Gerhard Richters Frühwerk

Nur archivarisch von Interesse

06:53 Minuten
Porträt von Gerhard Richter.
Gerhard Richter selbst sagt über die zum Verkauf angebotenen Frühwerke, die von ihm stammen sollen, die Hälfte sei Ramsch und sollte verbrannt werden. © Rolf Vennenbernd/dpa
Dietmar Elger im Gespräch mit Britta Bürger · 16.12.2019
Audio herunterladen
Rund 500 frühe Zeichnungen von Gerhard Richter werden seit geraumer Zeit auf dem Kunstmarkt angeboten, doch keiner will sie haben. Bis zu 120 Millionen Euro wurden für ein Konvolut verlangt, das höchstens archivarisch und dokumentarisch von Interesse ist.
Seit geraumer Zeit werden rund 500 frühe Zeichnungen von Gerhard Richter auf dem Kunstmarkt angeboten, doch keiner will sie haben. Der verlangte Preis sei viel zu hoch, meinen Fachleute und Gerhard Richter selbst sagt, die Hälfte sei Ramsch und sollte verbrannt werden.
Dietmar Elger leitet seit 2006 das Gerhard-Richter-Archiv an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und ist Kurator für die Kunst nach 1945 in der Galerie Neue Meister.
Schon 2009 sei dem Archiv das Konvolut angeboten worden, sagt Elger. "Ich habe das auch besichtigt. Das heißt, ich kenne die Arbeiten alle auch im Original. Damals war schon eine Summe im Gespräch, die wir für überhöht hielten. Und deswegen ist damals ein Ankauf an uns nicht zustande gekommen."

Bis zu 120 Millionen Euro wurden verlangt

Dabei ging es um Summen in Höhe von bis zu 120 Millionen Euro, wie Elger berichtet. Die frühen Zeichnungen seien aber nicht nur ihm und seinem Archiv angeboten worden, sondern auch anderen. In den letzten zehn Jahren seien auch mal zehn oder 30 Millionen Euro dafür gefordert worden. Doch gekauft hat sie bisher niemand. "Alle Summen, die im Raum schweben, ob es 30 Millionen sind, ob es 120 sind, sind alle illusorisch, was den Wert des Konvoluts angeht."

Mappen mit Kopien von frühen Werken des Künstlers Gerhard Richter liegen auf einem Tisch.
Für Dietmar Egler handelt es sich bei diesen "Frühwerken" um "eine große nebulöse Masse, der man dann gegenübersteht, wo einem alles, um dieses festzuhalten, um es irgendwie in den Griff zu kriegen, fehlt."© Helge Achenbach/dpa
Einerseits handle es sich hier nämlich um Studienblätter und Studentenarbeiten und andererseits sei ein großer Teil nicht von Richter, so dass ein Käufer sich nicht sicher sein könne, dass er mit dem Kauf auch einen echten Richter erworben habe. Zudem seien die Blätter weder signiert, noch datiert oder betitelt. "Also, das ist auch eine große nebulöse Masse, der man dann gegenübersteht, wo einem alles, um dieses festzuhalten, um es irgendwie in den Griff zu kriegen, fehlt."

Regionaler Bezug zu Dresden

Deswegen seien diese Skizzen auch nicht für den Kunstmarkt geeignet. Elger hätte diese Blätter trotzdem gerne für das Richter-Archiv in Dresden, weil er das Konvolut vor allem als dokumentarisches, archivarisches Material betrachtet. Außerdem würde im Fall eines Ankaufs durch sein Institut Gerhard Richter sicher bei der Identifizierung der Zeichnungen helfen, so dass man dann zumindest ein authentisches Konvolut hätte.
Dieses sei aber auch wegen des regionalen Bezugs interessant. "Es ist halt dann in Dresden, wo diese Blätter alle auch entstanden sind. Das ist für uns auch einfach regional interessant."
Mehr zum Thema