Geschlechtergerechtigkeit im Bundestag

"Glücklich, wenn wir keine Quote bräuchten"

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Von links nach rechts: Maria Furtwängler, Janina Kugel, Katja Kraus, Nora Bossong und Jutta Allmendinger stehen für ein Gruppenbild zusammen. Sie werben mit der #Ichwill-Kampagne für Gleichberechtigung. Das Foto wurde im Oktober 2020 in Berlin aufgenommen.
Von links nach rechts: Maria Furtwängler, Janina Kugel, Katja Kraus, Nora Bossong und Jutta Allmendinger stehen für ein Gruppenbild zusammen. Sie werben mit der #Ichwill-Kampagne für Gleichberechtigung. Das Foto wurde im Oktober 2020 in Berlin aufgenommen © picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka
Nora Bossong im Gespräch mit Axel Rahmlow - Vorbericht: Boussa Thiam · 25.02.2021
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Im Bundestag wurde heute unter anderem über Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien debattiert. Die Schriftstellerin Nora Bossong wünscht sich, dass die Kunst bei diesem Thema eine gesellschaftliche Vorbildfunktion übernimmt.
Frauen verdienen weniger als Männer. Autorinnen werden seltener verlegt und rezensiert. Und die Werke von darstellenden Künstlerinnen werden seltener ausgestellt.
Auch im Kulturbereich gibt es keine Gleichberechtigung, das zeigt eine Studie des Deutschen Kulturrats aus dem vergangenen Jahr. Und auch auf deutschen Bildschirmen erscheinen Frauen seltener.
Heute wurde im Bundestag darüber debattiert, wie es zu mehr Chancengleichheit kommen könnte. Angenommen wurde der Antrag von CDU/CSU und SPD mit dem Titel "Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien verwirklichen". Darin fordert der Bundestag die Bundesregierung unter anderem auf, eine nach Geschlechtern getrennte und kontinuierliche Datenerhebung bei Preisen und Stipendien vorzunehmen, die von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gefördert werden.

"Ergebnisgleichheit" versus "Chancengleichheit"

Eine "Eine Quote für die Kunst", wie sie Bündnis 90/Die Grünen fordern, lehnte Ralf Fücks vom Zentrum Liberale Moderne in unserem Sender ab:
"Für mich ist Ergebnisgleichheit eigentlich kein Ideal in einer demokratischen Gesellschaft, sondern Chancengleichheit. Wollen wir in Zukunft wirklich alle Musikprogramme quotieren? Oder alle Filme im Kino?"
Die Schriftstellerin Nora Bossong ist Teil der Initiative "Ich will" und hält die Quote in der jetzigen Situation für ein geeignetes Mittel.
"Wenn das alles sehr viel schneller gehen würde, dann wäre ich auch ganz glücklich, wenn wir keine Quote bräuchten", sagte sie im Deutschlandfunk Kultur. Es bewege sich aber doch alles noch zu langsam.
"Es geht mir darum, dass sich andere Frauen gegen weniger Widerstand durchboxen müssen und dass man aus der Kunst heraus eine gesellschaftliche Vorbildfunktion übernimmt", so Bossong.

"Die Welt erklärt uns ein Mann"

Die Rolle des Welterklärers sei weiterhin mit männlicher Stimme unterlegt, sagt Bossong. 'Die Welt erklärt uns ein Mann' - dieses Bild stecke fest in den Köpfen. "Und da müssen wir mit anderen Instrumenten als nur blassen Versprechungen rangehen."
(huc)
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