"Globale Bankenaristokratie muss zerschlagen werden"
Der Finanzmarktanalyst Folker Hellmeyer fordert eine Zerschlagung der globalen Bankenaristokratie. Die Risiken, die von ihr ausgingen, dürften nicht den Haftungsumfang der Volkswirtschaften übertreffen, in denen diese Banken arbeiten, erklärte der Chefanalyst der Bremer Landesbank.
Nana Brink: 750 Milliarden Euro haben die Euroländer und der Internationale Währungsfonds in die Waagschale geworfen. Der sogenannte EU-Rettungsschirm, unter den jetzt Irland geschlüpft ist, soll die anhaltende Finanzkrise in der Eurozone im Lot halten. Und immer wieder gibt es ja in diesen Tagen Spekulationen, dass auch Portugal oder Spanien Rettungsgelder benötigen könnten. Dann könnte das Geld nicht reichen, und aus diesem Grund hat Bundesbankpräsident Axel Weber schon mal angekündigt, wenn es nicht reicht, dann wird man entsprechend dieses Commitment erhören, auf gut Deutsch gesagt also den Rettungsfonds aufstocken.
Schon ist von 1,5 Billionen Euro die Rede, und Finanzminister Wolfgang Schäuble hat prompt geantwortet: Ich halte von solchen Forderungen gar nichts! Derweil hat die Ratingagentur Standard & Poor's, eine der einflussreichsten der Welt, die Kreditwürdigkeit Irlands deutlich herabgestuft, was nichts anderes bedeutet, als dass es für Irland noch teurer wird, sich mit Geld zu versorgen.
Ich habe vor der Sendung mit Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, gesprochen und ihn gefragt: Nachdem nun Irland unter den Rettungsfonds geschlüpft ist, muss der EU-Rettungsfonds aufgestockt werden?
Folker Hellmeyer: Sie ist nicht unbedingt notwendig, sie ist auch sachlich bei einer fundamentalen Analyse nicht geboten. Sie muss aber eine Ultima Ratio sein, um im Moment die Spekulation an den Finanzmärkten ein Stück weit zurückzufahren. Wir haben im Moment eine Situation, wo die Finanzmärkte insbesondere über den derivativen Markt, der ja sogenannten Credit Default Swaps, der Kreditausfallversicherung, eine Kapitalmarktunfähigkeit einiger Länder darstellen. Bei Griechenland ist das der Fall, bei Irland wird es derzeit versucht und Spanien und Portugal kommen ja unter Druck.
Und diese Spekulation ist zu unterbinden, weil sie in keinem sachlichen Zusammenhang steht. Und in diese Richtung müssten die Ausführungen von Axel Weber und auch von anderen Vertretern, die solche Maßnahmen fordern, interpretiert werden. Faktisch sind Länder wie Irland, Spanien und Portugal finanziell in den Budgets besser aufgestellt als die USA.
Brink: Da wollte ich jetzt gerade nachfragen, weil Sie von Kapitalunfähigkeit gesprochen haben: Wie real ist denn die Gefahr, dass Portugal und Spanien wirklich von einer Pleite bedroht sind? Und wie weit ist das wirklich Spekulation?
Hellmeyer: Es ist in erster Linie Spekulation, ich möchte es an Zahlen deutlich machen: Es gibt eine Studie des IWF aus dem September diesen Jahres und dort wird ...
Brink: ... also des Internationalen Währungsfods ...
Hellmeyer: ... exactamente, und dort wird simuliert unter sehr konservativen Gesichtspunkten, wo steht die Staatsverschuldung Spaniens, Portugals, Irlands im Jahr 2015. Das werden circa 90 Prozent sein der Wirtschaftsleistung; die USA stehen heute bei 95 Prozent. Und es wird auch eine Berechnung des maximalen Schuldenlimits geliefert, ab wann ein Staatsbankrott unausweichlich ist: Das liegt bei Irland bei 250 Prozent der Wirtschaftsleistung, bei Spanien bei 220 Prozent und bei Portugal bei 200 Prozent. Insofern ist diese Spekulation im Moment eine Manie, die von einigen wenigen forciert wird, und denen gilt es entgegenzuwirken, weil ansonsten der Schaden für diese Volkswirtschaften in Portugal, in Spanien, in Irland groß sind und damit auch ein Manko werden für die gesamte Eurozone und unter Umständen systemisch ausfallen können für die Weltwirtschaft.
