Gesundes Essen für den Schulerfolg

Michelle Obamas Ernährungsprogramm floppt

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First Lady Michelle Obama beim Mittagessen mit einer Klasse der New Hampshire Estates Elementary School © picture alliance / dpa / Jim Lo Scalzo
Von Udo Pollmer · 10.07.2015
Die US-Präsidentengattin Michelle Obama will den Nachwuchs der Nation verschlanken. Seit fünf Jahren wird daher die gesunde Ernährung in den Schulen mit dem Programm "Healthy Hunger-Free Kids" staatlich gefördert. Doch offenbar schmeißen viele Kinder Brokkoli und Vollkorn-Tortillas einfach in den Müll.
Die Sorge um die Zukunft unserer Kinder bietet die perfekte Kulisse, um sich in der Öffentlichkeit zu profilieren. Michelle Obama, Gattin des US-Präsidenten ließ sich das nicht entgehen. Voller Tatendrang rief die First Lady vor fünf Jahren ein Programm für "Healthy Hunger-Free Kids" ins Leben, staatliches Schulessen für "gesunde und hungerfreie Kinder".
Das ambitionierte Programm zeigte Wirkung, wenn auch manches Mal eine andere als erhofft. Lehrer haben dadurch neue Einsichten in das Ernährungsverhalten von Kindern gewonnen und die Kinder haben - wie US-Medien beklagen - begonnen, den bürgerlichen Widerstand gegen staatliche Übergriffe zu proben und bereits wertvolle Erfahrungen im Aufbau einer Schattenwirtschaft gesammelt.
Schwarzmarkt für Zucker, Salz und Pfeffer
US-Medien berichten, dass "in Arizona die Vollkorn-Tortillas unberührt vor sich hin trocknen. In New York patrouillieren Cops entlang der Schulwege, um die Kinder daran zu hindern, sich eine Pizza mit großer Limo zu holen. Und in Indiana sprießt der Schwarzmarkt, auf dem die Schüler mit Zucker, Salz und Pfeffer handeln, um ihr fades aber gesundes Schulessen genießbar zu machen." Zitatende.
Das Programm "Healthy Hunger-Free Kids" fordert, dass jedem Schüler viel Obst und Gemüse, möglichst Brokkoli, aufgedrängt wird. Weizenmehl wurde schrittweise durch Vollkorn ersetzt, die Portionsgrößen von sättigenden Speisen verkleinert, das Salz reduziert und auch sonst wurde alles irgendwie "gesünder" gemacht. Schulen, die die Vorgaben umsetzen, bekommen dafür Kohle vom Staat.
Nun wird das Geld bei einigen Schulen knapp, die von diesem Geldsegen zu profitieren glaubten. Denn viele Kinder essen anstelle der Präsidentengattinnen-Diät lieber nichts. "Der Broccoli", so ein Verantwortlicher, "landet immer im Müll." Dann folgt das Vollkorn, da hilft auch keine heimliche Würzmittelzugabe. Dann folgt der Rest. Was für eine sinnlose Verschwendung! Die Ausgaben für die Entsorgung sind inzwischen so gestiegen, dass die Schulverwaltung die horrenden Müllkosten gegenfinanziert, indem sie zum Beispiel Ernährungsberaterinnen entlässt.
Schüler bringen ihr Essen von zu Hause mit
Selbst der Einsatz von Polizei, wörtlich von "Cops", um Kinder aufzuspüren, die sich aus der Gesundheits-Cafeteria davonschleichen, verfehlte die erhoffte ernährungspädagogische Wirkung. Inzwischen haben die Eltern anderthalb Millionen Kinder von diesem Hungerfrei-Programm befreit, wie man es hierzulande ja auch mit dem durchaus vergleichbaren Religionsunterricht macht. Manche Schüler bringen ihr Essen von zu Hause mit. Wird das Essen von der Schule nicht akzeptiert, holen die Eltern ihre Kids mittags nach Hause oder fahren mit Ihnen in das nächste Fastfood-Restaurant, damit sie satt werden.
Ziel der Staats-Diät ist nach dem Willen von Frau Obama die Verschlankung – deshalb heißt das Programm ja auch nicht "zufriedene, fröhliche Kinder", die gerne in die Schule gehen, - sie will stattdessen "hungerfreie" Kids. Hungerfrei ist man bekanntlich auch, wenn es einem beim Anblick und Geruch einer salz- und fettarmen Vollkorn-Spinat-Pizza den Appetit verschlägt. "Hungerfrei" bedeutet eigentlich hungrig, klingt aber besser. Von schlechtem Essen wird niemand schlank. Auch dickere Kinder müssen satt sein, um lernen zu können. Wenn Kinder Hunger haben, werden sie zappelig und stören den Unterricht. Wird der Hunger zum Dauerzustand, dann wachsen die Kinder nicht mehr. Sie werden deshalb noch lange nicht schlank. Es mag sein, dass die Absichten gut gemeint sind. Die Wirkung ist jedoch verheerend.
Je weniger Salz, desto fetter
Wie wenig fundiert unsere Vorstellungen zum Thema Körpergewicht sind, mussten gerade US-Mediziner erfahren. Sie wollten endlich einmal experimentell beweisen, dass man von fettiger, salziger Kost tatsächlich immer fetter wird. Bei der Auswertung ihres Versuchs staunten sie nicht schlecht: Je mehr Salz in die fette Kost der Versuchstiere kam, desto schlanker waren am Ende die Mäuse. Und umgekehrt: Je weniger Salz, desto fetter. Von Obamas salzarmer Diät werden die Kinder bestimmt nicht schlanker, zufriedener oder klüger, sie untergräbt nur den schulischen Erfolg. Mahlzeit!
Quellen:
Phippen JW: Healthier school menus pose challenges at some schools. National Journal 26. Juni 2015
Gordon J: 'Thanks Michelle!': Disgusted teens across the country pose alongside new healthy vending machines in their schools to protest the removal of their favorite treats. DailyMail Online 15. Aug. 2014
Henry K: Healthy meals rules pose problems for school lunch programs. 12. March 2014
Harrington E: 1M kids stop school lunch due to Michelle Obama's standards. Washington Times 6. March 2014
ScienceDaily: High salt prevents weight gain in mice on a high fat diet. Meldung vom 11. June 2015
Weidemann BJ et al: Dietary sodium suppresses digestive efficiency via the renin-angiotensin system. Scientific Report 2015; 5: e11123
Auf Twitter zeigen Schüler die Schulessen-Realität:
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