Geschichtsstunde als Quotenbringer
24.11.2008
Das ZDF versucht derzeit so etwas wie telegene Identitätsstiftung: Die Reihe "Die Deutschen" versucht an beispielhafter Figuren wie Wallenstein oder Luther, die deutsche Geschichte zu veranschaulichen. Mit beachtlichem Erfolg: Zum Teil haben über sechs Millionen Zuschauer die Folgen gesehen.
Der Historiker Heinrich August Winkler, der für einzelne Folgen der Serie als Experte zur Verfügung stand, sieht in der Serie einen gelungenen Versuch der Geschichtsvermittlung:
"Eine gute alte Zeit wird dort jedenfalls nicht vor Augen geführt. Es ist der Versuch, die Deutschen mit einer sehr widerspruchsvollen, konfliktreichen Geschichte vertraut zu machen, von der viele Jüngere sehr wenig wissen. Vielleicht hat es in der alten Bundesrepublik so etwas gegeben wie eine Verkürzung des historischen Horizonts. Man hat sich zunehmend und sehr kritisch mit den Jahren 1933 bis 45 befasst, darüber aber die Vorgeschichte des Jahres 1933 aus dem Blick verloren. Und diese Vorgeschichte ist eben nicht nur eine Geschichte, die hinläuft auf 1933, sondern eine Geschichte, die andere Ausgänge erlaubt hätte, da sind eben auch die Kämpfe um Einheit und Freiheit dabei, von denen besonders in der Folge über 1948 die Rede war."
Der Einwand, dass in 45 Minuten Sendezeit allenfalls historisches Fastfood zum Besten gegeben werden könne, sei zwar zum Teil berechtigt, aber über die beachtlichen Einschaltquoten sollten sich vor allem Historiker freuen, meint Winkler:
"Wenn auch nur eine Minderheit durch die Serie angeregt wird, sich intensiver mit Geschichte zu befassen, dann wäre das schon ein großer Gewinn. Die Historiker erreichen ein derart breites Publikum mit ihren Büchern jedenfalls nicht und ich fürchte, viele wollen es auch gar nicht oder versuchen es nicht ernsthaft genug."
Sie können das vollständige Gespräch mit Heinrich August Winkler mindestens bis zum 24.04.2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio
"Eine gute alte Zeit wird dort jedenfalls nicht vor Augen geführt. Es ist der Versuch, die Deutschen mit einer sehr widerspruchsvollen, konfliktreichen Geschichte vertraut zu machen, von der viele Jüngere sehr wenig wissen. Vielleicht hat es in der alten Bundesrepublik so etwas gegeben wie eine Verkürzung des historischen Horizonts. Man hat sich zunehmend und sehr kritisch mit den Jahren 1933 bis 45 befasst, darüber aber die Vorgeschichte des Jahres 1933 aus dem Blick verloren. Und diese Vorgeschichte ist eben nicht nur eine Geschichte, die hinläuft auf 1933, sondern eine Geschichte, die andere Ausgänge erlaubt hätte, da sind eben auch die Kämpfe um Einheit und Freiheit dabei, von denen besonders in der Folge über 1948 die Rede war."
Der Einwand, dass in 45 Minuten Sendezeit allenfalls historisches Fastfood zum Besten gegeben werden könne, sei zwar zum Teil berechtigt, aber über die beachtlichen Einschaltquoten sollten sich vor allem Historiker freuen, meint Winkler:
"Wenn auch nur eine Minderheit durch die Serie angeregt wird, sich intensiver mit Geschichte zu befassen, dann wäre das schon ein großer Gewinn. Die Historiker erreichen ein derart breites Publikum mit ihren Büchern jedenfalls nicht und ich fürchte, viele wollen es auch gar nicht oder versuchen es nicht ernsthaft genug."
Sie können das vollständige Gespräch mit Heinrich August Winkler mindestens bis zum 24.04.2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio