Geistesblitze werden Wirklichkeit

Von Wolfgang Noelke |
Mehr als 750 Erfindungen aus 30 Ländern waren auf der diesjährigen Nürnberger Erfindermesse zu sehen. Darunter ein elektronischer Einkaufswagen, ein Rettungsgerät für ins Eis eingebrochene Schlittschuhfahrer und ein modifiziertes Fahrradpedal.
Mehr als 750 Erfindungen aus 30 Ländern waren auf der diesjährigen Nürnberger Erfindermesse zu sehen. Darunter ein elektronischer Einkaufswagen, ein Rettungsgerät für ins Eis eingebrochene Schlittschuhfahrer und ein modifiziertes Fahrradpedal.

Wenn es nach Diana Gullmann geht, würde sie am liebsten mit ihrem elektronischen Einkaufswagen durch den Supermarkt fahren. Am Griff des Einkaufswagens, den sie auf der Erfindermesse vorstellt, ist ein riesiger Bildschirm befestigt, auf dem sie die gewünschten Produkte eingibt. Anschließend führt sie der Wagen nicht nur auf direktem Weg zum Regal, sondern er weiß auch, auf welche Lebensmittel sie allergisch reagiert:

"Über die Produktsuche kann man Produkte auswählen. Zum Beispiel Milch. Produkt hinzufügen - und dann finden wir das auf unserer Liste. So, hier sehen Sie die Milch. Nun gibt es auch viele Menschen, die eine Lebensmittel-Intoleranz haben oder eine Lebensmittelallergie und für diese haben wir den Produktfilter entwickelt. Hier kann man zum Beispiel auswählen, dass man gegen Zitronensäure allergisch ist. Und kann dann auswählen, dass es eine Warnung ausgibt."

Nun soll der Einkaufswagen den schnellsten Weg durch den Supermarkt berechnen und Diana Gullmann direkt vor das Regal leiten. Allerdings weiß auch sie, dass die Supermärkte deswegen so unübersichtlich sind.

"Dass man möglichst noch zehn andere Produkte einkauft, als man ursprünglich wollte. Und genau dafür haben wir uns ausgedacht, dass der Laden auf Sonderangebote hinweisen kann. Und zwar zeigt das hier am Navigationssystem, - wenn jetzt zum Beispiel in den Regalen ein Sonderangebot wäre, - und wir jetzt uns langsam darauf zu bewegen, da leuchtete ein anderes Symbol auf und zeigt an, dass hier, in diesem Regal etwas im Angebot ist."

Bleibt das Problem mit der Stromversorgung und dem Datenschutz. Ob sich der blasende Staubsauger oder ein flexibler Eierbecher auf dem Markt durchsetzt, ist von den Produzenten abhängig, denen diese Produkte bis heute Abend noch präsentiert werden. Gute Chancen rechnet sich der Münchner Bruno Gruber aus, für sein modifiziertes Fahrradpedal:

"Das Problem ist normal, dass das Pedal senkrecht steht und man - beim Hochsteigen stolpert man darüber und kann leicht stürzen. Dieses Pedal - ich drehe das mal - das bleibt immer horizontal - so - weil hier kleine Gewichte sind, kleine Ausgleichsgewichte. Die bilden den Schwerpunkt und dadurch bleibt das in dieser Lage. Jetzt habe ich hier oben auch noch Stahlspitzen, das heißt, Mountainbiker können jetzt auf dieser Seite fahren. Wenn ich das dann umdrehe, dann sind die Ausgleichsgewichte unten und dann ist es in dieser Lage stabil, wenn man mit Tennisschuhen fährt."

Große Chancen hat ein neuartiges Rettungsgerät von Moritz Dufer aus dem schwäbischen Seitingen-Oberflacht: Es soll wie eine Schlange über Geröll, Wasser oder Eis kriechen und kann auf einer breiten, bei Feuerwehren üblichen Schlauchtrommel zum Einsatzort gefahren werden. Zwei Schläuche sind durch eine etwa ein Meter breite Plane miteinander verbunden. Muss die Feuerwehr zum Beispiel ins Eis eingebrochene Schlittschuhläufer retten, kann diese auf der Trommel aufgerollte Rettungsbahn in Richtung der Unglücksstelle gelenkt werden:

"Jetzt wird die Druckluft von vorne gefüllt und durch den Druck bläht sich der Schlauch auf, rechts und links und schiebt sich von diesem Druck vorne nach vorne."

Auf der Spitze gleitet ein auf einer Art Surfbrett liegender Retter zur Unglücksstelle. An einem Seil kann man das mit Rädern auf den beiden Schläuchen fahrbare Brett mit den geborgenen Menschen zurückziehen. Das Surfbrett besitzt Rollen, die auf den beiden Feuerwehrschläuchen wie auf Schienen fahren. Angeblich soll das Gerät auch auf Geröllhalden und steilen Berghängen eingesetzt werden können. Alles sei genormte Feuerwehrtechnik und - so Moritz Dufer - patentiert.

Das eigene Patent oder ein Schutzrecht sei die Voraussetzung eines späteren wirtschaftlichen Erfolgs jeder Erfindung, sagt Wolfgang Müller vom Transferzentrum der Steinbeis-Stiftung, die sich der Förderung von Erfindern und Erfindungen widmet:

"Der Spätzle-Shaker war vor drei Jahren hier. Das ist ein Rohr. Dann füllen Sie da Wasser, Salz - lassen Sie mich überlegen, ich komme aus Schwaben - Wasser, Salz, Mehl, zwei Eier noch rein, dann schütteln Sie das und dann kommt ein Spätzle-Teig raus par excellence. Die Dame kam letztes Jahr im September auf den Markt und hat bis heute 100.000 Stück verkauft. Die Dame als Erfinderin - alleinerziehend - ist ein hohes Risiko eingegangen und nur durch das Schutzrecht hat sie im Prinzip diesen Erfolg. Man wollte es ihr schon abjagen."