Brink: Wir reden jetzt immer von Spekulationen gegen den Euro. Wer spekuliert denn da eigentlich und mit welchem Interesse?
Hellmeyer: Lassen Sie mich das so darstellen: Wir haben eine Situation, wo wir einen regulierten Staatsanleihemarkt haben, und wir haben einen unregulierten Derivatemarkt, Ausfallrisikoversicherungen. Und der kleine Derivate-, unregulierte Markt wird von einigen wenigen Spielern insbesondere – ich sage es immer gerne – in der globalen Bankenaristokratie dominiert, wie JPMorgan Chase, Barklays, HSBC, aber auch europäische Großbanken wie die Deutsche Bank unter anderem. Und hier drangsaliert quasi ein kleiner derivativer Markt einen großen, regulierten Staatsanleihemarkt. Das ist das grundsätzliche Problem.
Was steckt dahinter: Einmal Gewinnstreben der beteiligten Banken; aber wir können heute auch sagen, es hat einen politischen Beigeschmack. Wir haben in der internationalen Auseinandersetzung derzeit einen Kampf um Hegemonialmacht zwischen USA, China, Russland und auch Europa. Und dabei muss man ganz deutlich sagen, wenn wir die letzten zwei Jahre Revue passieren lassen, gibt es immer wieder Attacken insbesondere auf den Euro, weil der Euro lange Zeit als Alternative zum US-Dollar zumindest bis vor einem Jahr gehandelt worden ist.
Brink: Dann habe ich Sie richtig verstanden, dass es einige wenige Großbanken sind, die den Euro in Gefahr bringen, aus Gewinnstreben? Kann man das so einfach sagen?
Hellmeyer: Es ist eine sehr vereinfachte Darstellung, die Gesamtsituation ist deutlich komplizierter. Aber vereinfacht trifft das schon den Kern. Es sind maßgeblich spekulative Interessen, die koordiniert sind über die Finanzplätze London und auch New York, die auch im Fall Griechenland und letztes Jahr im Fall Russland, Österreich, Eurozone schon einmal aggressiv die Trommel gegen den Euro und über diese Credit Default Swaps gerührt haben. Insofern ist es aber zulässig, diese Sichtweise.
Brink: Müssen denn die Banken in Zukunft nicht dann auch mit ins Boot, um von ihnen ausgelöste Krisen in der Eurozone zu beseitigen? Oder kann man sie überhaupt dessen haftbar machen?
Hellmeyer: Hier muss man unterscheiden. Also grundsätzlich ist es richtig, dass, wenn man sich an Märkten wie Anleihemärkten, Aktienmärkten bewegt, dass Handeln auch Konsequenzen haben muss, dass man auch die Konsequenzen beim Ausfall tragen sollte. In der jetzigen Situation stehen wir immer noch im Schatten der globalen Finanzkrise, wir sind sogar immer noch drin. Wir haben die Weltwirtschaft und das Weltfinanzsystem mit einem Interventionsvolumen von 33.500 Milliarden US-Dollar global auf G30-Ebene, die großen 30 Industrienationen und Schwellenländer, stabilisiert. Die Frage ist jetzt, ob man eine Destabilisierung wegen Problemen der Größenordnung von 85 Milliarden oder 100 Milliarden des gesamten Systems wieder zulassen soll?
In dem aktuellen Umfeld ist es richtig, dass eine Vollkaskopolitik so, wie sie in den letzten drei Jahren vollzogen worden ist, erst mal beibehalten wird; aber, und da bin ich bei Frau Merkel, da bin ich bei Axel Weber und da bin ich auch bei Herrn Schäuble, wir brauchen mittelfristig andere Mechanismen, damit es diese Vollkaskohaftung der Solidargemeinschaft Staat für einige spekulative Interessen im Finanzsektor nicht mehr gibt. Das ist ein Unding, dass es das gab, aber in der jetzigen Situation war das alternativlos, und das sage ich als ein Freund freier Märkte.
Brink: Aber trotzdem muss sich dann doch die Frage stellen, dass die Länder, die hinter diesen Banken stehen, oder zumindest, in denen diese Banken operieren, also zum Beispiel Russland, also China, also die USA, da natürlich auch ihr eigenes Süppchen kochen?
