Generation Protest 2.0
Von Petra Marchewka · 09.02.2010
Als Markus Henrik mit dem Song "Rot" bei YouTube kritisch auf die Erhebung von Studiengebühren reagierte, klickten in einer Woche mehr als 10.000 Menschen auf seinen Videobeitrag. Jetzt erschien der erste Roman des Bochumer Musikers und Texters, in dem sich der 27-Jährige satirisch mit dem Thema Praktikum auseinandersetzt.
"Also mir macht es einfach Spaß. Mir macht es Spaß, etwas zu kreieren, was die Leute unterhält, aber gleichzeitig auch einen gewissen Sinn hat und eine Message, und dem einen oder anderen vielleicht einen Gedanken näherbringen soll, den er vorher noch nicht gedacht hat..."
Markus Henrik sitzt im Café, Kapuzenpulli unterm Jackett, kurze, dunkle Haare lässig in die Stirn gekämmt, vor ihm der Laptop, aufgeklappt und online. Der Laptop, sagt er, sei sein Alter Ego, ohne geht gar nichts. Zwei, drei Klicks, und es öffnet sich seine Internetseite, markushenrik.de.
Von hier aus gelangt jeder, der will – und sehr viele wollen - zu den politischen Kolumnen, die Henrik für den Radiosender WDR-1Live verfasst...
Flott und unterhaltsam erzählt Markus Henrik darin die Geschichte von Anton, der sich, endlich am Ende seines Studiums angelangt, eine Festanstellung bei einem Marktforschungsinstitut erhofft. Dort verlangt man von ihm allerdings zunächst eine zweiwöchige Probearbeit, in Konkurrenz mit zwei Mitbewerbern. Aber danach stellt sich heraus, dass alle drei wieder nur als billige Arbeitskräfte missbraucht worden sind.
"Ja, und dann entwickelt sich in dem Buch etwas zwischen den dreien, was zu einer Reihe von Protestaktionen führt, um sich gegen diese Firma zu wehren und um die 'Generation Praktikum' zu rächen."
Lesung aus V-Log: "Von allen Seiten strömten nun gleichzeitig mit uns Menschengruppen herbei. Bereits beim Rennen öffneten die meisten Taschen oder Rucksäcke, um jeweils ein bis zwei Kissen hervorzuholen. Unter begeistertem Getöse begannen sie nun, aufeinander einzukloppen."
Henrik: "Ich habe im Netz eine V-Log-Serie veröffentlicht, eine Art Video-Tagebuch, ein Kunstwort, das besteht aus dem V für Video und Blog, also V-Log, und da habe ich mir Sachen aus dem Buch herausgepickt und die in meinem Wohnzimmer vorgelesen, und (...) da sieht man wieder, dass sich das klassische Medium Buch mit dem neuen Medium Internet in gewisser Weise verbindet."
Markus Henrik kreiert im Buch die Generation Protest 2.0 und bedient sich auch im realen Leben der öffentlichen Plattform des Internets. Hier befindet er sich im Austausch mit seinem Publikum, hier formuliert er politische Forderungen:
"Es ist eine sehr große Freude, wenn man etwas Neues hat, sei es ein Buch oder einen neuen Song oder ein neues Video, und das über alle Möglichkeiten im Netz verbreitet und unmittelbar Feedback bekommt, auch kritisches Feedback sehr gerne, und sich damit dann auseinandersetzt."
Markus Henrik hat schon als Jugendlicher in Bands gespielt und früh erste eigene Stücke geschrieben, zu Hause in Bochum. Seine Eltern, erzählt der 27-Jährige, haben ihn dabei unterstützt, und das sozialdemokratisch geprägte Bochumer Arbeitermilieu, in dem er großgeworden ist, war die Basis für sein politisches Engagement. Später hat Henrik dann Musik studiert, in Berlin und in England:
"Durch mein Studium in England habe ich sehr viele Bands kennengelernt, die sehr interessante Sachen mit der Gitarre gemacht haben, (...) und ich fand einfach in England sehr interessant, wie hoch dort die Experimentierfreudigkeit war und wie wenig man versucht hat, in gewissen Schubladen zu bleiben."
Henrik meidet konventionelle Vermarktungswege, fürchtet, etwa mit Plattenverträgen ein Stück seiner inhaltlichen Freiheit einzubüßen. Als er mit dem Song "Rot" bei YouTube kritisch auf die Erhebung von Studiengebühren reagierte, klickten sich in einer Woche mehr als 10.000 Menschen auf den Song mit dem selbstgemachtem Video.
"Die vordergründige Idee in dem Video ist, einen Vergleich herzustellen zwischen den ehemaligen 68ern und unserer Generation, da ja 68er eigentlich heutzutage als Dekane oder als Rektoren irgendwo an den Universitäten sitzen und die ja auch mitverantwortlich sind, genauso wie in der Politik sehr viele davon sitzen, dass es jetzt Studiengebühren gibt."
Markus Henrik loggt sich aus dem Netz und klappt den Rechner zu, denn gleich fährt sein Zug Richtung Berlin. Seine beiden WGs – eine in Bochum, die andere in Berlin – sieht er im Moment nur selten. Der Protest 2.0 – er hält Markus Henrik ganz schön auf Trab.
