Geschlechterverhältnis in den Medien

Mehr Frauen in die Adresskarteien!

08:34 Minuten
Ihre Leidenschaft sind Filme, jetzt hat sie ein Buch geschrieben: Autorin Heike-Melba Fendel
Attestiert den Medien steile Lernkurven: die Autorin Heike-Melba Fendel. © Jennifer Fey
Heike-Melba Fendel im Gespräch mit Nicole Dittmer · 08.03.2021
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Wie kommen Frauen in den Medien rüber? Und warum gibt es dort noch immer weniger Expertinnen als Experten? Die Journalistin Heike-Melba Fendel über Adresskarteien, Protestwellen und steile Lernkurven.
Das Magazin "Der Spiegel" hat heute selbstkritisch offenbart, dass Männer sehr viel häufiger in Berichten und Artikeln erwähnt werden als Frauen: egal, ob es sich um Poliker:innen, Prominente oder ganz normale Menschen handelt.
In die Auswertung über ein Jahr flossen laut Redaktion rund 40.000 Texte ein. Ergebnis: 107.000 Männer, aber nur 28.000 Frauen tauchten auf. Chefredakteur Steffen Klusmann spricht von einem "ernüchternden Ergebnis": "Da muss sich was ändern."
Was müssen Medien ändern, um zu einem ausgewogeneren Verhältnis zwischen Frauen und Männern zu kommen? Erst einmal die Adresskarteien besser verwalten, sagt die Journalistin Heike-Melba Fendel. Denn dort drin stehen immer noch vor allem Männer.

Expertinnen recherchieren, ansprechen, überzeugen

Deswegen müsse man Expertinnen recherchieren, sie ansprechen, und machmal vielleicht auch länger von einem medialen Auftritt überzeugen: Doch das lohne sich.
Die Medien sind Fendel zufolge lernwillig. Als Corona vor einem Jahr in die Berichterstattung geschwappt sei, seien die Experten erst einmal fast alle männlich gewesen, sagt sie.
Dann habe es deswegen aber eine Protestwelle gegeben, und die Redaktionen hätten schnell begonnen, nach Frauen für Interviews zu suchen. "Und wie immer: Wenn man etwas sucht, findet man es in der Regel auch." Fendel spricht von einer "steilen Lernkurve".

Die BBC als Vorbild

Ein Vorbild in Sachen Geschlechtergerechtigkeit ist die BBC: Hier kommen inzwischen in allen Sendungen und Beiträgen genauso viele Frauen wie Männer zu Wort. Der "Spiegel" will da nun auch hin - mag aber nicht versprechen, dass das bis zum nächsten Weltfrauentag schon klappt.
"Aber wir wollen es wenigstens versuchen", schreibt Klusmann: "Damit wir dann nicht wieder nur über Dinge schreiben, die wir längst hätten anders machen können."
(ahe/B.T.)
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