Hellmeyer: Das ist fraglos so. Banken, insbesondere wenn sie Global Player sind, haben eine ganz eigene Agenda. Gehen wir zurück bis zum Jahr 1990. Bis 1990, vor der Globalisierung, waren Banken loyale Spieler ihrer Volkswirtschaft und haben ihre volkswirtschaftlichen Funktionen einwandfrei überwiegend wahrgenommen. Wir haben heute Global Player. Wem gegenüber ist ein Global Player loyal? Nur seinen eigenen Eigentümern gegenüber, und das ist übrigens eine der Ursachen dieser globalen Finanzkrise, die bisher nicht adressiert ist. Die globale Bankenaristokratie muss zerschlagen werden auf eine Größe, dass die Haftungsmassen der nationalen Volkswirtschaft noch kompatibel sind mit den Risiken, die von diesen Banken ausgehen.
Brink: Noch eine letzte Frage: Sie fordern nun potenziell vielleicht eine Aufstockung des EU-Rettungsfonds, dann würden die Spekulationen aufhören. Was macht Sie denn so sicher, dass dies passiert und dass es nicht wieder passiert?
Hellmeyer: Auch spekulative Kräfte können erlahmen, das sehen wir aus den Erfahrungen letztes Jahr, Russland in Verbindung mit Österreich und der Eurozone, wir haben es in diesem Jahr gesehen auch mit dem Griechenlandthema. Und in dem Maße, wie die Eurozone Solidarität zeigt und konkludent, nachhaltig handelt und damit der Spekulation die Gelbe Karte zunächst zeigt und schlussendlich die Rote, haben wir eine sehr gute Chance, dass die weltweite Erholung, die derzeit greift, sich auch eben in diesen Ländern so niederschlägt, dass die Fiskallagen deutlich stabilisiert werden.
Wir sehen es derzeit schon in Deutschland, und das ist ein weiterer Aspekt: Es ist wichtig, dass wir nicht zulassen, dass die Erholung, die ja weltweit greift, ihren Nutzen auch in den bisher schwachen Ländern darstellt, auch gerade vor dem Hintergrund, dass wir in Europa Musterschüler sind. Wir reformieren unsere Geschäftsmodelle, ob in Griechenland, in Portugal, in Irland, in Spanien; die einzigen großen Sünder sind die USA und Japan, die nach wie vor keine Strukturreform betreiben und weiter auf das Prinzip Kosmetik über Budgetdefizite, Liquidität und Niedrigzinspolitik setzen und damit im Grunde genommen langfristig ein Risiko darstellen.
Brink: Folker Hellmeyer war das, Chefanalyst der Bremer Landesbank.
Schon ist von 1,5 Billionen Euro die Rede, und Finanzminister Wolfgang Schäuble hat prompt geantwortet: Ich halte von solchen Forderungen gar nichts! Derweil hat die Ratingagentur Standard & Poor's, eine der einflussreichsten der Welt, die Kreditwürdigkeit Irlands deutlich herabgestuft, was nichts anderes bedeutet, als dass es für Irland noch teurer wird, sich mit Geld zu versorgen.
Ich habe vor der Sendung mit Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, gesprochen und ihn gefragt: Nachdem nun Irland unter den Rettungsfonds geschlüpft ist, muss der EU-Rettungsfonds aufgestockt werden?
Folker Hellmeyer: Sie ist nicht unbedingt notwendig, sie ist auch sachlich bei einer fundamentalen Analyse nicht geboten. Sie muss aber eine Ultima Ratio sein, um im Moment die Spekulation an den Finanzmärkten ein Stück weit zurückzufahren. Wir haben im Moment eine Situation, wo die Finanzmärkte insbesondere über den derivativen Markt, der ja sogenannten Credit Default Swaps, der Kreditausfallversicherung, eine Kapitalmarktunfähigkeit einiger Länder darstellen. Bei Griechenland ist das der Fall, bei Irland wird es derzeit versucht und Spanien und Portugal kommen ja unter Druck.
Und diese Spekulation ist zu unterbinden, weil sie in keinem sachlichen Zusammenhang steht. Und in diese Richtung müssten die Ausführungen von Axel Weber und auch von anderen Vertretern, die solche Maßnahmen fordern, interpretiert werden. Faktisch sind Länder wie Irland, Spanien und Portugal finanziell in den Budgets besser aufgestellt als die USA.
