Geschichte einer multiethnischen Stadt
Lemberg, das heutige Lwiw in der Ukraine, war einst eine Stadt der besonderen Art. Hier lebten über Jahrhunderte verschiedene Kulturen und Ethnien friedlich zusammen. Zugleich war Lemberg ein wichtiges Zentrum jüdischen Lebens. Die Ausstellung "Wo ist Lemberg?" im <papaya:link href="http://mysql.snafu.de/cjudaicum/x001de.html" text="Centrum Judaicu" title="Centrum Judaicu" target="_blank" />m in Berlin-Mitte beleuchtet die deutsch-jüdisch-polnische Historie der Stadt.
Lemberg ist für viele ein weißer Fleck auf der Landkarte. Dass diese Stadt in der westlichen Ukraine, auf Ukrainisch Lwiw, eine zutiefst europäische war, eine Stadt besonderer Art, das versucht diese Ausstellung zu zeigen. Es war eine Stadt, in der verschiedene Kulturen und Ethnien über Jahrhunderte und meist friedlich zusammengelebt haben. Ein wichtiges Zentrum des europäischen Judentums, oft ein Ort der Zuflucht vor antisemitischer Verfolgung in anderen Teilen Europas. Hier konnte sich jüdische Kultur jenseits von Ausgrenzung und Gettoisierung entwickeln – auch jenseits der Klischees vom konservativen Stedtl, wie die Kuratorin, Irene Stratenwerth, ihre Erfahrungen bei der Vorbereitung der Ausstellung beschreibt:
"Da ist uns bewusst geworden, dass das eine Stadt sein muss, in der ein ganz bestimmtes Klima, ein ganz besonderes Klima geherrscht haben muss, dass da etwas los gewesen sein muss, was nicht so viel zu tun hat mit dem, was man sich hier oft so etwas klischeehaft unter Ostjudentum vorstellt. Man stellt sich ja häufig eher konservative, am Stedtl orientierte jüdische Lebenswelten vor. Es war uns aber klar, dass es in Lemberg auch etwas ganz anderes gegeben hat, nämlich eine Aufbruchstimmung, eine künstlerische, wissenschaftliche, geistige, literarische Szene, die zwischen verschiedenen Sprachen, verschiedenen Kulturen, verschiedenen Religionen auch keine großen Unterschiede gemacht hat, beziehungsweise viele Unterschiede überbrückt hat, sich gegenseitig befruchtet hat."
Der Zweite Weltkrieg und der Nationalsozialismus beendeten die Geschichte dieser multiethnischen Stadt brutal. Lemberg bleibt deshalb für Deutsche vor allem in erster Linie ein Ort des Schreckens:
"Ein Drittel der Bevölkerung Lembergs bis 1939 war jüdisch, die Bevölkerung ist fast restlos ermordet worden von den Nationalsozialisten. Die gesamte polnische Bevölkerung ist 1945 von der dann sowjetischen Regierung ausgesiedelt worden."
Viele Ukrainer starben im Gulag oder verbrachten Jahrzehnte in der sibirischen Verbannung. Erst seit der Wende 1989 konnte die Wiederentdeckung der Geschichte beginnen, und noch immer ist sie vielen Bewohnern, von Intellektuellen und Künstlern abgesehen, nahezu unbekannt.
Noch immer ist diese Stadt für viele ein weißer Fleck. Der Titel der Ausstellung, "Wo ist Lemberg" hat also seine Berechtigung, wie Sofia Onofri, die dort die Vorbereitungen koordiniert hat, feststellt:
"… weil es so viele Bezeichnungen gibt. Auf Deutsch heißt es Lemberg, auf Ukrainisch heißt es Lwiw, auf Polnisch heißt es Lwohw, auf Russisch heißt es Lwow. Wenn die Polen über Lemberg sprechen, dann meinen sie nicht unbedingt dasselbe wie die Ukrainer mit Lwiw oder die Russen mit Lwow oder die Österreicher mit Lemberg. Das ist eine Stadt, aber doch auch etwas ganz anderes."
Die Ausstellung in den historischen Räumen der Neuen Synagoge will die faszinierende Geschichte dieses Ortes lebendig machen. Im Mittelpunkt stehen "12 Bausteine einer Stadt", in denen die Geschichte von zerstörten Synagogen, von Wissenschaftlern und Künstlern, vom Buchmarkt und von einer jiddischen Dichteravantgarde erzählt wird. Irene Stratenwerth:
"Dieser Baustein heißt zu Beispiel Druckerei. Da haben wir uns eine ganz bestimmte literarische Richtung rausgesucht und zwar geht es um eine Richtung jiddischer Dichter, die zu Anfang des 20. Jahrhundert für sich das Jiddische entdeckt haben als eine Möglichkeit, eine neue moderne jüdische Identität zu formulieren, die dann auch in ganz kleinen Redaktionen und ganz kleinen Druckereien oft im Handbetrieb ihre Bücher hergestellt haben und eine Literatur gemacht haben, die heute fast vollständig in Vergessenheit geraten ist."
Neben diesem virtuellen Stadtrundegang der Bausteine präsentieren verschiedene Künstler ihre Sicht von Vergangenheit und Gegenwart Lembergs.
