Global Player auf dem Markt der Entwicklungshilfe

Von Andreas Baum |
Entwicklungshilfe muss sich rechnen, wenn sie mehr sein will als reines Almosen. Diese Überlegung stand am Anfang der GTZ. Als sie im Dezember 1974 als Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit gegründet wurde, ging es darum, eine Firma zu schaffen, die sich strategisch auf den weltweiten Entwicklungshilfemärkten positionieren kann.
Die GTZ ist als GmbH rein privatwirtschaftlich organisiert – allerdings ist die Bundesrepublik Deutschland alleiniger Besitzer. Das macht sie zu einem Zwitter: nicht ganz Behörde, aber auch nicht ganz Konzern – quasi weisungsgebunden und doch flexibel, mit modernem, dezentralem Management.

Der einstige Entwicklungshilfeminister Erhard Eppler wollte dies so, weil er keinen starrköpfigen Beamtenapparat wollte. So wie sie heute organisiert ist, ist die GTZ auch in der Lage, Aufträge von anderen als nur dem Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit anzunehmen. Ministerien und Körperschaften des Bundes bedienen sich ihrer, aber auch ausländische Auftraggeber sind darunter, etwa die Weltbank, die Europäische Union oder die Entwicklungsländer selbst. Bei diesen Projekten ist die Bundesregierung dann finanziell nicht beteiligt und trägt auch kein unternehmerisches Risiko.

Schon lange bezeichnen sich die Fachkräfte, die von der GTZ in alle Welt verschickt werden, nicht mehr als Entwicklungshelfer. Ökonomen, Sozialwissenschaftler, Ingenieure, Lehrer – der Job, als Experte für die GTZ zu arbeiten, ist bei Akademikern und Facharbeitern begehrt. Ein Drittel der Beschäftigten sind freie Mitarbeiter mit kurzfristigen Verträgen.

Seit sich Deutschland militärisch in Afghanistan engagiert, ist auch die GTZ dabei, allerdings versuchen die Fachkräfte in der Regel, Abstand zu Bundeswehrsoldaten zu halten, aus Sicherheitsgründen und um nicht mit einer Besatzungsmacht verwechselt zu werden.

Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel ist nicht der Erste, der die GTZ mit anderen Institutionen verschmelzen will. Denn immer wieder wird der Organisation vorgeworfen, ein Koloss mit dünnen Ärmchen zu sein: raumgreifend und teuer, aber wenig effektiv. Andere wiederum bemängeln, dass die GTZ zu mächtig geworden ist. Immerhin hat sie weltweit 13.000 Mitarbeiter, 1000 allein in der Zentrale in Eschborn bei Frankfurt am Main. 2008 machte sie einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro.

Niebels Vorgängerin, Heidemarie Wieczorek-Zeul, hatte den Plan verfolgt, die GTZ mit der Investitionsbank KfW zu vereinigen, damit sich die beiden Organisationen nicht länger im Weg stehen oder gar gegeneinander arbeiten. Man darf gespannt sein, ob es Dirk Niebel gelingt, das Vorfeld seines Ministeriums, wie es heißt, neu zu ordnen. Denn die GTZler gelten als zäh und haben gelernt, reformwütige Politiker kalt abblitzen zu lassen: Den Managern der GTZ, heißt es hinter vorgehaltener Hand, ist es letztlich egal, wer unter ihnen Minister ist.