Globalisierung im 15. Jahrhundert
Der schottischen Schriftstellerin Dorothy Dunnett ist eine atemberaubende Mischung aus Politthriller, Wirtschaftskrimi, penibel recherchiertes Historiengemälde sowie Schelmen- und Liebesroman gelungen. "Waagschalen aus Gold" ist brillant geschrieben, farben- und lebensprall, trickreich angelegt wie ein hochkompliziertes Schachspiel und voller unverhoffter Drehungen und Wendungen.
Die große Globalisierung ist angebrochen. Von Cathai, dem heutigen China, bis nach Kairo vertreiben Händler in den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts ihre Waren, von Alexandria bis London, vom flämischen Brügge bis ins afrikanische Timbuktu.
Und im Westen Europas erkunden und erschließen die Portugiesen unter Heinrich dem Seefahrer die großen Inselgruppen im Atlantischen Ozean und die Küsten des schwarzen Kontinents bis hinunter zum Gambia, dem Goldfluss.
Im Zentrum dieses die ganzen Welt umspannenden Wirtschaftsgeflechts liegt Venedig, das Hongkong der Hochrenaissance. In "Waagschalen aus Gold", dem vierten des auf insgesamt acht Bände konzipierten historischen Romans über die Umtriebe des Hauses Niccolò, kehrt der zum Bankier und Großkaufmann aufgestiegene flämisch-burgundische Färberlehrling Nicholas van der Poele von abenteuerlichen Geschäftsreisen nach Trapezunt und auf die von Muslimen und Abendländern umkämpfte Insel Zypern zurück nach Venedig.
Nur um zu erfahren, dass die von ihm gegründete Bank durch Kredite zur Finanzierung eines von Papst und Signoria geplanten Feldzugs gegen das Osmanische Reich sowie durch Intrigen eines mysteriösen, mit ihm konkurrierenden Handelshauses in Liquiditätsengpässe geraten ist. Was umso heikler ist, als Geld im Europa jener Zeit durch Kriege und politische Unruhen knapp geworden ist.
Folglich beschließt der Leiter des Hauses Niccolò, gen Afrika zu segeln, an jenen geheimnisvollen Fluss, an dem es Unmengen von Gold geben soll. Und er will sich um seines Seelenheils willen zum legendären Priesterkönig Johannes nach Äthiopien durchschlagen, um ihn für den Krieg gegen die Türken zu gewinnen.
"Waagschalen aus Gold" ist wie schon die vorigen Bände der Niccolò-Reihe eine atemberaubende Mischung aus Politthriller, Wirtschaftskrimi, penibel recherchiertes Historiengemälde sowie Schelmen- und Liebesroman in einem. Brillant geschrieben, farben- und lebensprall, trickreich angelegt wie ein hochkompliziertes Schachspiel, voller unverhoffter Drehungen und Wendungen, ragt das Buch wie ein Solitär aus der Masse der derzeit ebenso beliebten wie allgegenwärtigen Historienromane heraus.
Dorothy Dunnett, 2001 kurz nach Veröffentlichung des achten und letzten Niccolò-Bandes, in Edinburgh gestorben, fügt sich mit diesem Werk ebenbürtig in die Reihe der großen historischen Schriftsteller ihrer schottischen Heimat ein, der unter anderem ein Sir Walter Scott und Robert Louis Stevenson angehören.
Rezensiert von Georg Schmidt
Dorothy Dunnett: Waagschalen aus Gold
Übersetzt von Britta Mümmler und Mechtild Sandberg-Ciletti
Klett-Cotta, Stuttgart 2007, 765 Seiten 22,50 Euro
Und im Westen Europas erkunden und erschließen die Portugiesen unter Heinrich dem Seefahrer die großen Inselgruppen im Atlantischen Ozean und die Küsten des schwarzen Kontinents bis hinunter zum Gambia, dem Goldfluss.
Im Zentrum dieses die ganzen Welt umspannenden Wirtschaftsgeflechts liegt Venedig, das Hongkong der Hochrenaissance. In "Waagschalen aus Gold", dem vierten des auf insgesamt acht Bände konzipierten historischen Romans über die Umtriebe des Hauses Niccolò, kehrt der zum Bankier und Großkaufmann aufgestiegene flämisch-burgundische Färberlehrling Nicholas van der Poele von abenteuerlichen Geschäftsreisen nach Trapezunt und auf die von Muslimen und Abendländern umkämpfte Insel Zypern zurück nach Venedig.
Nur um zu erfahren, dass die von ihm gegründete Bank durch Kredite zur Finanzierung eines von Papst und Signoria geplanten Feldzugs gegen das Osmanische Reich sowie durch Intrigen eines mysteriösen, mit ihm konkurrierenden Handelshauses in Liquiditätsengpässe geraten ist. Was umso heikler ist, als Geld im Europa jener Zeit durch Kriege und politische Unruhen knapp geworden ist.
Folglich beschließt der Leiter des Hauses Niccolò, gen Afrika zu segeln, an jenen geheimnisvollen Fluss, an dem es Unmengen von Gold geben soll. Und er will sich um seines Seelenheils willen zum legendären Priesterkönig Johannes nach Äthiopien durchschlagen, um ihn für den Krieg gegen die Türken zu gewinnen.
"Waagschalen aus Gold" ist wie schon die vorigen Bände der Niccolò-Reihe eine atemberaubende Mischung aus Politthriller, Wirtschaftskrimi, penibel recherchiertes Historiengemälde sowie Schelmen- und Liebesroman in einem. Brillant geschrieben, farben- und lebensprall, trickreich angelegt wie ein hochkompliziertes Schachspiel, voller unverhoffter Drehungen und Wendungen, ragt das Buch wie ein Solitär aus der Masse der derzeit ebenso beliebten wie allgegenwärtigen Historienromane heraus.
Dorothy Dunnett, 2001 kurz nach Veröffentlichung des achten und letzten Niccolò-Bandes, in Edinburgh gestorben, fügt sich mit diesem Werk ebenbürtig in die Reihe der großen historischen Schriftsteller ihrer schottischen Heimat ein, der unter anderem ein Sir Walter Scott und Robert Louis Stevenson angehören.
Rezensiert von Georg Schmidt
Dorothy Dunnett: Waagschalen aus Gold
Übersetzt von Britta Mümmler und Mechtild Sandberg-Ciletti
Klett-Cotta, Stuttgart 2007, 765 Seiten 22,50 Euro