Gemälde "Madonna mit der Nelke"

Die Mona Lisa von München

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Das Bild zeigt eine junge Madonna mit dem Christuskind, ein häufiges Motiv in der christlichen Kunst des Mittelalters.
Die Münchner Pinakothek besitzt das Gemälde "Madonna mit der Nelke" von da Vinci. Es ist "vollgespickt mit vereinzelten Bravourstücken", sagt der Experte Andreas Schumacher. © Alte Pinakothek München / Repro: DIRECTMEDIA Publishing GmbH
Andreas Schumacher im Gespräch mit Andrea Gerk · 02.05.2019
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Nur ein einziges Gemälde von Leonardo da Vinci hängt in einem deutschen Museum. Der Kunsthistoriker Andreas Schumacher von der Alten Pinakothek in München erläutert, warum das Bild "Madonna mit der Nelke" nicht nur für sein Haus so bedeutsam ist.
Besonders gewichtig sei, dass das Bild "Madonna mit der Nelke" zu den drei frühesten Werken da Vincis zähle, die überhaupt von dem italienischen Meister bekannt sind. Das sagt Andreas Schumacher im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur.
Das Gemälde gehöre zur Florentiner Renaissance Malerei des 15. Jahrhunderts und sei eines der wichtigsten Bilder der Münchner Pinakothek."Sie ist eben ein wenig die 'Mona Lisa' der Alten Pinakothek", erläutert der Kunsthistoriker und Kurator, der in Münchner Museum der Experte für italienische Renaissance-Kunst ist.
17.10.2018, Bayern, München: Andreas Schumacher, Kurator der Ausstellung, spricht während einer Pressekonferenz zur Ausstellung "Florenz und seine Maler - Von Giotto bis Leonardo Da Vinci". Die Schau zeigt bis zum 27. Januar 2019 rund 120 Meisterwerke des 15. Jahrhunderts.
Der Kunsthistoriker Andreas Schumacher ist Experte für italienische Renaissance-Kunst© Lino Mirgeler/dpa

Früh sichtbare Meisterschaft

Schon dieses Frühwerk – dass vermutlich noch in der Werkstatt seines Lehrmeisters Andrea del Verrocchio um 1475 entstanden sein könnte – zeige, wohin der künftige Meister da Vinci wolle:
"Nicht nur, dass er jemand ist, der die Malerei technisch neu auslotet, als er sich hier als einer derer zu erkennen gibt, die ganz fortschrittlich mit der Ölmaltechnik in Florenz tätig sind. Sondern dass er auch seine Darstellungsziele – wie er sie dann in seinen Notizen, die eigentlich ein Malerei-Traktat ergeben, zusammengetragen hat – hier schon sehr deutlich verfolgt."
Das Bild sei deshalb auch ein wenig "vollgespickt mit vereinzelten Bravourstücken" sagt Schumacher. Sie ließen erkennen, "wohin dieses Universalgenie forschend und malend in den kommenden Jahren möchte."

Unklarer Weg nach Deutschland

Wie das aus Privatbesitz 1889 bei München erworbene Bild nach Deutschland gekommen sei, darüber könne nur spekuliert werden:
"Wir wissen nicht wann das Bild über die Alpen gekommen ist – ob es vielleicht in der Nähe Günzburgs in einem Kloster aufbewahrt wurde und dort dann verkauft wurde. Wir wissen von einer frühen Kopie, die es im Louvre gibt, dass es unter Umständen schon am Anfang des 17. Jahrhunderts nicht mehr in Rom, sondern schon in der Nähe von Augsburg zu sehen war."

Große Bedeutung für die Zeitgenossen

Welche Bedeutung Leonardo für die Zeitgenossen und seine Nachfolger habe, zeige sich daran, dass auch seine unvollendeten Werke alle erhalten geblieben sind:
"Weil sie eben schon in ihrer Zeit bewundert und sicherlich nachgezeichnet, studiert worden sind, so wie das auch für die Werke Michelangelos oder Raffaels gilt."
(mle)
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