Brink: Da wollte ich jetzt gerade nachfragen, weil Sie von Kapitalunfähigkeit gesprochen haben: Wie real ist denn die Gefahr, dass Portugal und Spanien wirklich von einer Pleite bedroht sind? Und wie weit ist das wirklich Spekulation?
Hellmeyer: Es ist in erster Linie Spekulation, ich möchte es an Zahlen deutlich machen: Es gibt eine Studie des IWF aus dem September diesen Jahres und dort wird ...
Brink: ... also des Internationalen Währungsfods ...
Hellmeyer: ... exactamente, und dort wird simuliert unter sehr konservativen Gesichtspunkten, wo steht die Staatsverschuldung Spaniens, Portugals, Irlands im Jahr 2015. Das werden circa 90 Prozent sein der Wirtschaftsleistung; die USA stehen heute bei 95 Prozent. Und es wird auch eine Berechnung des maximalen Schuldenlimits geliefert, ab wann ein Staatsbankrott unausweichlich ist: Das liegt bei Irland bei 250 Prozent der Wirtschaftsleistung, bei Spanien bei 220 Prozent und bei Portugal bei 200 Prozent. Insofern ist diese Spekulation im Moment eine Manie, die von einigen wenigen forciert wird, und denen gilt es entgegenzuwirken, weil ansonsten der Schaden für diese Volkswirtschaften in Portugal, in Spanien, in Irland groß sind und damit auch ein Manko werden für die gesamte Eurozone und unter Umständen systemisch ausfallen können für die Weltwirtschaft.
Brink: Wir reden jetzt immer von Spekulationen gegen den Euro. Wer spekuliert denn da eigentlich und mit welchem Interesse?
Hellmeyer: Lassen Sie mich das so darstellen: Wir haben eine Situation, wo wir einen regulierten Staatsanleihemarkt haben, und wir haben einen unregulierten Derivatemarkt, Ausfallrisikoversicherungen. Und der kleine Derivate-, unregulierte Markt wird von einigen wenigen Spielern insbesondere – ich sage es immer gerne – in der globalen Bankenaristokratie dominiert, wie JPMorgan Chase, Barklays, HSBC, aber auch europäische Großbanken wie die Deutsche Bank unter anderem. Und hier drangsaliert quasi ein kleiner derivativer Markt einen großen, regulierten Staatsanleihemarkt. Das ist das grundsätzliche Problem.
Was steckt dahinter: Einmal Gewinnstreben der beteiligten Banken; aber wir können heute auch sagen, es hat einen politischen Beigeschmack. Wir haben in der internationalen Auseinandersetzung derzeit einen Kampf um Hegemonialmacht zwischen USA, China, Russland und auch Europa. Und dabei muss man ganz deutlich sagen, wenn wir die letzten zwei Jahre Revue passieren lassen, gibt es immer wieder Attacken insbesondere auf den Euro, weil der Euro lange Zeit als Alternative zum US-Dollar zumindest bis vor einem Jahr gehandelt worden ist.
Brink: Dann habe ich Sie richtig verstanden, dass es einige wenige Großbanken sind, die den Euro in Gefahr bringen, aus Gewinnstreben? Kann man das so einfach sagen?
Hellmeyer: Es ist eine sehr vereinfachte Darstellung, die Gesamtsituation ist deutlich komplizierter. Aber vereinfacht trifft das schon den Kern. Es sind maßgeblich spekulative Interessen, die koordiniert sind über die Finanzplätze London und auch New York, die auch im Fall Griechenland und letztes Jahr im Fall Russland, Österreich, Eurozone schon einmal aggressiv die Trommel gegen den Euro und über diese Credit Default Swaps gerührt haben. Insofern ist es aber zulässig, diese Sichtweise.
Brink: Müssen denn die Banken in Zukunft nicht dann auch mit ins Boot, um von ihnen ausgelöste Krisen in der Eurozone zu beseitigen? Oder kann man sie überhaupt dessen haftbar machen?
