Germanist Peter-André Alt

Anonymes Publizieren ist eine "Bankrotterklärung"

Der Berliner Literaturwissenschaftler Peter-André Alt ist seit 1. August 2018 Präsident der Hochschulrektorenkonferenz.
"Sehr problematisch" findet Peter-André Alt das anonyme Publizieren in der Wissenschaft. © HRK
Peter André Alt im Gespräch mit Dieter Kassel · 18.02.2019
Britische Wissenschaftler planen ein Magazin, in dem kontroverse Texte anonym veröffentlicht werden sollen. Peter André Alt, der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, lehnt das ab: Autoren müssten namentlich Verantwortung für ihre Thesen übernehmen.
Das "Journal of Controversial Ideas" soll Wissenschaftlterinnen und Wissenschafltern die Möglichkeit geben, ohne namentliche Nennung − also anonym − kontroverse Thesen zu publizieren. So sollen Autorinnen und Autoren vor Anfeindungen geschützt werden. Die Idee geht auf britische Geisteswissenschaftler zurück, die bereits vor Erscheinen der ersten Ausgabe dafür kritisiert werden.

Rückfall hinter Ideale der Aufklärung

Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Peter André Alt, schloss sich den kritischen Stimmen an. Es gehe auf die Ideale der Aufklärung zurück, dass man seine Texte mit Namen kennzeichne und eben nicht anonym rezensiere oder publiziere. "Und jetzt fallen wir hinter diese Standards zurück", sagte Alt.
Kritisch äußerte er sich zur wissenschaftlichen Diskurskultur. Alt sprach von einer "Bankrotterklärung" im Hinblick auf aufklärerische Ideale. "Ich finde es sehr problematisch, dass man so etwas zu brauchen scheint", sagte Alt und ergänzte:
"Das ist ja zunächst ein Symptom, das Besorgnis erregen muss. Es ist so, dass tatsächlich wir in einem Klima eben, in dem intellektuelle Repression eine immer wichtigere Rolle spielt, in dem Meinungsfreiheit häufig eingeschränkt wird – von rechts wie von links."

Verantwortung für die eigene Position übernehmen

Ausdrücklich bestand der HRK-Präsident dennoch darauf, dass sich Wissenschaflterinnen und Wissenschaftler namentlich zu ihren Thesen bekennen und dadurch Verantwortung für ihre Positionen zu übernehmen. Alt sagte: "Öffentlichkeit verlangt eben auch, dass man Auskunft gibt über seine Argumente und dazu gehört der Name."
(huc)
Mehr zum Thema