Gewerkschaft befürchtet Zerschlagung von Continental
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie hat vor einer Übernahme des Autozulieferers Continental durch die fränkische Schaeffler-Gruppe gewarnt. Es drohe die Zerschlagung von Continental, sagte Werner Bischof, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der Gewerkschaft und Mitglied im Continental-Aufsichtsrat.
Hanns Ostermann: Einen der größten Umbrüche in der Automobilindustrie erleben wir derzeit. Das liegt klar an den hohen Ölpreisen und der Klimaschutzdebatte. Was viele vielleicht nicht wissen, rund dreiviertel der Wertschöpfung entfallen dabei auf die Lieferanten, Tendenz steigend. Das heißt, die Zulieferer gewinnen an Macht. Zwar gibt es in Deutschland viele Mittelständler, die eine Nische besetzt haben und ein spezielles Produkt liefern, aber nur wenige große, weltweite Player. Dazu zählen sowohl Continental als auch die Schaeffler-Gruppe, die derzeit kurz vor der Übernahme von Conti zu stehen scheint. Werner Bischof sitzt als Vertreter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie im Continental-Aufsichtsrat. - Herr Bischof, ist die Übernahme durch das Familienunternehmen nur noch eine Formsache?
Werner Bischof: Nein, ich würde zunächst einmal sagen, es ist Gefahr im Verzuge. Die kleinere Einheit der Schaeffler-Gruppe will die Conti AG übernehmen, dadurch, dass sie in diese Position sich hineinbegeben hat, Anteile und Aktienanteile einzusammeln. Und insofern sehe ich Gefahr im Verzuge und das braucht seine Zeit, das wird noch seine Zeit brauchen. Aber die Aktivitäten laufen darauf hinaus.
Ostermann: Die Aktivitäten laufen darauf hinaus. Was können Sie dagegen tun? Wie können Sie eine Übernahme abwähren? Welche Möglichkeiten haben Sie da?
Bischof: Also, ich kann zunächst einmal aus Arbeitnehmersicht darauf hinweisen, weise darauf hin, welche Risiken wir sehen. Und ein Risiko ist, dass, wenn solch eine von draußen gerichtete Aktivität stattfindet, dass das möglicherweise dann auch dazu führt, dass das Unternehmen auch in bestimmten Bereichen zerschlagen wird. Und ich habe große Sorge, dass dies bezogen auf den Kautschukbereich eine reale Gefahr ist. Welche Möglichkeiten wir haben und ob man das abwähren kann, wollen wir gemeinsam prüfen mit den Anteilseignern. Und das werden wir in der nächsten Woche in einer vorwärts gerichteten Strategiediskussion auch im Aufsichtsrat tun.
Ostermann: Nun heißt es ja, Zusammenschlüsse können Unternehmen auch helfen, Wachstum zu generieren, Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Was befürchten Sie konkret? Denn Sie sagen ja, das ist keine Chance, sondern da ist Gefahr im Verzuge.
Bischof: Also, wenn man solch eine Zielsetzung hat, muss man anders miteinander umgehen. Man muss den Partner auch einladen, über gemeinsame Kooperationen nachzudenken. Ich glaube, dass hier der Versuch unternommen wurde, oder unternommen wird, muss ich besser sagen, dass man eine gute technologische Ausgangsbasis, die die Conti und die VDO nun gefunden haben, versucht halt, in diesem kleineren Unternehmen, Schaeffler aufzuschließen und das ist das Risiko, was ich sehe.
Ostermann: Auf der anderen Seite, ist es nicht auch eine Chance, besser zum Beispiel mit den hohen Rohstoffkosten zurechtzukommen? Denn die können sie ja nicht einfach an die Hersteller weitergeben.
Bischof: Wissen Sie, wenn man mit dem Problem fertig werden will, dann muss man natürlich miteinander reden, dann muss man gemeinsame Strategien finden und dann kann man das nicht gegeneinander tun. Und hier geht es ja nicht um Einzelheiten schon der Produktionsplanung, sondern hier geht es darum, wie komme ich in Entscheidungspositionen im Unternehmen, wie kann ich in der Hauptversammlung entsprechende Majorisierungen vornehmen. Das sind die Punkte, die zurzeit stattfinden und das hat nichts mit solch edlen Fragen zu tun, wie die Rohstoffe entwickelt werden können. Das muss man im Tagesgeschäft lösen und hat mit dieser eigentlichen Frage nichts zu tun.
