Gisèle Halimi

Leidenschaftliche Kämpferin für die Sache der Frauen

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Ein Porträt zeigt die Rechtsanwältin Gisele Halimi auf ihrer Wohnzimmercouch vor einem vollen Bücherregal in Paris 1997.
Weggefährtin von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir: die am Dienstag verstorbene Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin Gisèle Halimi 1997 in Paris. © Getty Images / Gamma-Photo / Robert van der Hilst
Von Jürgen König · 28.07.2020
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Mit Gisèle Halimi verliert Frankreich eine Ikone seiner Frauenbewegung. Halimi starb am Dienstag im Alter von 93 Jahren in Paris. Präsident Macron würdigte sie als "leidenschaftliche Republikanerin" und große Kämpferin für die Emanzipation.
Nicht nur für die französische Frauenbewegung, für das gesamte Justizwesen Frankreichs, ja für weite Teile der französischen Gesellschaft war Gisèle Halimi eine Kämpferin, die zur Ikone wurde.
"Als ich geboren wurde, hat man 15 Tage gebraucht, um meine Geburt offiziell anzuerkennen. Denn in jener Zeit war eine Tochter in Tunesien fast ein Fluch", erinnerte sich die 1927 in Tunesien geborene Halimi später. In Tunis besuchte sie das französische Gymnasium, studierte Jura und Philosophie in Paris, machte ihren juristischen Abschluss mit 21 Jahren. Mit Jean-Paul Sartre war sie befreundet, gemeinsam mit Simone de Beauvoir gründete Gisèle Halimi die Frauenrechtsorganisation "Choisir la cause des femmes", kämpfte insbesondere für das Recht der Frauen auf Abtreibung.
"Der Akt der Zeugung ist ein Akt der Freiheit!", betonte Halimi. "Und kein Gesetz der Welt kann eine Frau verpflichten, ein Kind zu bekommen, wenn sie sich zu dieser Verantwortung nicht in der Lage sieht!

Sie führte aufsehenerregende Prozesse

Als Rechtsanwältin stand sie im Mittelpunkt aufsehenerregender Prozesse: So verteidigte sie etwa eine Minderjährige, die vor Gericht stand, weil sie sich nach einer Vergewaltigung zu einer Abtreibung entschlossen hatte. Mit ihrem Engagement trug Gisèle Halimi wesentlich zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen bei: Ihre Freundin Simone Veil brachte sie als Gesundheitsministerin auf den Weg. Gisèle Halimi wurde selber Parlamentarierin, Ende der 90er-Jahre gehörte sie überdies zu den Gründungsmitgliedern der globalisierungskritischen Organisation Attac.
Mit Gisèle Halimi verliere Frankreich "eine leidenschaftliche Republikanerin, die als Anwältin, Aktivistin und Abgeordnete eine große Kämpferin für die Emanzipation der Frauen" gewesen sei, schrieb Präsident Emmanuel Macron auf Twitter. Kulturministerin Roselyne Bachelot würdigte Gisèle Halimi als "unermüdliche Verfechterin der Frauenrechte, eine großartige Schriftstellerin, eine entschlossene Aktivistin".
Zeitlebens galt für Halimi, was sie 1983 so formulierte: "Für alle Kämpfe der Frauen braucht es immer vor allem Wachsamkeit. Denn für Frauen, anders als für die Männer, ist das Erreichte nie wirklich ganz sicher."
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