Genüsslich makaberes Hörvergnügen

In seinem Buch "Exit Mundi" hat Maarten Keulemans Szenarien für 90 Arten des Weltuntergangs zusammengestellt. Jetzt ist es als Hörbuch erschienen - gelesen von Bela B. von der Band "Die Ärzte".
"It's the end of the world as we know it."

Und der siebente Engel goss aus seiner Schale in die Luft.

Und sprach in der Offenbarung des Johannes: Es ist geschehen. Das für alle bibelfesten Hörer. Für die anderen, unserer christlichen Tradition nicht so sehr Verhafteten

"Die erste wichtige Erkenntnis lautet …"

… wird es aber nicht weniger dramatisch.

"Aussterben ist ganz normal."

Es geht dem Ende entgegen. Das sollte uns ohne Umschweife klar werden, wenn wir Bela B. zuhören. Und einer, der Sänger bei der Band "Die Ärzte" ist, mein Gott, wenn nicht ihm, wem sollten wir mehr glauben in einer wissenschaftlichen Expertise, wenn er uns so gelassen davon erzählt, trotz Apokalypse wie ein Fels in der Brandung - was ja zweifelsohne zu seinem bürgerlichen Namen Dirk Albert Felsenheimer passt wie zu dem "B." in Bela B., was als Abkürzung für Barney Geröllheimer, den Helden aus der "Familie Feuerstein" stehen soll ... Apropos Felsen oder Meteorit:
"Herr Ober, da ist ein Berg in meiner Suppe. Effekt: mehr als nur ein Loch im Boden. Überleben: nun ja, je nachdem."

Und egal, ob der Meteorit ein Asteroid ist oder nicht:

"Wir wissen alle längst, dass es nicht so gut ist, wenn plötzlich ein Felsbrocken aus dem Weltall auf uns runterfällt. In Wirklichkeit ist es aber noch viel schlimmer."


So die Diagnose des "Exit Mundi"-Autoren Maarten Keulemans über die Zukunft von Welt, Planet und Spezies Mensch. Viel schlimmer! Ergo ... oder besser: tja.

"Tja, da sitzen wir jetzt auf unserem kleinen Planeten. Umringt von Einschlagkratern. Auch, wenn wir manchmal ein bisschen zu panisch darauf reagieren, eine Gefahr besteht durchaus. Nee, Spaß ist was anderes."

Etwas ganz Anderes auf dieser akustischen Reise durch die Untergangsfantasien:

"Sie werden dabei sein, wie wir von außerirdischen Wesen angefallen werden, wie sich die Straßen mit aufständischen Robotern und kannibalischen Zombies füllen. Ich empfehle Ihnen, während der Fahrt die Hände nicht nach draußen zu strecken."

Es geht auch um Kleine Schwarze Löcher, Eiszeiten als auch um das Jahr 2012, sprich den dann ablaufenden Maya-Kalender. Normal! Sagen die Wissenschaftler, die uns das alles darlegen, vorrechnen, bilanzieren. Normal, das mit dem Verschwinden:

"Von allen Arten, die die Erde jemals bevölkerten, sind nach der berühmten Schätzung des amerikanischen Paläontologen David Raup 99,99 Prozent ausgestorben."

Aber wann sind wir dran! Wir Männer. Denn ein Kapitel auf der Doppel-CD BELA B LIEST "Exit Mundi" heißt "Männeraussterben".

"Tod den Männern! Überleben: mühsam. Wahrscheinlichkeit: vorhanden. Zeitpunkt: in 375.000 Jahren."

Was mich verständlicherweise sehr berührt hat. Mit dem Y-Chromosom, verantwortlich für das Männliche im Mann, da sieht´s nämlich nicht gut aus. Im Gegensatz zum X:

"Y ist ein winziges, kränkliches, verschrumpeltes Chromosömchen. Ein Auffanggefäß für angeschossene und kaputte Gene."

Oh haua! Ich sag's doch. Manchmal morgens fühl ich mich genau so ... Jedenfalls - man soll ja nicht alles immer auf sich beziehen -: "Bela B. liest Exit Mundi" - sag ich´s mal so trotz gewisser, vermutlich unbewusster Angstreaktionen -, dies ist ein schönes Hörbuch und noch in anderer Hinsicht etwas Besonderes, weil nämlich der Klappentext nicht allein hohle Werbung betreibt, ja, gut, die auch, aber auch die Wahrheit sagt mit der aufgedruckten Zeile "Ein Muss für alle Apokalyptiker". Denn eines weiß der Autor von EXIT MUNDI, Maarten Keulemans, den Herr Felsenheimer alias Bela B. hier so kongenial akustisch adaptiert -: Wir lieben natürlich die Horrorfantasie des Untergangs. Wobei, eine der fundamentalen Botschaften von "Exit Mundi" besteht in diesem Credo: nur keine Hektik! Oder mit den Worten von Douglas Adams, dem mit der ausladenden Untergangsfantasie in "Per Anhalter durch die Galaxis": Don't panic. Zwar gilt auch dies hier:

"Aber warten Sie mal! Wird es überhaupt so etwas geben. So etwas wie einen Weltuntergang? Ich fürchte ja."

Aber, wie gesagt: Don't panic! Wir haben noch Zeit, je nachdem, welchem Untergangszenario aus "Exit Mundi" wir denn geneigt sind zu folgen, ein paar Millionen Jährchen mitunter. Es seit denn ... gut ... das mit dem Meteoriten könnte schneller gehen ... aber ... wie Bela B. und "Die Ärzte" in ihrem Song "Licht am Ende des Sarges" singen, hey: Wir, du, ich, gut: auch Sie, wir leben nur einmal, also "Hoch die Tassen!"

Besprochen von Tegeler

Maarten Keulemans: Exit Mundi
Gelesen von Bela B.
Random House Audio, München 2011
2 CDs
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