Gescheiterte Ehe als Romanvorlage
Der französische Schriftsteller Nicolas Fargues behauptet, sein letzter Roman "Nicht so schlimm" sei von A bis Z autobiographisch. Darin schildert er die Trennung von seiner Frau und die gegenseitigen Demütigungen. Heute lebt er getrennt von seiner Frau in Paris und pflegt eine unstillbare Reisesehnsucht.
Nicolas Fargues: "Der Artikel ist vollkommen falsch. Ich bin nicht 1979 geboren. Ich habe nie unter dem Pseudonym Sokrates veröffentlicht. Ich verstehe nicht, wer diesen Artikel geschrieben hat."
Nicolas Fargues, dunkle kurze Haare, Dreitagebart, geradezu ein Model-Gesicht, lehnt sich vor Lachen zurück in den Sessel einer Berliner Hotelbar. Der biographische Artikel über den französischen Schriftsteller in der Online-Enzyklopädie Wikipedia ist geradezu frei erfunden. Hier erfährt man nur eins: wie das Leben des 34-Jährigen nicht verlaufen ist. Dabei ist es so einfach, an Informationen über Fargues zu kommen, mit Hilfe seines neuen Romans "Nicht so schlimm":
Nicolas Fargues: "Ich sage gleich vorweg: Das Buch ist autobiographisch. Ich schildere, wie ich mich von meiner Frau scheiden lasse. Das war der Anlass für mich, darüber zu schreiben. Alles ist wahr in diesem Buch, von A bis Z. Was im Buch passiert, habe ich so erlebt."
Nicolas Fargues sieht sein Gegenüber mit seinen hellblauen Augen ernst an, um sich zu vergewissern, dass klar ist: In diesem Roman ist nichts erfunden. Darin erzählt Nicolas Fargues vom Ende seiner missglückten Ehe. Das Paar, er ein Weißer, sie eine Schwarze, lebte vier Jahre lang gemeinsam mit seinen zwei Kindern in Madagaskar. Während eines Urlaubs in Italien verliebt er sich in eine viel jüngere Studentin und betrügt mit ihr seine Frau. Die wiederum rächt sich an ihrem Mann, indem sie ihn regelrecht verprügelt, demütigt, ebenfalls betrügt und außerdem seine E-Mails überwacht. All das hat Nicolas Fargues haargenau aufgeschrieben, behauptet er jedenfalls. Fest steht: Sein Buch war ein Bestseller und wurde in elf Sprachen übersetzt. Seine Ex-Frau fand das allerdings gar nicht lustig:
Nicolas Fargues: "Zwei Jahre hat sie nicht mehr mit mir gesprochen. Und jetzt sind wir wieder Freunde."
Nein, er sei kein Exhibitionist, betont Nicolas Fargues immer wieder. Er habe seine Geschichte aufgeschrieben, weil er andere ermutigen wollte, den Schritt der Trennung zu wagen, wenn die Beziehung unglücklich ist. Aber dafür müssten viele erst einmal ein magisches Alter erreichen. "Ich musste dreißig werden, um das Leben kennenzulernen" heißt es im Roman.
Nicolas Fargues: "Ich denke - und das sehe ich auch bei vielen meiner Freunde bestätigt –, dass 30 Jahre eine wichtige Schwelle darstellen. Mit 30 ist die Zeit der Jugend vorbei. Man bekommt keine Ermäßigung mehr im Zug. In diesem Alter hat man, zumal wenn man, wie ich mit 30 schon verheiratet ist und zwei Kinder hat, einen anderen Blick auf die Welt. Mit 30 Jahren wird einem einiges hinsichtlich der eigenen Person klar."
Nicolas Fargues wurde klar, dass er sich von seiner Frau scheiden lassen musste. Seitdem leben er und seine Frau getrennt in Paris. Wenn er keine Kinder hätte, erzählt Nicolas Fargues, hielte ihn in Paris, dieser, wie er sagt, Stadt ohne Luft und Raum, nichts mehr.
