Geistvoll und quirlig

Von Robert Nemecek · 28.09.2012
Lange vor Schubert und Mendelssohn leistete Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Feld der vierhändigen Klaviermusik gewissermaßen Pionierarbeit. Wie Mendelssohn war er schon von Kindheit an mit dem vierhändigen Klavierspiel vertraut, das er regelmäßig mit seiner fünf Jahre älteren Schwester Nannerl praktizierte.
Ein Ölgemälde des Malers J.N. Croce, auf dem die beiden beim vierhändigen Klavierspiel dargestellt sind, hält dies fest. Mit gerade mal neun Jahren schreibt Mozart seine erste Sonate für Klavier zu vier Händen, der noch fünf weitere folgen sollten. Im Jahr 1779 weitet er im Doppelkonzert KV 365/316a das Duospiel auf zwei Klaviere aus, und setzt damit dem Musizieren mit der Schwester ein liebevolles Denkmal. Zur zwei Jahre später entstandenen Sonate für zwei Klaviere – der einzigen in Mozarts Gesamtschaffen – inspirierte ihn jedoch nicht die Schwester, sondern seine Schülerin Josepha Barbara Auernhammer, die Mozart zufolge "zum Entzücken" gespielt haben soll. Ende November 1781 führte er das Werk mit ihr auf.

Josepha Auernhammer muss eine ganz ausgezeichnete Pianistin gewesen sein, da Mozart den auf sie zugeschnittenen Klavierpart – sie soll bei der Uraufführung am ersten Klavier gesessen haben – sonst nicht so virtuos gestaltet hätte. Der Part gehört zu den schwierigsten im gesamten Klavier-Œuvre Mozarts und kann sich mit den großen Klavierkonzerten messen. Mit diesen verbindet die Sonate auch der konzertante Elan, das geistvolle Dialogisieren und schwungvolle Alternieren zweier gleichberechtigter Partner. Die Vortragsbezeichnung des Kopfsatzes Allegro con spirito bringt dies zum Ausdruck. Im dreiteiligen Andante steht die sangliche Melodik im Vordergrund. Die Hauptmelodie wird vom ersten Klavier zart angestimmt und kurz darauf vom zweiten auf wiegenden Begleitfiguren weitergetragen.

Das sangliche Element erfüllt hier auch einen pädagogischen Zweck. Denn laut Mozart ging Josepha Barbara Auernhammer "der wahre, feine, singende Geschmack im Cantabile ab; sie verzupft alles." Im Andante bekam sie ausreichend Gelegenheit, es zu lernen. Ob die pädagogische Maßnahme zum Erfolg führte, ist leider nicht überliefert. Im Schlusssatz knüpft Mozart wieder an den Kopfsatz an und gestaltet ihn als quirliges Rondofinale, in dem Virtuosität und vitale Musizierfreude triumphieren.


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