nur Amins Leibarzt, er mutiert fast über Nacht zu seinem engsten persönlichen Berater, der sich, verführt durch das Charisma des energiegeladenen, eloquenten Mannes, immer mehr in dessen grausige Herrschaft verstricken lässt. Die Mechanismen dieser Verführung sind differenziert dargestellt, Motive für Idi Amins Wandlung zumindest nachvollziehbar angedeutet. Den Rest bewältigt Forest Whitaker mit seiner Oscar gekrönten kraftvollen Darstellung.</le_37331>

Forest Whitaker erhielt einen Oscar für seine schauspielerische Leistung in "Der letzte König von Schottland"© AP