Glaspalast schlägt Nachkriegsmoderne
Der niedersächsische Landtag in Hannover erhält ein neues Plenargebäude. Der denkmalgeschützte Plenarsaal aus der Nachkriegszeit wird abgerissen, an seiner Stelle soll bis 2012 ein Neubau in Form eines Glastempels entstehen. Das hat der niedersächsische Landtag nach jahrelanger kontroverser Debatte entschieden.
Am Ende war das Votum der Abgeordneten doch überraschend deutlich und jetzt wird er abgerissen, der Plenarsaal des niedersächsischen Landtags, der sich in einem Anbau des sogenannten Leineschlosses mitten im Herzen von Hannover befindet. Stattdessen soll ein üppiger Glaspavillon errichtet werden.
Die Debatte zuvor war intensiv und kritisch. Drei Stunden stritten die Parlamentarier und auch vor dem Landtag hatten sich bereits am Morgen 150 Hannoveraner versammelt, die für den Erhalt des Gebäudes protestierten. Sid Auffahrt, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Bürgerbeteiligung Landtag.
"Ich finde, dass dieser Bau, der 1962 fertiggestellt wurde, genau die funktionellen Abläufe eines Landtages wunderbar bewältigt und Eleganz und Repräsentation damit verbindet auf eine einfache, schlichte Weise, die nicht protzig ist, die nicht ins Auge fällt, die einfach ein Stück Bescheidenheit zeigt und ich denke, das sollte man sanieren, reparieren, aber mehr nicht."
Der fast 50 Jahre alte schnörkellose Granitkubus wurde vom hannoverschen Architekten Dieter Oesterlen entworfen und steht unter Denkmalschutz. Oesterlen gilt als einer der wichtigsten Nachkriegsarchitekten Norddeutschlands und hat sich auch international durch seinen sensiblen und bewahrenden Umgang mit historischem Baubestand einen Namen gemacht. Der Landtagsanbau sei ein künstlerisch herausragendes Beispiel für einen Parlamentsbau der jungen deutschen Demokratie, sagt Annette Roggatz, Geschäftsführerin des Deutschen Werkbunds Nord.
"Der Plenarsaal hier in Hannover ist der Einzige, der diese Wunde schlägt über den Nationalsozialismus hinweg und ein ursprünglich feudales Gebäude mit einer demokratischen Aneignung versieht. Das ist so wichtig für uns, für unsere Identität, dass es ausgesprochen leichtsinnig wäre, das abzureißen."
Dass das von Oesterlen gestaltete Parlamentsgebäude sanierungsbedürftig ist, darin sind sich alle einig: So fehlt es in dem fensterlosen Plenarsaal u.a. an Tageslicht und es gibt Mängel u.a. bei der Belüftung, der Abwasseranlage und im Brandschutz. Doch muss dafür gleich das ganze Gebäude abgerissen werden, wie es der Siegerentwurf eines Architektenwettbewerbs vorsieht? Die Linken, Teile der SPD und die Grünen im niedersächsischen Landtag meinen nein und sprachen sich für den Entwurf des zweiten Siegers aus, der einen Erhalt wesentlicher Teile des Oesterlen-Baus vorsieht. Ursula Helmhold von den Grünen:
"Wie viel Respekt haben wir vor Oesterlens Werk? Wie viel Respekt haben wir vor der demokratischen Geschichte des Landes? Wie viel Respekt haben wir vor unserem eigenen Denkmalschutzgesetz? Wir stehen doch in besonderer Verantwortung dafür, dieses Gesetz ernst zu nehmen!"
Nach Ansicht von FDP und der Mehrheit der CDU-Fraktion hingegen entspräche auch ein Umbau nicht mehr den Bedingungen des Denkmalschutzes. Außerdem stellten die Vertreter der Regierungskoalition in Niedersachsen klar: In Zeiten knapper Kassen gehen Kosten vor Denkmalschutz. Nur mit einem Neubau könnten die Kosten, derzeit sind rund 39 Millionen Euro veranschlagt, überschaubar bleiben. FDP-Fraktionschef Christian Dürr:
"Hier war eine schwierige Abwägung zu treffen, aber ich meine auch das Kostenargument, was ja vom staatlichen Baumanagement maßgeblich angeführt wurde, nämlich das ein Umbau im Bestand, eine Sanierung im Bestand zu erheblichen Kosten führen kann, ein erhebliches Kostenrisiko in sich birgt, hat letztlich auch bei uns in der Fraktion den Ausschlag gegeben, dass man gesagt hat, dieses Risiko wollen wir nicht eingehen."
