Gewerkschaft nennt Lage schwedischer Bibliotheken alarmierend

    Die Stockholmer Stadtbibliothek, ein berühmtes architektonisches Wahrzeichen, verfügt über eine geräumige kreisförmige Halle mit mehreren Ebenen von Bücherregalen. Besucher stöbern in der Bibliothek, einige sitzen, andere gehen auf den Balkonen entlang. (Quelle: picture alliance)
    Die Stockholmer Stadtbibliothek © picture alliance / NurPhoto / Michael Nguyen
    Seit Jahrzehnten nehmen die Bibliotheken der skandinavischen Länder eine Vorreiterrolle ein, besonders bei der Kundenorientierung und der Vermittlung von Informationskompetenz. So hat in Schweden jede Gemeinde per Gesetz eine kostenlose öffentliche Bibliothek. Diese hilft zum Beispiel gerade in dünn besiedelten Gegenden Studierenden beim Fernstudium und E-Learning. Dennoch macht sich unter den Bibliotheksangestellten Unmut breit. Nach einer Untersuchung der Gewerkschaft DIK schätzt jeder dritte unter ihnen, dass mehr als die Hälfte der Arbeitszeit darauf verwendet wird, Besuchenden mit sozialen Dienstleistungen zu helfen. Manchmal fühlten sie sich wie Kopierassistenten, sagt etwa die Göteborger Bibliothekarin Carina Alm im schwedischen Rundfunk SR. Die Vorsitzende der Gewerkschaft, Anna Troberg, beschreibt die Situation als alarmierend. Die Bibliotheken würden als eine Art Auffangbecken genutzt - auch von Ämtern und Behörden, die ihre Kunden mit Anträgen zum Ausfüllen zur Bibliothek schickten. Auch wenn es erfüllend sei, in solchen Situationen helfen zu können, sei es schöner, wenn man auch wieder mehr über Bücher und Literatur sprechen könne, so die Bibliothekarin Carina Alm. Für die Untersuchung wurden mehr als 1.800 Bibliotheksangestellte befragt.