Nicolas Fargues ist reisesüchtig. Sein Vater, ein Demograph, zog mit seiner Frau und seinem Sohn Nicolas im Mittleren Osten und in Afrika von Land zu Land.
Nicolas Fargues: "Wenn ich kann, verreise ich sofort, egal wohin. In den letzten sechs Monaten war ich in den USA, in Russland, in Tunesien, in Ägypten, in Deutschland. Sobald ich Frankreich verlassen kann, tue ich es. Alle Länder interessieren mich. Im Norden, Süden, Osten, Westen - egal, wo sie liegen."
In jedem seiner Bücher beschreibt der 1972 geborene Fargues mindestens eine Reise. Ihn fasziniert, dass das eigene Land einem immer unsympathischer wird, je mehr man die Vorzüge anderer Ländern kennt.
Nicolas Fargues: "Franzosen können nicht einfach mal locker sein oder ohne Komplexe feiern, einfach mal laut sein. Franzosen haben Angst davor, sich lächerlich zu machen. Die Italiener überhaupt nicht. Ich sage nicht, dass die Italiener lächerlich sind. Aber sie haben keine Angst davor, aus sich herauszugehen. Das mag ich so sehr an Italien."
Michel Houellebecq ist sein literarisches Vorbild. Fünf Romane hat Fargues bisher geschrieben, die in der Tat stilistisch an Houllebecq erinnern. Doch zum Schreiben brachte ihn ein anderer.
Nicolas Fargues: "Milan Kundera hat mir die Lust aufs Schreiben vermittelt. Ich las ihn mit 15, 16 Jahren. Bei Kundera erfuhr ich die ganze Spannbreite der menschlichen Gefühle, vor allem der Liebe. Selbst erlebt hatte ich die damals noch nicht. Ich saugte regelrecht diese Wörter, diese geschilderten Gefühle in mich auf. Ich war verwirrt und hatte zugleich Lust, auch zu schreiben."
Und das, wo doch Nicolas Fargues lange Zeit ein Literaturmuffel war. Wenn er daran denkt, muss er grinsen. Dabei kommen seine perfekten Zähne zum Vorschein.
Nicolas Fargues: "Als ich klein war, habe ich mich für Western-Filme begeistert und alle Filme mit Action. Gelesen habe ich so gut wie gar nicht. Ich bin Baden gegangen oder in die Sonne. Ich liebte damals einfach nur das Leben."
Nicolas Fargues, dunkle kurze Haare, Dreitagebart, geradezu ein Model-Gesicht, lehnt sich vor Lachen zurück in den Sessel einer Berliner Hotelbar. Der biographische Artikel über den französischen Schriftsteller in der Online-Enzyklopädie Wikipedia ist geradezu frei erfunden. Hier erfährt man nur eins: wie das Leben des 34-Jährigen nicht verlaufen ist. Dabei ist es so einfach, an Informationen über Fargues zu kommen, mit Hilfe seines neuen Romans "Nicht so schlimm":
Nicolas Fargues: "Ich sage gleich vorweg: Das Buch ist autobiographisch. Ich schildere, wie ich mich von meiner Frau scheiden lasse. Das war der Anlass für mich, darüber zu schreiben. Alles ist wahr in diesem Buch, von A bis Z. Was im Buch passiert, habe ich so erlebt."
Nicolas Fargues sieht sein Gegenüber mit seinen hellblauen Augen ernst an, um sich zu vergewissern, dass klar ist: In diesem Roman ist nichts erfunden. Darin erzählt Nicolas Fargues vom Ende seiner missglückten Ehe. Das Paar, er ein Weißer, sie eine Schwarze, lebte vier Jahre lang gemeinsam mit seinen zwei Kindern in Madagaskar. Während eines Urlaubs in Italien verliebt er sich in eine viel jüngere Studentin und betrügt mit ihr seine Frau. Die wiederum rächt sich an ihrem Mann, indem sie ihn regelrecht verprügelt, demütigt, ebenfalls betrügt und außerdem seine E-Mails überwacht. All das hat Nicolas Fargues haargenau aufgeschrieben, behauptet er jedenfalls. Fest steht: Sein Buch war ein Bestseller und wurde in elf Sprachen übersetzt. Seine Ex-Frau fand das allerdings gar nicht lustig:
Nicolas Fargues: "Zwei Jahre hat sie nicht mehr mit mir gesprochen. Und jetzt sind wir wieder Freunde."