Ostermann: Hoffen Sie möglicherweise auch auf Unterstützung durch den Ministerpräsidenten Wulff, der die Entwicklung ja auch relativ skeptisch eingeschätzt hatte?
Bischof: Ja, der werte Herr Wulff ist in der gleichen Situation wie ich. Wir können gute Ratschläge geben, es sei denn, dass er die Staatskasse aufmacht und entsprechend Geld rüberschickt.
Ostermann: Damit ist wohl nicht zu rechnen.
Bischof: Dann könnten wir sicherlich darüber reden. Aber insofern, sage ich mal, insofern sind natürlich die Unterstützung von Herrn Wulff wichtig, und es ist natürlich auch für Niedersachsen eine ganz wichtige Frage und deswegen stehen wir da sicherlich in der Interessenvertretung Seite an Seite.
Ostermann: Ist Continental eigentlich, was die Innovation, ein Zauberwort dieser Tage, betrifft, ist Continental da eigentlich auf der Höhe der Zeit?
Bischof: Durch die Übernahme von Siemens-Aktivitäten im Bereich der Autoelektronik, im Bereich der Autotechnik, hat es eine Kombination jetzt mit vorhandenen Aktivitäten bei Conti gegeben, die sicherlich dazu führt, wenn die Kombination, die Zusammenführung vollendet ist, dass wir damit ein spitzen Unternehmen haben mit Weltklasse-Standard. Und vor diesem Hintergrund war diese Zusammenführung von VDO und von Conti der richtige Weg. Und wenn das nun durch einen Dritten, ich sage mal, gestört wird, dann glaube ich, dann möchte er hier Zugang auch zu dieser hohen High-Tech-Basis finden und das macht die Sache natürlich dann schon bedenklich.
Ostermann: Herr Bischof, wie gehen die Mitarbeiter von Continental mit dieser Gemengelage um?
Bischof: Ich glaube, das ist eine ausgesprochen für alle Menschen sehr schwierige Frage, weil keiner so richtig weiß, was die wirklichen Motive sind. Ich weiß, dass meine Kolleginnen und Kollegen große Sorge haben um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Ist ja auch nicht unbegründet, denn immer in solchen Fusionen haben letztendlich, sage ich mal, die Arbeitnehmer die Zeche bezahlt. Das ist dann das, wo man dann einspart, indem man Unternehmensteile verkauft. Und die verkauften Einheiten werden dann möglicherweise im neuen Unternehmen als erste zur Disposition gestellt. Und insofern ist da sicherlich zunächst einmal eine Transaktion, die am Kapitalmarkt stattfindet. Aber ich sage mal, die Werte werden von den Menschen geschaffen, die in den Unternehmen arbeiten, die haben Sorge um ihre Zukunft, und ich habe als Arbeitnehmervertreter diese Verpflichtung, das auch entsprechend in der Öffentlichkeit deutlich zu machen.
Das Gespräch mit Werner Bischof können Sie bis zum 16. Dezember 2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio
Werner Bischof: Nein, ich würde zunächst einmal sagen, es ist Gefahr im Verzuge. Die kleinere Einheit der Schaeffler-Gruppe will die Conti AG übernehmen, dadurch, dass sie in diese Position sich hineinbegeben hat, Anteile und Aktienanteile einzusammeln. Und insofern sehe ich Gefahr im Verzuge und das braucht seine Zeit, das wird noch seine Zeit brauchen. Aber die Aktivitäten laufen darauf hinaus.
Ostermann: Die Aktivitäten laufen darauf hinaus. Was können Sie dagegen tun? Wie können Sie eine Übernahme abwähren? Welche Möglichkeiten haben Sie da?
Bischof: Also, ich kann zunächst einmal aus Arbeitnehmersicht darauf hinweisen, weise darauf hin, welche Risiken wir sehen. Und ein Risiko ist, dass, wenn solch eine von draußen gerichtete Aktivität stattfindet, dass das möglicherweise dann auch dazu führt, dass das Unternehmen auch in bestimmten Bereichen zerschlagen wird. Und ich habe große Sorge, dass dies bezogen auf den Kautschukbereich eine reale Gefahr ist. Welche Möglichkeiten wir haben und ob man das abwähren kann, wollen wir gemeinsam prüfen mit den Anteilseignern. Und das werden wir in der nächsten Woche in einer vorwärts gerichteten Strategiediskussion auch im Aufsichtsrat tun.
Ostermann: Nun heißt es ja, Zusammenschlüsse können Unternehmen auch helfen, Wachstum zu generieren, Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Was befürchten Sie konkret? Denn Sie sagen ja, das ist keine Chance, sondern da ist Gefahr im Verzuge.