Hellmeyer: Hier muss man unterscheiden. Also grundsätzlich ist es richtig, dass, wenn man sich an Märkten wie Anleihemärkten, Aktienmärkten bewegt, dass Handeln auch Konsequenzen haben muss, dass man auch die Konsequenzen beim Ausfall tragen sollte. In der jetzigen Situation stehen wir immer noch im Schatten der globalen Finanzkrise, wir sind sogar immer noch drin. Wir haben die Weltwirtschaft und das Weltfinanzsystem mit einem Interventionsvolumen von 33.500 Milliarden US-Dollar global auf G30-Ebene, die großen 30 Industrienationen und Schwellenländer, stabilisiert. Die Frage ist jetzt, ob man eine Destabilisierung wegen Problemen der Größenordnung von 85 Milliarden oder 100 Milliarden des gesamten Systems wieder zulassen soll?
In dem aktuellen Umfeld ist es richtig, dass eine Vollkaskopolitik so, wie sie in den letzten drei Jahren vollzogen worden ist, erst mal beibehalten wird; aber, und da bin ich bei Frau Merkel, da bin ich bei Axel Weber und da bin ich auch bei Herrn Schäuble, wir brauchen mittelfristig andere Mechanismen, damit es diese Vollkaskohaftung der Solidargemeinschaft Staat für einige spekulative Interessen im Finanzsektor nicht mehr gibt. Das ist ein Unding, dass es das gab, aber in der jetzigen Situation war das alternativlos, und das sage ich als ein Freund freier Märkte.
Brink: Aber trotzdem muss sich dann doch die Frage stellen, dass die Länder, die hinter diesen Banken stehen, oder zumindest, in denen diese Banken operieren, also zum Beispiel Russland, also China, also die USA, da natürlich auch ihr eigenes Süppchen kochen?
Hellmeyer: Das ist fraglos so. Banken, insbesondere wenn sie Global Player sind, haben eine ganz eigene Agenda. Gehen wir zurück bis zum Jahr 1990. Bis 1990, vor der Globalisierung, waren Banken loyale Spieler ihrer Volkswirtschaft und haben ihre volkswirtschaftlichen Funktionen einwandfrei überwiegend wahrgenommen. Wir haben heute Global Player. Wem gegenüber ist ein Global Player loyal? Nur seinen eigenen Eigentümern gegenüber, und das ist übrigens eine der Ursachen dieser globalen Finanzkrise, die bisher nicht adressiert ist. Die globale Bankenaristokratie muss zerschlagen werden auf eine Größe, dass die Haftungsmassen der nationalen Volkswirtschaft noch kompatibel sind mit den Risiken, die von diesen Banken ausgehen.
Brink: Noch eine letzte Frage: Sie fordern nun potenziell vielleicht eine Aufstockung des EU-Rettungsfonds, dann würden die Spekulationen aufhören. Was macht Sie denn so sicher, dass dies passiert und dass es nicht wieder passiert?
Hellmeyer: Auch spekulative Kräfte können erlahmen, das sehen wir aus den Erfahrungen letztes Jahr, Russland in Verbindung mit Österreich und der Eurozone, wir haben es in diesem Jahr gesehen auch mit dem Griechenlandthema. Und in dem Maße, wie die Eurozone Solidarität zeigt und konkludent, nachhaltig handelt und damit der Spekulation die Gelbe Karte zunächst zeigt und schlussendlich die Rote, haben wir eine sehr gute Chance, dass die weltweite Erholung, die derzeit greift, sich auch eben in diesen Ländern so niederschlägt, dass die Fiskallagen deutlich stabilisiert werden.
Wir sehen es derzeit schon in Deutschland, und das ist ein weiterer Aspekt: Es ist wichtig, dass wir nicht zulassen, dass die Erholung, die ja weltweit greift, ihren Nutzen auch in den bisher schwachen Ländern darstellt, auch gerade vor dem Hintergrund, dass wir in Europa Musterschüler sind. Wir reformieren unsere Geschäftsmodelle, ob in Griechenland, in Portugal, in Irland, in Spanien; die einzigen großen Sünder sind die USA und Japan, die nach wie vor keine Strukturreform betreiben und weiter auf das Prinzip Kosmetik über Budgetdefizite, Liquidität und Niedrigzinspolitik setzen und damit im Grunde genommen langfristig ein Risiko darstellen.
Brink: Folker Hellmeyer war das, Chefanalyst der Bremer Landesbank.