Gesungene Paartherapie
Ein junges Mädchen schnappt sich einen alten Mann. Sie will Wohlstand, er eine Frau im Haus. Wenn Liebe nicht im Spiel ist, sondern nur purer Zweck, sind Mann und Frau einander ausgeliefert. Das wusste schon Georg Philipp Telemann, der in seiner Oper "Pimpinone" wohl auch eigene Erfahrungen verarbeitet haben soll. Fabian von Matt inszeniert ein lustiges Kammerspiel aus Übertreibung und Tändelei.
Das Orchester sitzt in einem barocken Bilderrahmen aus üppigem Goldstuck – ein zugegeben ziemlich abgenutztes Requisit in modernen Barockopernproduktionen, doch weil es auch vor einem Fragment eines der gelb-rot-blauschwarzen Pop-Art-Pixelbilder von Roy Lichtenstein ausgestellt wird, zünden hier zwei abgenutzte Klischees unterhaltsam ironische Effekte.
Vor dem Rahmen ist die Praxis eines Psychotherapeuten aufgebaut: ein barock geschwungener Schreibtisch, zwei riesige Liegen, ein Büffet mit Kaffee und Wasser, Umzugskartons. Hier arbeitet der Therapeut nicht nur, hier wohnt er auch. Das Kammermädchen Vespetta ist seine Putzfrau und zugleich gewiefte Voyeurin: Sie hat Einblick in die Krankenakten und redigiert so manchen Bericht durch das Rausreißen einer Seite. Hier in der Praxis treffen sich die blutjunge, ambitionierte Vespetta und der schwerreiche, alte Pimpinone.
Telemann sieht für seine Oper nur zwei Protagonisten vor: das Kammermädchen Vespetta (Anna Ryberg) und Pimpinone (Yuriy Tsiple). Der Regisseur Fabian von Matt erfindet für seine Frankfurter Inszenierung noch eine dritte, fast stumme Figur dazu: den Therapeuten (Jörg Schäfer). Anderthalb Stunden singen sich Pimpinone und Vespetta also durch eine Doppelsitzung Paartherapie. Wie das so ist: erst die große Liebe, dann der Katzenjammer. Der innerlich wie äußerlich abwesende Therapeut kann wenig ausrichten, spiegelt sich in dieser Sitzung doch gerade auch sein eigenes Schicksal wider.
Fabian von Matt inszeniert ein lustiges Kammerspiel aus Übertreibung und Tändelei. Er hat einen kleinen Teil des Bockenheimer Depots abgetrennt, lässt nur im vorderen rechten Teil spielen, sodass der intime Raum possierlich wie ein Puppenhäuschen wirkt. Die Publikum (auch klein: um die 80 Zuschauer) sitzt hier wie in einem Reihenhäuschen, kleinbürgerlich, etwas spießig. Anna Ryberg als Vespetta zieht die typischen Kammermädchenregister von "extrem verschlagen" über "maulig" bis "kokett". Yurij Tsiple als Pimpinone setzt mit tapsiger Behäbigkeit dagegen.
So eng wie der Raum, ist auch die Musik: Telemann schreibt ein paar Rezitative, schöne Dacapo-Arien, sehr schöne Duette: ein Liebesduett, ein Streitduett, alles Musik, die allein schon Darstellung ist, Musik mit Effekten, die genau auf den Punkt gesetzt sind. Telemanns affektgeladener Gesang ist so performativ, dass er auch schon ohne Szene wirkt. Yurij Tsiple und Anna Ryberg verstehen sich allerdings perfekt auf die Telemann'sche Rhetorik und halten das absehbare Spiel über ihren Gesang am Laufen.
Homepage "Pimpinone oder die ungleiche Heirat"
Vor dem Rahmen ist die Praxis eines Psychotherapeuten aufgebaut: ein barock geschwungener Schreibtisch, zwei riesige Liegen, ein Büffet mit Kaffee und Wasser, Umzugskartons. Hier arbeitet der Therapeut nicht nur, hier wohnt er auch. Das Kammermädchen Vespetta ist seine Putzfrau und zugleich gewiefte Voyeurin: Sie hat Einblick in die Krankenakten und redigiert so manchen Bericht durch das Rausreißen einer Seite. Hier in der Praxis treffen sich die blutjunge, ambitionierte Vespetta und der schwerreiche, alte Pimpinone.
Telemann sieht für seine Oper nur zwei Protagonisten vor: das Kammermädchen Vespetta (Anna Ryberg) und Pimpinone (Yuriy Tsiple). Der Regisseur Fabian von Matt erfindet für seine Frankfurter Inszenierung noch eine dritte, fast stumme Figur dazu: den Therapeuten (Jörg Schäfer). Anderthalb Stunden singen sich Pimpinone und Vespetta also durch eine Doppelsitzung Paartherapie. Wie das so ist: erst die große Liebe, dann der Katzenjammer. Der innerlich wie äußerlich abwesende Therapeut kann wenig ausrichten, spiegelt sich in dieser Sitzung doch gerade auch sein eigenes Schicksal wider.
Fabian von Matt inszeniert ein lustiges Kammerspiel aus Übertreibung und Tändelei. Er hat einen kleinen Teil des Bockenheimer Depots abgetrennt, lässt nur im vorderen rechten Teil spielen, sodass der intime Raum possierlich wie ein Puppenhäuschen wirkt. Die Publikum (auch klein: um die 80 Zuschauer) sitzt hier wie in einem Reihenhäuschen, kleinbürgerlich, etwas spießig. Anna Ryberg als Vespetta zieht die typischen Kammermädchenregister von "extrem verschlagen" über "maulig" bis "kokett". Yurij Tsiple als Pimpinone setzt mit tapsiger Behäbigkeit dagegen.
So eng wie der Raum, ist auch die Musik: Telemann schreibt ein paar Rezitative, schöne Dacapo-Arien, sehr schöne Duette: ein Liebesduett, ein Streitduett, alles Musik, die allein schon Darstellung ist, Musik mit Effekten, die genau auf den Punkt gesetzt sind. Telemanns affektgeladener Gesang ist so performativ, dass er auch schon ohne Szene wirkt. Yurij Tsiple und Anna Ryberg verstehen sich allerdings perfekt auf die Telemann'sche Rhetorik und halten das absehbare Spiel über ihren Gesang am Laufen.
Homepage "Pimpinone oder die ungleiche Heirat"