Bischof: Also, wenn man solch eine Zielsetzung hat, muss man anders miteinander umgehen. Man muss den Partner auch einladen, über gemeinsame Kooperationen nachzudenken. Ich glaube, dass hier der Versuch unternommen wurde, oder unternommen wird, muss ich besser sagen, dass man eine gute technologische Ausgangsbasis, die die Conti und die VDO nun gefunden haben, versucht halt, in diesem kleineren Unternehmen, Schaeffler aufzuschließen und das ist das Risiko, was ich sehe.
Ostermann: Auf der anderen Seite, ist es nicht auch eine Chance, besser zum Beispiel mit den hohen Rohstoffkosten zurechtzukommen? Denn die können sie ja nicht einfach an die Hersteller weitergeben.
Bischof: Wissen Sie, wenn man mit dem Problem fertig werden will, dann muss man natürlich miteinander reden, dann muss man gemeinsame Strategien finden und dann kann man das nicht gegeneinander tun. Und hier geht es ja nicht um Einzelheiten schon der Produktionsplanung, sondern hier geht es darum, wie komme ich in Entscheidungspositionen im Unternehmen, wie kann ich in der Hauptversammlung entsprechende Majorisierungen vornehmen. Das sind die Punkte, die zurzeit stattfinden und das hat nichts mit solch edlen Fragen zu tun, wie die Rohstoffe entwickelt werden können. Das muss man im Tagesgeschäft lösen und hat mit dieser eigentlichen Frage nichts zu tun.
Ostermann: Hoffen Sie möglicherweise auch auf Unterstützung durch den Ministerpräsidenten Wulff, der die Entwicklung ja auch relativ skeptisch eingeschätzt hatte?
Bischof: Ja, der werte Herr Wulff ist in der gleichen Situation wie ich. Wir können gute Ratschläge geben, es sei denn, dass er die Staatskasse aufmacht und entsprechend Geld rüberschickt.
Ostermann: Damit ist wohl nicht zu rechnen.
Bischof: Dann könnten wir sicherlich darüber reden. Aber insofern, sage ich mal, insofern sind natürlich die Unterstützung von Herrn Wulff wichtig, und es ist natürlich auch für Niedersachsen eine ganz wichtige Frage und deswegen stehen wir da sicherlich in der Interessenvertretung Seite an Seite.
Ostermann: Ist Continental eigentlich, was die Innovation, ein Zauberwort dieser Tage, betrifft, ist Continental da eigentlich auf der Höhe der Zeit?
Bischof: Durch die Übernahme von Siemens-Aktivitäten im Bereich der Autoelektronik, im Bereich der Autotechnik, hat es eine Kombination jetzt mit vorhandenen Aktivitäten bei Conti gegeben, die sicherlich dazu führt, wenn die Kombination, die Zusammenführung vollendet ist, dass wir damit ein spitzen Unternehmen haben mit Weltklasse-Standard. Und vor diesem Hintergrund war diese Zusammenführung von VDO und von Conti der richtige Weg. Und wenn das nun durch einen Dritten, ich sage mal, gestört wird, dann glaube ich, dann möchte er hier Zugang auch zu dieser hohen High-Tech-Basis finden und das macht die Sache natürlich dann schon bedenklich.
Ostermann: Herr Bischof, wie gehen die Mitarbeiter von Continental mit dieser Gemengelage um?
Bischof: Ich glaube, das ist eine ausgesprochen für alle Menschen sehr schwierige Frage, weil keiner so richtig weiß, was die wirklichen Motive sind. Ich weiß, dass meine Kolleginnen und Kollegen große Sorge haben um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Ist ja auch nicht unbegründet, denn immer in solchen Fusionen haben letztendlich, sage ich mal, die Arbeitnehmer die Zeche bezahlt. Das ist dann das, wo man dann einspart, indem man Unternehmensteile verkauft. Und die verkauften Einheiten werden dann möglicherweise im neuen Unternehmen als erste zur Disposition gestellt. Und insofern ist da sicherlich zunächst einmal eine Transaktion, die am Kapitalmarkt stattfindet. Aber ich sage mal, die Werte werden von den Menschen geschaffen, die in den Unternehmen arbeiten, die haben Sorge um ihre Zukunft, und ich habe als Arbeitnehmervertreter diese Verpflichtung, das auch entsprechend in der Öffentlichkeit deutlich zu machen.
Das Gespräch mit Werner Bischof können Sie bis zum 16. Dezember 2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören. MP3-Audio