Nach dem heutigen Votum der niedersächsischen Landtagsabgeordneten soll bis 2012 neben dem Leineschloss ein lichter Glasbau mit einem außen umlaufenden Säulengang entstehen. Doch wann die Abrissbagger wirklich anrollen, steht auch nach der Abstimmung noch lange nicht fest. Denn die Witwe von Dieter Oesterlen hat angekündigt, gegen jede entstellende Veränderung des Baus zu klagen.
Die Debatte zuvor war intensiv und kritisch. Drei Stunden stritten die Parlamentarier und auch vor dem Landtag hatten sich bereits am Morgen 150 Hannoveraner versammelt, die für den Erhalt des Gebäudes protestierten. Sid Auffahrt, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Bürgerbeteiligung Landtag.
"Ich finde, dass dieser Bau, der 1962 fertiggestellt wurde, genau die funktionellen Abläufe eines Landtages wunderbar bewältigt und Eleganz und Repräsentation damit verbindet auf eine einfache, schlichte Weise, die nicht protzig ist, die nicht ins Auge fällt, die einfach ein Stück Bescheidenheit zeigt und ich denke, das sollte man sanieren, reparieren, aber mehr nicht."
Der fast 50 Jahre alte schnörkellose Granitkubus wurde vom hannoverschen Architekten Dieter Oesterlen entworfen und steht unter Denkmalschutz. Oesterlen gilt als einer der wichtigsten Nachkriegsarchitekten Norddeutschlands und hat sich auch international durch seinen sensiblen und bewahrenden Umgang mit historischem Baubestand einen Namen gemacht. Der Landtagsanbau sei ein künstlerisch herausragendes Beispiel für einen Parlamentsbau der jungen deutschen Demokratie, sagt Annette Roggatz, Geschäftsführerin des Deutschen Werkbunds Nord.
"Der Plenarsaal hier in Hannover ist der Einzige, der diese Wunde schlägt über den Nationalsozialismus hinweg und ein ursprünglich feudales Gebäude mit einer demokratischen Aneignung versieht. Das ist so wichtig für uns, für unsere Identität, dass es ausgesprochen leichtsinnig wäre, das abzureißen."
Dass das von Oesterlen gestaltete Parlamentsgebäude sanierungsbedürftig ist, darin sind sich alle einig: So fehlt es in dem fensterlosen Plenarsaal u.a. an Tageslicht und es gibt Mängel u.a. bei der Belüftung, der Abwasseranlage und im Brandschutz. Doch muss dafür gleich das ganze Gebäude abgerissen werden, wie es der Siegerentwurf eines Architektenwettbewerbs vorsieht? Die Linken, Teile der SPD und die Grünen im niedersächsischen Landtag meinen nein und sprachen sich für den Entwurf des zweiten Siegers aus, der einen Erhalt wesentlicher Teile des Oesterlen-Baus vorsieht. Ursula Helmhold von den Grünen:
"Wie viel Respekt haben wir vor Oesterlens Werk? Wie viel Respekt haben wir vor der demokratischen Geschichte des Landes? Wie viel Respekt haben wir vor unserem eigenen Denkmalschutzgesetz? Wir stehen doch in besonderer Verantwortung dafür, dieses Gesetz ernst zu nehmen!"
Nach Ansicht von FDP und der Mehrheit der CDU-Fraktion hingegen entspräche auch ein Umbau nicht mehr den Bedingungen des Denkmalschutzes. Außerdem stellten die Vertreter der Regierungskoalition in Niedersachsen klar: In Zeiten knapper Kassen gehen Kosten vor Denkmalschutz. Nur mit einem Neubau könnten die Kosten, derzeit sind rund 39 Millionen Euro veranschlagt, überschaubar bleiben. FDP-Fraktionschef Christian Dürr:
"Hier war eine schwierige Abwägung zu treffen, aber ich meine auch das Kostenargument, was ja vom staatlichen Baumanagement maßgeblich angeführt wurde, nämlich das ein Umbau im Bestand, eine Sanierung im Bestand zu erheblichen Kosten führen kann, ein erhebliches Kostenrisiko in sich birgt, hat letztlich auch bei uns in der Fraktion den Ausschlag gegeben, dass man gesagt hat, dieses Risiko wollen wir nicht eingehen."
Nach dem heutigen Votum der niedersächsischen Landtagsabgeordneten soll bis 2012 neben dem Leineschloss ein lichter Glasbau mit einem außen umlaufenden Säulengang entstehen. Doch wann die Abrissbagger wirklich anrollen, steht auch nach der Abstimmung noch lange nicht fest. Denn die Witwe von Dieter Oesterlen hat angekündigt, gegen jede entstellende Veränderung des Baus zu klagen.