Getankt wird an der Steckdose
Elegant und gleichzeitig umweltbewusst - das schien lange unvereinbar. Der Autodesigner Murat Günak wollte das ändern: Er hat ein Hybridauto entworfen, das nicht nur auf Benzin verzichten kann, sondern auch noch chic aussieht.
"Wie sieht er aus? Wie sieht er aus? Super sieht er aus!"
Innerhalb von nur anderthalb Jahren hat Murat Günak mit seinen Leuten eine Vision verwirklicht: ein elegantes Hybridauto. Ein Auto, das im Stadtverkehr mit Strom fährt.
"Da wo's fährt, hat es keine Abgase. Es ist absolut leise. Wir begrenzen die Höchstgeschwindigkeit auf 140. Es beschleunigt schnell; es macht Spaß zu fahren. Stellen Sie sich solche Fahrzeuge in einer Stadt wie Paris vor zum Beispiel. Was das für ein anderer Lebenswert ist für die Leute."
Günaks Ökoflitzer stößt in der Stadt kein CO-2 aus. "Mindset" tankt eben nicht an der Zapfsäule, sondern an der Steckdose. Und wenn längere Distanzen anstehen und der Strom nicht ausreicht, kann das Fahrzeug auf Benzin-Antrieb umschalten.
Ausgetüftelt hat Murat Günak dieses leichte Hybridauto, das weniger als tausend Kilo wiegt, in Rekordzeit: in rund anderthalb Jahren - mit findigen Ingenieuren in der Schweiz, im Bootshaus einer Villa am Vierwaldstättersee, nur wenige Minuten von Luzern.
Günaks neuester Coup ist ein klassisches und zugleich futuristisch anmutendes Coupé - leicht, mit viel Glas, auf schmalen Rädern. Ein Hybrid-Auto, betrieben meist mit Strom, zeitweise auch mit Benzin, das auch Ästheten überzeugen soll.
Es ist ein Ökoauto, das Murat Günaks Handschrift trägt, keine elegante Limousine - und das nach über 20 Jahren als Stardesigner für die Großen der Autoindustrie - für Mercedes, Peugeot, VW.
Er habe den Freiraum vermisst, seine Ideen verwirklichen zu können, sagt der 51-Jährige - ein kleiner Mann mit jungenhaftem Gesicht:
"Wenn ich es ermöglichen kann, dass durch das Design Menschen an einem Automobil Gefallen finden; dass die Leute - wenn sie das Fahrzeug sehen - überlegen, ‚was mach' ich da eigentlich, wenn ich mit meinem Zweitonner durch die Gegend fahre, dann wäre es jetzt doch an der Zeit, ein Automobil zu gestalten, das - sag' ich mal - einen kleinen Beitrag dazu leistet, um die Welt etwas besser zu machen. Das klingt jetzt sehr hochtrabend, aber das ist halt so. Ich kann das im Moment nicht anders ausdrücken."
Wie ein Aussteiger, wie ein Ökofreak sieht Günak gar nicht aus - mit seiner braunen Hornbrille, dem cremefarbenen Cashmir-Pullover, dem hellblauen Hemd. Aber er habe vier Kinder, er spüre schon eine gewisse Verantwortung, sagt er.
In Istanbul ist Murat Günak 1957 geboren, in eine Arztfamilie. Er habe viel gezeichnet, Autos natürlich. Er wollte in die türkische Autoindustrie, schon als Kind.
Mit 16 kam er nach Deutschland, hat Abitur gemacht - und Design studiert. Aber lange ausgehalten hat er es zunächst nicht:
"Das Designstudium war mit zu theoretisch. Ich hab dann während des Studiums umgeschwenkt und in Kassel Bühnenbild studiert. Ich hab' eigentlich einen Abschluss als Bühnenbildner und bin dann über ein großes Glück (zum Autodesign gekommen, Anmerkung der Autorin).
Über eine Person, über Patrick le Quément, der heutige Designchef von Renault, dem ich dann meine Zeichnungen zeigen konnte und der hat dann ohne Zögern gesagt: 'Junge, du musst nach England gehen. Du musst Autodesign studieren.'Das hat im Prinzip mein Leben verändert, von einer Minute zur andern."
