Geld für Glamour
Der Regisseur Andreas Homoki holt die Oper "La traviata" vom 19. Jahrhundert in die Gegenwart. Die Darsteller verkörpern Glamour-Girls einer reichen Oberschicht, deren einziges Kapital ihr Aussehen ist.
Für den Regisseur Andreas Homoki ist Violetta Valéry keine Kurtisane des 19. Jahrhunderts, sondern ein IT-Girl wie Paris Hilton oder Amy Winehouse. Eine reiche Oberschicht leistet sich als Ornament jene jungen Frauen, deren einziges Kapital ihr Aussehen ist, und die sich für materielle Zuwendung mit sexueller Freizügigkeit bedanken. Das ist als Ausgangspunkt für ein Regiekonzept überzeugend, doch machen die Kostüme von Gideon Davey und Frauke Schernau dem Regisseur bereits den ersten Strich durch die Rechnung. Denn sie zeigen nicht eine Oberschicht aus Düsseldorf oder München (auch wenn ein Mooshammer-Double samt ausgestopfter Daisy zu sehen ist), vielmehr bevölkert die aufgetakelte Unterschicht etwa aus Berlin-Neukölln die ansonsten beinahe leere Bühne.
Frank Philipp Schlößmann hat sich für sein Bühnenbild von Peter Mussbachs Salzburger "Lulu" inspirieren lassen: Neben einem roten Sessel mäandert ein beweglicher roter Lamellenvorhang im ersten Teil durch die Gegend, im zweiten Teil wird eine starre Version nach hinten weggekippt und richtet sich später wieder auf, damit Violetta pittoresk herunterrutschen kann. Da sind viele leere Operngesten zu sehen und viele unmotivierte Gänge über die Bühne. Immer wieder kommt der Chor herein und schaut den Sängern beim singen zu, ohne dass sich irgendein szenischer Mehrwert ergäbe.
Bei hohen Tönen reckt der Tenor die Arme, wenn es traurig wird, barmt die Sopranistin am Boden. Weil Andreas Homoki auf einen kaum gebremsten Bewegungsdrang setzt, statt genau hinzuschauen und eine differenzierte Psychologisierung der Charaktere zu setzen, verpuffen seine gesellschaftskritischen Ideen, können die Figuren letztlich das Publikum nicht anrühren.
Auch die musikalische Seite lässt zu wünschen übrig, denn die Staatskapelle zeigt ihrem (Noch-)Generalmusikdirektor Fabio Luisi überdeutlich, was sie von ihm hält: gar nichts. Es klappert mächtig zwischen Bühne und Graben, Luisi muss mächtig arbeiten, um die Chose zusammenzuhalten. Zwar hat das Orchester allen Grund, sauer auf den GMD zu sein, der die Erwartungen in den vergangenen Jahren nicht erfüllen konnte und seinen Musikern zuletzt in Verhandlungen mit der Landesregierung offenbar in den Rücken gefallen ist. Das Ergebnis ist dennoch für ein Orchester dieses Anspruchs nicht akzeptabel.
Ebenso durchwachsen fällt auch die Bilanz unter den Sängern aus. Rebecca Nelsen konnte im lyrischen zweiten Teil des Abends eher überzeugen als in den Koloraturen des ersten Akts. Auch der Tenor Wookyung Kim fand erst im zweiten Teil zu differenzierteren Tönen für den liebenden Alfredo und Roberto Servile wurde über alle drei Akte seinen deutlich hörbaren Knödel in der Stimme nicht los. Positiv auffallen konnte hingegen der Bariton Christoph Pohl in der Nebenrolle des Baron Douphol.
Service:
"La traviata" von Giuseppe Verdi ist bis 29. Mai 2010 an der Sächsischen Staatsoper in Dresden zu sehen.
Frank Philipp Schlößmann hat sich für sein Bühnenbild von Peter Mussbachs Salzburger "Lulu" inspirieren lassen: Neben einem roten Sessel mäandert ein beweglicher roter Lamellenvorhang im ersten Teil durch die Gegend, im zweiten Teil wird eine starre Version nach hinten weggekippt und richtet sich später wieder auf, damit Violetta pittoresk herunterrutschen kann. Da sind viele leere Operngesten zu sehen und viele unmotivierte Gänge über die Bühne. Immer wieder kommt der Chor herein und schaut den Sängern beim singen zu, ohne dass sich irgendein szenischer Mehrwert ergäbe.
Bei hohen Tönen reckt der Tenor die Arme, wenn es traurig wird, barmt die Sopranistin am Boden. Weil Andreas Homoki auf einen kaum gebremsten Bewegungsdrang setzt, statt genau hinzuschauen und eine differenzierte Psychologisierung der Charaktere zu setzen, verpuffen seine gesellschaftskritischen Ideen, können die Figuren letztlich das Publikum nicht anrühren.
Auch die musikalische Seite lässt zu wünschen übrig, denn die Staatskapelle zeigt ihrem (Noch-)Generalmusikdirektor Fabio Luisi überdeutlich, was sie von ihm hält: gar nichts. Es klappert mächtig zwischen Bühne und Graben, Luisi muss mächtig arbeiten, um die Chose zusammenzuhalten. Zwar hat das Orchester allen Grund, sauer auf den GMD zu sein, der die Erwartungen in den vergangenen Jahren nicht erfüllen konnte und seinen Musikern zuletzt in Verhandlungen mit der Landesregierung offenbar in den Rücken gefallen ist. Das Ergebnis ist dennoch für ein Orchester dieses Anspruchs nicht akzeptabel.
Ebenso durchwachsen fällt auch die Bilanz unter den Sängern aus. Rebecca Nelsen konnte im lyrischen zweiten Teil des Abends eher überzeugen als in den Koloraturen des ersten Akts. Auch der Tenor Wookyung Kim fand erst im zweiten Teil zu differenzierteren Tönen für den liebenden Alfredo und Roberto Servile wurde über alle drei Akte seinen deutlich hörbaren Knödel in der Stimme nicht los. Positiv auffallen konnte hingegen der Bariton Christoph Pohl in der Nebenrolle des Baron Douphol.
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"La traviata" von Giuseppe Verdi ist bis 29. Mai 2010 an der Sächsischen Staatsoper in Dresden zu sehen.