"Dieses Label 'Generation Protest 2.0' ist bewusst ein Wortspiel, um das mit dem Web 2.0. zu verbinden, und ich will jetzt keineswegs sagen, dass es davor nur eine Generation Protest gegeben hat, ich glaube, dass es verschiedene gab, aber unsere besondere Aufmerksamkeit verdient, da wir jetzt die einmalige Chance haben, uns wirklich global zu organisieren. (...) Das sind Entwicklungen, die das Internet möglich macht, und die machen auch eine ganz andere Protestbewegung möglich."
Markus Henrik sitzt im Café, Kapuzenpulli unterm Jackett, kurze, dunkle Haare lässig in die Stirn gekämmt, vor ihm der Laptop, aufgeklappt und online. Der Laptop, sagt er, sei sein Alter Ego, ohne geht gar nichts. Zwei, drei Klicks, und es öffnet sich seine Internetseite, markushenrik.de.
Von hier aus gelangt jeder, der will – und sehr viele wollen - zu den politischen Kolumnen, die Henrik für den Radiosender WDR-1Live verfasst...
Flott und unterhaltsam erzählt Markus Henrik darin die Geschichte von Anton, der sich, endlich am Ende seines Studiums angelangt, eine Festanstellung bei einem Marktforschungsinstitut erhofft. Dort verlangt man von ihm allerdings zunächst eine zweiwöchige Probearbeit, in Konkurrenz mit zwei Mitbewerbern. Aber danach stellt sich heraus, dass alle drei wieder nur als billige Arbeitskräfte missbraucht worden sind.
"Ja, und dann entwickelt sich in dem Buch etwas zwischen den dreien, was zu einer Reihe von Protestaktionen führt, um sich gegen diese Firma zu wehren und um die 'Generation Praktikum' zu rächen."
Lesung aus V-Log: "Von allen Seiten strömten nun gleichzeitig mit uns Menschengruppen herbei. Bereits beim Rennen öffneten die meisten Taschen oder Rucksäcke, um jeweils ein bis zwei Kissen hervorzuholen. Unter begeistertem Getöse begannen sie nun, aufeinander einzukloppen."
Henrik: "Ich habe im Netz eine V-Log-Serie veröffentlicht, eine Art Video-Tagebuch, ein Kunstwort, das besteht aus dem V für Video und Blog, also V-Log, und da habe ich mir Sachen aus dem Buch herausgepickt und die in meinem Wohnzimmer vorgelesen, und (...) da sieht man wieder, dass sich das klassische Medium Buch mit dem neuen Medium Internet in gewisser Weise verbindet."
Markus Henrik kreiert im Buch die Generation Protest 2.0 und bedient sich auch im realen Leben der öffentlichen Plattform des Internets. Hier befindet er sich im Austausch mit seinem Publikum, hier formuliert er politische Forderungen:
"Es ist eine sehr große Freude, wenn man etwas Neues hat, sei es ein Buch oder einen neuen Song oder ein neues Video, und das über alle Möglichkeiten im Netz verbreitet und unmittelbar Feedback bekommt, auch kritisches Feedback sehr gerne, und sich damit dann auseinandersetzt."
Markus Henrik hat schon als Jugendlicher in Bands gespielt und früh erste eigene Stücke geschrieben, zu Hause in Bochum. Seine Eltern, erzählt der 27-Jährige, haben ihn dabei unterstützt, und das sozialdemokratisch geprägte Bochumer Arbeitermilieu, in dem er großgeworden ist, war die Basis für sein politisches Engagement. Später hat Henrik dann Musik studiert, in Berlin und in England:
"Durch mein Studium in England habe ich sehr viele Bands kennengelernt, die sehr interessante Sachen mit der Gitarre gemacht haben, (...) und ich fand einfach in England sehr interessant, wie hoch dort die Experimentierfreudigkeit war und wie wenig man versucht hat, in gewissen Schubladen zu bleiben."
Henrik meidet konventionelle Vermarktungswege, fürchtet, etwa mit Plattenverträgen ein Stück seiner inhaltlichen Freiheit einzubüßen. Als er mit dem Song "Rot" bei YouTube kritisch auf die Erhebung von Studiengebühren reagierte, klickten sich in einer Woche mehr als 10.000 Menschen auf den Song mit dem selbstgemachtem Video.
"Die vordergründige Idee in dem Video ist, einen Vergleich herzustellen zwischen den ehemaligen 68ern und unserer Generation, da ja 68er eigentlich heutzutage als Dekane oder als Rektoren irgendwo an den Universitäten sitzen und die ja auch mitverantwortlich sind, genauso wie in der Politik sehr viele davon sitzen, dass es jetzt Studiengebühren gibt."
Markus Henrik loggt sich aus dem Netz und klappt den Rechner zu, denn gleich fährt sein Zug Richtung Berlin. Seine beiden WGs – eine in Bochum, die andere in Berlin – sieht er im Moment nur selten. Der Protest 2.0 – er hält Markus Henrik ganz schön auf Trab.
"Dieses Label 'Generation Protest 2.0' ist bewusst ein Wortspiel, um das mit dem Web 2.0. zu verbinden, und ich will jetzt keineswegs sagen, dass es davor nur eine Generation Protest gegeben hat, ich glaube, dass es verschiedene gab, aber unsere besondere Aufmerksamkeit verdient, da wir jetzt die einmalige Chance haben, uns wirklich global zu organisieren. (...) Das sind Entwicklungen, die das Internet möglich macht, und die machen auch eine ganz andere Protestbewegung möglich."