Gericht schließt Dieselfahrverbote nicht aus

Das Image des Diesels leidet "vor allem unter Stimmungsmache"

Das Wort Diesel steht an der Innenseite des Tankdeckels eines Dieselautos.
Der Tankdeckel eines Diesel-Autos. © dpa / Karl-Josef Hildenbrand
Holger Appel im Gespräch mit Christine Watty · 28.07.2017
Fahrverbote, Abgasskandal, Feinstaub - die Ära des Diesels scheint zu Ende zu gehen. Nach dem Willen der Richter könnten Dieselfahrzeuge in Stuttgart sogar verboten werden. FAZ-Automobilredakteur Holger Appel hält das für falsch: Ohne Dieselfahrzeuge sei sogar das Erreichen der Klimaziele in Gefahr.
Heute hat das Verwaltungsgericht Stuttgart auf Antrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) über ein mögliches Fahrverbot für Dieselfahrzeuge in der baden-württembergischen Landeshauptstadt entschieden. Lassen sich mit den von der Autoindustrie angedeuteten Nachrüstungen älterer Dieselmotoren die drohenden Fahrverbote in den Großstädten verhindern? Auf die Klage der DUH hin haben die Richter überprüft, ob das Land Baden-Württemberg genug tut, um die Belastung der Luft in Stuttgart mit giftigem Stickstoffdioxid zu reduzieren.
Das Land Baden-Württemberg scheiterte am Freitag vor dem Verwaltungsgericht mit dem Versuch, durch Nachrüstungen vieler älterer Motoren solche Verbote zu verhindern. Die Richter urteilten: In Stuttgart muss die Luftverschmutzung notfalls auch mit Diesel-Fahrverboten eingedämmt werden, der Nachrüstplan reiche nicht aus.
FAZ-Wirtschafts- und Automobilredakteur Holger Appel hält nicht viel von einem Dieselverbot. Im Gegenteil: "Aus technischer Sicht bleiben die Vorteile des Diesel unbestritten, die können wir nicht wegdiskutieren", sagte er im Deutschlandfunk Kultur.

Die gesellschaftliche Stimmung ist gekippt

Ohne Dieselfahrzeuge sieht Appel sogar die Klimaziele in Gefahr: "Wenn wir den Diesel von der Straße nehmen, werden wir diese Kohlendioxid-Ziele nicht erreichen." Denn Dieselmotoren würden etwa 20 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen als Benzinmotoren, da sie verbrauchsärmer seien.
Der FAZ-Redakteur räumt ein, dass Dieselmotoren beim Stickstoffausstoß "in der Tat Schwierigkeiten" hätten. Diese ließen sich allerdings mit dem Abgasreiniger "AdBlue" beheben, dabei wird eine Harnstofflösung eingespritzt, die das Stickoxid umwandelt. "Sofern diese Abgasreinigungstechnik richtig eingesetzt wird und nicht betrogen wird, ist das nach meiner Einschätzung unbedenklich."
Dass der Dieselmotor inzwischen so in Verruf geraten ist, liegt Appel zufolge vor allem am VW-Abgasskandal. Und an Stimmungsmache, etwa durch die Deutsche Umwelthilfe, "die ja nicht wirklich eine Umwelthilfe ist, wie wir alle wissen, sondern ein Abmahnverein", kritisiert der FAZ-Redakteur. "Es ist aber so, dass die gesellschaftliche Stimmung gekippt ist, das müssen wir anerkennen. Was mich wundert, ist, dass die Autoindustrie keine konzertierte Aktion startet, um mal die Vorteile dieses Antriebes darzustellen."
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