Genetischer Geniestreich

Gespräch mit dem Wissenschaftsjournalisten Michael Lange |
Zum ersten Mal haben Forscher fast das komplette Genom eines dermaßen alten Menschen rekonstruiert. Der Ur-Eskimo ist vor circa 4000 Jahren verstorben, aber sein Erbgut war noch in einigen Haarresten im Permafrostboden Grönlands enthalten. Er gehörte zur Saqqaq-Kultur, einem alten Eskimo-Volk. Verwandt ist er aber nicht mit den Inuit, die heute in Grönland leben.
Neu ist vor allem, dass die DNA des Ur-Eskimos in einer solchen Genauigkeit wiederhergestellt werden konnte. Denn Gen-Untersuchungen bei Jahrtausende alten Menschen sind normalerweise schwierig, weil das Erbmolekül DNA im Laufe der Zeit beschädigt wird, oder es zu Verunreinigungen mit neuerer DNA kommen kann.

Aus der Analyse des Erbguts ließ sich einiges über das Aussehen des "Inuk" genannten Menschen ableiten. So hatte er zum Beispiel braune Augen und eine relativ dunkle Hautfarbe. Zudem belegt das Forschungsergebnis, dass die Vorfahren der Ur-Eskimos vor circa 5500 Jahren nach Grönland eingewandert sind, unabhängig von der Besiedlung Nordamerikas, der die Ureinwohner Amerikas und die Inuit entstammen.