Geschichte der Soulmusik

14.08.2009
Peter Guralnick hat mit jahrelanger Recherche und zahlreichen Interviews eine lückenlose, fesselnde Geschichte der Soulmusik vorgelegt, die entlang Dutzender umfangreicher Künstlerbiografien erzählt wird.
"Sweet Soul Musi" gilt im angloamerikanischen Raum bereits sein seiner Erstauflage 1986 als Klassiker der Literatur über das Musikphänomen Soul. Guralnick ging von der Annahme aus, dass Soulmusik ein Ergebnis der Rassentrennung und der in den 50er- und 60er-Jahren erstarkenden schwarzen Bewegung (black Power) in den USA war, die Soulstars wie Aretha Franklin, Otis Redding, James Brown und viele andere hervorgebracht hat. Der Autor beschreibt die Geschichte der Soulmusik als gescheiterten (amerikanischen) Traum, in dem die Protagonisten nach hoffnungsvollem Start gemeinsam eine Kunst neu erschaffen und zum Erfolg führen, sie am Ende aber in Missmanagement, Gier und Gerichtsprozessen zu Grabe tragen.

Allerdings verliert er sich bei diesem akribischen Vorgehen oft in Details. Die aufwändig recherchierten und bis in kleinste Begebenheiten rekonstruierten Künstlerbiografien sind selbst für die härtesten Fans schwer zu erfassen und interessieren manchmal vielleicht auch nur den Schreiber selbst. Man vermisst im Verlaufe des Erzählstrangs eine synthetisierende und Ordnung schaffende Draufsicht, aber dennoch machen vor allem die akkurat gesammelten Fakten "Sweet Soul Music" zu einem der besten Bücher, die bisher über Soul geschrieben worden sind.

Besprochen von Oliver Schwesig

Peter Guralnick: Sweet Soul Music: Rhythm & Blues und der Traum von der Freiheit
Aus dem Englischen von Harriet Fricke
Bosworth Music GmbH Berlin 2009
541 Seiten, 29,95 Euro