Nach seiner Ausbildung in London avancierte er zu einem der gefragtesten Autodesigner Deutschlands.
Aber warum eigentlich macht Murat Günak gerade Autos? Er, der nie von PS spricht? Nicht vom eigenen Auto, da er meist mit Taxi und Flugzeug unterwegs sei - zwischen der Schweiz, wo seine Ingenieure arbeiten, und Paris, wo gewisse Teile gefertigt werden, und Deutschland, wo seine Familie lebt. Warum designt er gerade Autos?
"Es gibt kein anderes Produkt auf der Welt, das alle Menschen so emotional berührt wie das Auto. Es ist im Prinzip das einzige Produkt, das - ob jung ob alt, ob Mann ob Frau, ob in Amerika ob in Europa - die Menschen derart beschäftigt, dass sie andauernd darüber reden. Das ist ein Phänomen. Und das ist nur emotional zu begründen. Wenn man aus dem Auto das Emotionale rausnehmen und es nur rational betrachten würde, dann wäre es wahrscheinlich tot."
Vielerorts stehen Autofirmen am Abgrund - allen voran die Giganten in den USA, GM, Ford und Chrysler haben Probleme - aber auch japanische und europäische Produzenten sind ins Schlingern geraten. Und Experten kritisieren, viele Firmen hätten es verpasst, innovativ zu sein - auch Murat Günak:
"Es ist sicherlich so, dass es schandhaft ist, dass Automobilfirmen, die über einen so großen Fundus von hervorragenden Ingenieuren und Designern verfügen, dass die sich nicht intensiver mit neuen Technologien und neuen Fahrzeugkonzepten beschäftigt haben. Das ist sicherlich eine Sache, die ist sehr schmerzlich aus meiner Sicht; (eine Sache) die ich sehr bedaure. Aber das ist nun mal so."
Schadenfreude oder gar Häme empfindet Murat Günak nicht - zu wichtig sei die Autoindustrie für ganze Volkswirtschaften - auch für Deutschland.
Doch die gegenwärtige Krise der Autoindustrie könnte Günak zum Vorteil werden. Erste "mindsets" sollen Ende 2009 in den Verkauf gelangen.
Innerhalb von nur anderthalb Jahren hat Murat Günak mit seinen Leuten eine Vision verwirklicht: ein elegantes Hybridauto. Ein Auto, das im Stadtverkehr mit Strom fährt.
"Da wo's fährt, hat es keine Abgase. Es ist absolut leise. Wir begrenzen die Höchstgeschwindigkeit auf 140. Es beschleunigt schnell; es macht Spaß zu fahren. Stellen Sie sich solche Fahrzeuge in einer Stadt wie Paris vor zum Beispiel. Was das für ein anderer Lebenswert ist für die Leute."
Günaks Ökoflitzer stößt in der Stadt kein CO-2 aus. "Mindset" tankt eben nicht an der Zapfsäule, sondern an der Steckdose. Und wenn längere Distanzen anstehen und der Strom nicht ausreicht, kann das Fahrzeug auf Benzin-Antrieb umschalten.
Ausgetüftelt hat Murat Günak dieses leichte Hybridauto, das weniger als tausend Kilo wiegt, in Rekordzeit: in rund anderthalb Jahren - mit findigen Ingenieuren in der Schweiz, im Bootshaus einer Villa am Vierwaldstättersee, nur wenige Minuten von Luzern.
Günaks neuester Coup ist ein klassisches und zugleich futuristisch anmutendes Coupé - leicht, mit viel Glas, auf schmalen Rädern. Ein Hybrid-Auto, betrieben meist mit Strom, zeitweise auch mit Benzin, das auch Ästheten überzeugen soll.
Es ist ein Ökoauto, das Murat Günaks Handschrift trägt, keine elegante Limousine - und das nach über 20 Jahren als Stardesigner für die Großen der Autoindustrie - für Mercedes, Peugeot, VW.