Nein, er sei kein Exhibitionist, betont Nicolas Fargues immer wieder. Er habe seine Geschichte aufgeschrieben, weil er andere ermutigen wollte, den Schritt der Trennung zu wagen, wenn die Beziehung unglücklich ist. Aber dafür müssten viele erst einmal ein magisches Alter erreichen. "Ich musste dreißig werden, um das Leben kennenzulernen" heißt es im Roman.
Nicolas Fargues: "Ich denke - und das sehe ich auch bei vielen meiner Freunde bestätigt –, dass 30 Jahre eine wichtige Schwelle darstellen. Mit 30 ist die Zeit der Jugend vorbei. Man bekommt keine Ermäßigung mehr im Zug. In diesem Alter hat man, zumal wenn man, wie ich mit 30 schon verheiratet ist und zwei Kinder hat, einen anderen Blick auf die Welt. Mit 30 Jahren wird einem einiges hinsichtlich der eigenen Person klar."
Nicolas Fargues wurde klar, dass er sich von seiner Frau scheiden lassen musste. Seitdem leben er und seine Frau getrennt in Paris. Wenn er keine Kinder hätte, erzählt Nicolas Fargues, hielte ihn in Paris, dieser, wie er sagt, Stadt ohne Luft und Raum, nichts mehr.
Nicolas Fargues ist reisesüchtig. Sein Vater, ein Demograph, zog mit seiner Frau und seinem Sohn Nicolas im Mittleren Osten und in Afrika von Land zu Land.
Nicolas Fargues: "Wenn ich kann, verreise ich sofort, egal wohin. In den letzten sechs Monaten war ich in den USA, in Russland, in Tunesien, in Ägypten, in Deutschland. Sobald ich Frankreich verlassen kann, tue ich es. Alle Länder interessieren mich. Im Norden, Süden, Osten, Westen - egal, wo sie liegen."
In jedem seiner Bücher beschreibt der 1972 geborene Fargues mindestens eine Reise. Ihn fasziniert, dass das eigene Land einem immer unsympathischer wird, je mehr man die Vorzüge anderer Ländern kennt.
Nicolas Fargues: "Franzosen können nicht einfach mal locker sein oder ohne Komplexe feiern, einfach mal laut sein. Franzosen haben Angst davor, sich lächerlich zu machen. Die Italiener überhaupt nicht. Ich sage nicht, dass die Italiener lächerlich sind. Aber sie haben keine Angst davor, aus sich herauszugehen. Das mag ich so sehr an Italien."
Michel Houellebecq ist sein literarisches Vorbild. Fünf Romane hat Fargues bisher geschrieben, die in der Tat stilistisch an Houllebecq erinnern. Doch zum Schreiben brachte ihn ein anderer.
Nicolas Fargues: "Milan Kundera hat mir die Lust aufs Schreiben vermittelt. Ich las ihn mit 15, 16 Jahren. Bei Kundera erfuhr ich die ganze Spannbreite der menschlichen Gefühle, vor allem der Liebe. Selbst erlebt hatte ich die damals noch nicht. Ich saugte regelrecht diese Wörter, diese geschilderten Gefühle in mich auf. Ich war verwirrt und hatte zugleich Lust, auch zu schreiben."
Und das, wo doch Nicolas Fargues lange Zeit ein Literaturmuffel war. Wenn er daran denkt, muss er grinsen. Dabei kommen seine perfekten Zähne zum Vorschein.
Nicolas Fargues: "Als ich klein war, habe ich mich für Western-Filme begeistert und alle Filme mit Action. Gelesen habe ich so gut wie gar nicht. Ich bin Baden gegangen oder in die Sonne. Ich liebte damals einfach nur das Leben."