Es ist kein Zufall, dass die Ausstellung das erste Mal in Berlin gezeigt wird, denn es gibt zahlreiche Bezüge zwischen beiden Städten. Viele Mitglieder der jüdischen Gemeine zu Berlin stammen aus Lemberg, sind vor allem in den 90er Jahren von dort an die Spree gekommen. Sie werden im Rahmen der Ausstellung über ihre Erfahrungen berichten und zu vermitteln versuchen, was es mit dieser alten europäischen Kulturstadt auf sich hat.
Service: Die Ausstellung "Wo ist Lemberg?" ist vom 2.09. bis zum 2.12.2007 in der Neuen Synagoge Berlin zu sehen.
"Da ist uns bewusst geworden, dass das eine Stadt sein muss, in der ein ganz bestimmtes Klima, ein ganz besonderes Klima geherrscht haben muss, dass da etwas los gewesen sein muss, was nicht so viel zu tun hat mit dem, was man sich hier oft so etwas klischeehaft unter Ostjudentum vorstellt. Man stellt sich ja häufig eher konservative, am Stedtl orientierte jüdische Lebenswelten vor. Es war uns aber klar, dass es in Lemberg auch etwas ganz anderes gegeben hat, nämlich eine Aufbruchstimmung, eine künstlerische, wissenschaftliche, geistige, literarische Szene, die zwischen verschiedenen Sprachen, verschiedenen Kulturen, verschiedenen Religionen auch keine großen Unterschiede gemacht hat, beziehungsweise viele Unterschiede überbrückt hat, sich gegenseitig befruchtet hat."
Der Zweite Weltkrieg und der Nationalsozialismus beendeten die Geschichte dieser multiethnischen Stadt brutal. Lemberg bleibt deshalb für Deutsche vor allem in erster Linie ein Ort des Schreckens:
"Ein Drittel der Bevölkerung Lembergs bis 1939 war jüdisch, die Bevölkerung ist fast restlos ermordet worden von den Nationalsozialisten. Die gesamte polnische Bevölkerung ist 1945 von der dann sowjetischen Regierung ausgesiedelt worden."
Viele Ukrainer starben im Gulag oder verbrachten Jahrzehnte in der sibirischen Verbannung. Erst seit der Wende 1989 konnte die Wiederentdeckung der Geschichte beginnen, und noch immer ist sie vielen Bewohnern, von Intellektuellen und Künstlern abgesehen, nahezu unbekannt.
Noch immer ist diese Stadt für viele ein weißer Fleck. Der Titel der Ausstellung, "Wo ist Lemberg" hat also seine Berechtigung, wie Sofia Onofri, die dort die Vorbereitungen koordiniert hat, feststellt:
"… weil es so viele Bezeichnungen gibt. Auf Deutsch heißt es Lemberg, auf Ukrainisch heißt es Lwiw, auf Polnisch heißt es Lwohw, auf Russisch heißt es Lwow. Wenn die Polen über Lemberg sprechen, dann meinen sie nicht unbedingt dasselbe wie die Ukrainer mit Lwiw oder die Russen mit Lwow oder die Österreicher mit Lemberg. Das ist eine Stadt, aber doch auch etwas ganz anderes."
Die Ausstellung in den historischen Räumen der Neuen Synagoge will die faszinierende Geschichte dieses Ortes lebendig machen. Im Mittelpunkt stehen "12 Bausteine einer Stadt", in denen die Geschichte von zerstörten Synagogen, von Wissenschaftlern und Künstlern, vom Buchmarkt und von einer jiddischen Dichteravantgarde erzählt wird. Irene Stratenwerth:
"Dieser Baustein heißt zu Beispiel Druckerei. Da haben wir uns eine ganz bestimmte literarische Richtung rausgesucht und zwar geht es um eine Richtung jiddischer Dichter, die zu Anfang des 20. Jahrhundert für sich das Jiddische entdeckt haben als eine Möglichkeit, eine neue moderne jüdische Identität zu formulieren, die dann auch in ganz kleinen Redaktionen und ganz kleinen Druckereien oft im Handbetrieb ihre Bücher hergestellt haben und eine Literatur gemacht haben, die heute fast vollständig in Vergessenheit geraten ist."
Neben diesem virtuellen Stadtrundegang der Bausteine präsentieren verschiedene Künstler ihre Sicht von Vergangenheit und Gegenwart Lembergs.
Es ist kein Zufall, dass die Ausstellung das erste Mal in Berlin gezeigt wird, denn es gibt zahlreiche Bezüge zwischen beiden Städten. Viele Mitglieder der jüdischen Gemeine zu Berlin stammen aus Lemberg, sind vor allem in den 90er Jahren von dort an die Spree gekommen. Sie werden im Rahmen der Ausstellung über ihre Erfahrungen berichten und zu vermitteln versuchen, was es mit dieser alten europäischen Kulturstadt auf sich hat.
Service: Die Ausstellung "Wo ist Lemberg?" ist vom 2.09. bis zum 2.12.2007 in der Neuen Synagoge Berlin zu sehen.