Er habe den Freiraum vermisst, seine Ideen verwirklichen zu können, sagt der 51-Jährige - ein kleiner Mann mit jungenhaftem Gesicht:
"Wenn ich es ermöglichen kann, dass durch das Design Menschen an einem Automobil Gefallen finden; dass die Leute - wenn sie das Fahrzeug sehen - überlegen, ‚was mach' ich da eigentlich, wenn ich mit meinem Zweitonner durch die Gegend fahre, dann wäre es jetzt doch an der Zeit, ein Automobil zu gestalten, das - sag' ich mal - einen kleinen Beitrag dazu leistet, um die Welt etwas besser zu machen. Das klingt jetzt sehr hochtrabend, aber das ist halt so. Ich kann das im Moment nicht anders ausdrücken."
Wie ein Aussteiger, wie ein Ökofreak sieht Günak gar nicht aus - mit seiner braunen Hornbrille, dem cremefarbenen Cashmir-Pullover, dem hellblauen Hemd. Aber er habe vier Kinder, er spüre schon eine gewisse Verantwortung, sagt er.
In Istanbul ist Murat Günak 1957 geboren, in eine Arztfamilie. Er habe viel gezeichnet, Autos natürlich. Er wollte in die türkische Autoindustrie, schon als Kind.
Mit 16 kam er nach Deutschland, hat Abitur gemacht - und Design studiert. Aber lange ausgehalten hat er es zunächst nicht:
"Das Designstudium war mit zu theoretisch. Ich hab dann während des Studiums umgeschwenkt und in Kassel Bühnenbild studiert. Ich hab' eigentlich einen Abschluss als Bühnenbildner und bin dann über ein großes Glück (zum Autodesign gekommen, Anmerkung der Autorin).
Über eine Person, über Patrick le Quément, der heutige Designchef von Renault, dem ich dann meine Zeichnungen zeigen konnte und der hat dann ohne Zögern gesagt: 'Junge, du musst nach England gehen. Du musst Autodesign studieren.'Das hat im Prinzip mein Leben verändert, von einer Minute zur andern."
Nach seiner Ausbildung in London avancierte er zu einem der gefragtesten Autodesigner Deutschlands.
Aber warum eigentlich macht Murat Günak gerade Autos? Er, der nie von PS spricht? Nicht vom eigenen Auto, da er meist mit Taxi und Flugzeug unterwegs sei - zwischen der Schweiz, wo seine Ingenieure arbeiten, und Paris, wo gewisse Teile gefertigt werden, und Deutschland, wo seine Familie lebt. Warum designt er gerade Autos?
"Es gibt kein anderes Produkt auf der Welt, das alle Menschen so emotional berührt wie das Auto. Es ist im Prinzip das einzige Produkt, das - ob jung ob alt, ob Mann ob Frau, ob in Amerika ob in Europa - die Menschen derart beschäftigt, dass sie andauernd darüber reden. Das ist ein Phänomen. Und das ist nur emotional zu begründen. Wenn man aus dem Auto das Emotionale rausnehmen und es nur rational betrachten würde, dann wäre es wahrscheinlich tot."
Vielerorts stehen Autofirmen am Abgrund - allen voran die Giganten in den USA, GM, Ford und Chrysler haben Probleme - aber auch japanische und europäische Produzenten sind ins Schlingern geraten. Und Experten kritisieren, viele Firmen hätten es verpasst, innovativ zu sein - auch Murat Günak:
"Es ist sicherlich so, dass es schandhaft ist, dass Automobilfirmen, die über einen so großen Fundus von hervorragenden Ingenieuren und Designern verfügen, dass die sich nicht intensiver mit neuen Technologien und neuen Fahrzeugkonzepten beschäftigt haben. Das ist sicherlich eine Sache, die ist sehr schmerzlich aus meiner Sicht; (eine Sache) die ich sehr bedaure. Aber das ist nun mal so."
Schadenfreude oder gar Häme empfindet Murat Günak nicht - zu wichtig sei die Autoindustrie für ganze Volkswirtschaften - auch für Deutschland.
Doch die gegenwärtige Krise der Autoindustrie könnte Günak zum Vorteil werden. Erste "mindsets" sollen Ende 2009 in den Verkauf gelangen.