Der Nikolaus sieht alles!
Hellseherische Fähigkeiten dichtet die "Welt" dem Heiligen an. Klaus, Nick, Nicole - welche Namen von Nikolaus abgeleitet werden, weiß die "SZ". Und die "FAZ" klärt auf, wer das eigentlich war.
"Allen Männern, die Klaus heißen oder Nick oder Nicolas, sei an dieser Stelle herzlichst gratuliert. Ebenso allen Frauen, die auf den Namen Nicole oder auf Varianten davon hören. Alles, alles Gute zum Namenstag!"
Zeigt sich die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG von ihrer nettesten Seite.
Sie nimmt den Nikolaus-Tag zum Anlass, Kathrin Drägers sprachwissenschaftliche Dissertationsschrift "Familiennamen aus dem Rufnamen Nikolaus in Deutschland" zu besprechen.
Laut Dräger gibt es hierzulande rund 290.000 Träger solcher Namen - und SZ-Autor Rudolf Neumaier zählt einige davon auf.
"Beim derzeit wohl prominentesten Träger eines Nikolausnamens handelt es sich um den Fußballer Klose, Stürmer der Nationalmannschaft. Klose und Klas sind ebenso aus Nikolaus hervorgegangen wie Nickel, Neck, Barnickel, Gelhaus, Nietzsche, Kohlhaas, Laabs, Lessing, Mücke, Lassen, Klaiß, Nitz, Kohles, Glaser, Lauter, Klaus und Klaffke."
Soweit die SZ.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG kümmert sich derweil um den echten Nikolaus.
Denn, liebe Kinder, den guten Mann gab es wirklich einmal. Das heißt, es gab ihn sogar zweimal, wie FAZ-Autorin Kerstin Holm in ihrer Besprechung der Ausstellung "Nikolaus - ein Heiliger für alle Fälle" im Ikonen-Museum Recklinghausen betont.
"Ein Heiliger mag sich die Hochachtung der Nachwelt durch Glaubenstreue bis zum Märtyrertod erwerben, ihre treue Anhänglichkeit gewinnt er, wenn er einfachen Leuten hilft. Wie jener Nikolaus, der im vierten Jahrhundert Bischof von Myra war, der heutigen türkischen Küstenstadt Demre, der, biographisch erweitert um Episoden eines zweihundert Jahre jüngeren Nikolaus, des Abtes vom Sionkloster im heute ebenfalls zur Türkei gehörigen Pinara, im postchristlichen Westen ebenso unsterblich ist wie als Helfer in allen Notlagen im orthodoxen Osten."
Der Nikolaus von Myra wurde laut FAZ-Autorin Holm berühmt, "weil er unter Kaiser Konstantin drei zu Unrecht zum Tode verurteilte Feldherren, Nepotian, Urs und Herpylion, gerettet haben soll" - und schon vorher drei unschuldige Normalbürger.
Übrigens: Die von Russland missionierten Tschuktschen und Jakuten nannten den Nikolaus sogar "russischer Gott".
Gott oder nicht: Sicher steckt der Nikolaus an diesem Freitag auch einige Büchlein in die Kinderschuhe - und manches Buch wird er wohl bei Amazon bestellt haben.
Das ist der Internet-Versand, über den die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff jüngst sehr viel Abfälliges gesagt hat - darunter: "Wenn ich eine Firma hasse, dann diese."
Der Publizist Rüdiger Wischenbart, ehemals Pressesprecher der Frankfurter Buchmesse, nennt Lewitscharoffs fulminante Attacke in der Tageszeitung DIE WELT eine "Thomansbernhardiade des 21. Jahrhunderts".
Wischenbart wirft Lewitscharoff elitäre Verträumtheit vor und schlägt sich auf die Seite von Amazon.
"Beim Thema Lesen und Literatur geht es längst nicht um ein paar Auserwählte, die sich raunend delektieren. Mit 90.000 Neuerscheinungen pro Jahr allein in deutscher Sprache, einem Umsatz von neun Milliarden Euro [allein] in Deutschland, sind Bücher weltweit größer, nach Umsatzvolumen, als Musik, Video, als selbst Hollywood. Bücher sind heute, neben dem Fernsehen, die wichtigste Kulturindustrie. […] Solch globale Ausweitungen lassen sich aber nun einmal nicht im netten Rahmen, en famille, organisieren."
Noch mehr als um Amazon wird augenblicklich um Wert und Wesen der Prostitution gestritten.
"Nicht rotsehen", empfiehlt Charlotte Theile in der SZ, stellt das Fleischbeschaffungs-Internetportal "kaufmich.com" in Wort und Bild ausführlich vor, hat auch sonst sauber in der Szene recherchiert - und summiert wie folgt:
"Prostitution zu verdrängen, zu verdammen oder zu verbieten hilft wenig. Besser wäre es, die Bedingungen des Sexgewerbes konkret zu verbessern."
Sollten Sie sich nun, meine Herren, am diesem 6. Dezember in jenem Gewerbe Leistungen erkaufen wollen, dann bedenken Sie einen Hinweis der WELT.
Er lautet: "Der Nikolaus sieht alles."