Gemeinsam tanzen

23.02.2010
"Jeder kann tanzen!", das meint der britische Choreograf Royston Maldoom, der durch den Film "Rhythm Is It" bekannt wurde. Die Choreografin Jacalyn Carley hat gemeinsam mit ihm ein Buch geschrieben, das seine Erfahrungen auf dem Weg zu erfolgreichen Laien-Aufführungen weitergibt.
Seitdem Royston Maldooms Arbeit in dem ungeheuer erfolgreichen Film "Rhythm is it!" dokumentiert und so einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde, nimmt die Zahl der Schulen mit ähnlichen Tanzprojekten zu. Engagierte Tänzer entdecken ihre pädagogischen Neigungen und ermutigen Kinder und Jugendliche überall in Deutschland, den künstlerischen Bühnentanz für sich zu entdecken. Schülern macht es großen Spaß, sich zu Musik zu bewegen, Lehrer und Eltern berichten vom Gewinn an Selbstbewusstsein bei den Kindern, von gesteigertem Fleiß, Verantwortungsbewusstsein und Engagement für die Gemeinschaft.

Was ist das Geheimnis dieser Tanzlehrer im Gefolge Maldooms? Wie arbeitet man ähnlich erfolgreich? Das erklärt die amerikanische, seit Jahrzehnten in Berlin lebende Choreografin Jacalyn Carley – früher tanzte sie in der alternativen Kreuzberger "Tanzfabrik" - anstelle Royston Maldooms. Ihr Buch "Royston Maldoom Community Dance. Jeder kann tanzen" ist entstanden, nachdem sie Maldooms Biografie abgeschlossen hatte, wofür sie ihn ein Jahr lang bei der Arbeit beobachtet und befragt hatte. Es geht systematisch auf alle möglichen Schwierigkeiten und Hindernisse auf dem Weg zur erfolgreichen Laien-Aufführung ein. Denn Maldooms Auffassung von "Community Dance" geht weit über die in Deutschland so beliebte Arbeit an Schulen hinaus.

Entstanden ist die Idee des gemeinschaftlichen öffentlichen Tanzens in den siebziger Jahren in Großbritannien. Inzwischen ist sie dort auf dem Land und in den Städten sehr verbreitet. Maldoom, der seinerzeit eher zufällig zum "Community Dance" stieß, fing Feuer und hat seither mit Kindern und alten Leuten, Häftlingen, Schulverweigerern, alleinerziehenden Müttern, ethnischen Minderheiten und Menschen mit Behinderungen getanzt. Seine Art zu lehren, hat mit äthiopischen oder peruanischen Straßenkindern genauso funktioniert wie bei Erwachsenen in Bosnien-Herzegowina oder Kroatien oder mit Katholiken und Protestanten in Nordirland.

Wer wissen möchte, warum Disziplin kein schlimmes Wort ist und wie man die notwendige Bereitschaft, zu lernen und sich anzustrengen, wecken kann, bis die neuen Tänzer selbst spüren, welches Vergnügen daraus entsteht, kann das hier Schritt für Schritt nachlesen. Improvisationsspiele sind genauso beschrieben wie Lösungen für Kostüme, Beleuchtung und Bühnenbild bei den Aufführungen – bis hin zur Frage, wie man die Zuschauer anschließend geschickt ins Gespräch über das Gesehene zieht.


Besprochen von Wiebke Hüster


Jacalyn Carley, Royston Maldoom. Community Dance – Jeder kann tanzen,
Henschel Verlag, Leipzig 2010, 160 Seiten, 16,90 Euro