Connewitzer Verlagsbuchhandlung

Preis für die Liebe zum Buch

Eine Lesung in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung in Leipzig - Marion Brasch liest vor
Eine Lesung in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung in Leipzig © Imago / Lars Reimann
Von Hanno Griess  · 13.03.2015
Es ist ein Buchladen wie aus vergangenen Zeiten, die Connewitzer Verlagsbuchhandlung hat in ihren Regalen eigene Produktionen und Bücher von Fremdverlagen. Früher wurde der Lesestoff vom Pritschenwagen aus verkauft - heute bekommt die Buchhandlung den Kurt-Wolff-Förderpreis.
Die Connewitzer Verlagsbuchhandlung sieht schon von außen aus, als sei sie irgendwie aus der Zeit gefallen. Im Gewölbegang von Specks Hof, der ältesten erhaltenen Ladenpassage Leipzigs gelegen, ziert ein historischer dunkler Holz-Schauschrank den Eingangsbereich. Darin die aufwändig gestalteten Produktionen aus dem eigenen Verlag, der Edition Wörtersee. Eines davon: Die Schönheit ein deutliches Rauschen – Ostseegedichte.
Und wer durch die Glastür eintritt, kommt in einen Buchladen, wie man ihn sich aus früheren Zeiten vorstellt. An einem der Tische steht Julian Klingenbeil, 30 Jahre, im Beruf Arzt im Krankenhaus. Ein Stammkunde, wie so viele hier:
"Die Bücher sind schöner, und die Leute sind netter. Erstmal die ganzen Lyrikbände von der Connewitzer Verlagsbuchhandlung, die gibt's sowieso nirgendwo anders. Dass es hier in der Passage ist, das hier die Holzregale bis zur Decke gehen, und ich kauf meine Bücher nie online, sondern immer im Laden. Ich muss halt schauen und sehen. Irgendeinen Buchrücken rausziehen und da rein gucken, und das klappt hier gut."
Ganze Abschnitte in den Regalen widmen sich einzelnen Verlags-Buchreihen, der von Suhrkamp oder des Insel-Verlags zum Beispiel. Man sieht manchen Büchern an, dass sie schon länger hier stehen. Altmodisch, oder zeitlos? Dem Inhaber Peter Hinke ist eine andere Beschreibung lieber:
"Ja ... nachhaltig ist vielleicht ein ganz gutes Wort dafür. Mit allen Dingen hier im Specks Hof, seit wann sind wir hier? Seit 1995, und der Laden ist ja auch so eingerichtet, dass wir eigentlich die nächsten 100 Jahre bleiben könnten. Das würde schon so unserer Philosophie entsprechen."
Lebenseinstellung: Im Buchhandel arbeiten
Angefangen hat alles ungeordnet und spontan. Wilder. Mit Bücherverkäufen vom Pritschenwagen herunter. In Leipzigs südlichem Stadtteil Connewitz – daher der Name. Und von Anfang an mit selbst verlegten Büchern:
"... das kommt natürlich ursprünglich aus einer Liebhaberei her, aber es ist so, dass wir immer wieder Bücher gemacht haben, die kommerziell sehr gut funktioniert haben. Wir machen ja nicht so viele Titel, das sind maximal so 10 Titel im Jahr. Und wichtig ist, dass die sehr schön aussehen, also es gibt die Edition Wörtersee, die auch von der Gestaltung so angelegt ist, dass die vielleicht jemand in 100 Jahren in die Hand nimmt und sagt: Schönes Buch."
Für diesen Anspruch, Schönheit und Beständigkeit bereits über 25 Jahre zu verbinden, bekommt die Connewitzer Verlagsbuchhandlung nun den mit 5000 Euro dotierten Kurt-Wolff-Förderpreis.
Das Geld, sagt Peter Hinke, werde wieder ins Unternehmen gesteckt. Denn finanzielle Reserven habe man eben nicht. Der Preis für die Leidenschaft zum Buch:
"Du kommst natürlich nicht zu Wohlstand. Ein knallharter Betriebsberater würde jetzt sagen: Von den 25 Sartre-Bänden verkaufen sich vier gut, weitere fünf nicht so gut, und viele gar nicht. Nun könnte man sagen: Wir schmeißen die raus und machen das mit weniger Titeln. Aber die Leute wollen bei uns natürlich eher die Tiefe haben. Und dann sind wir natürlich verpflichtet, bestimmte Sachen zu pflegen. Das ist auch der Unterschied zum Internet, und in anderen Dingen sind eben andere besser. Das muss man dann akzeptieren."
Der Kommerz stand immer im Hintergrund, sagt Ute Gebhardt, eine der Mitarbeiterinnen der ersten Stunde. Auf einem schwarz-weißen Foto ist sie vor 25 Jahren zu sehen. In der Connewitzer Verlagsbuchhandlung zu arbeiten, ist eher eine Lebenseinstellung als ein Beruf, sagt sie:
"Im Grunde ist es in diesen Laden immer so gewesen. Wenn jemand kam, um irgendwas zu machen. Wir hatten mal einen Freund, der sollte uns ein Regal bauen – und blieb dann zehn Jahre. Das ist hier so. Ich bin hier verwurzelt und zu Hause, das ist das, was ich immer gewollt habe und das will ich weiter. Das ist mein Leben – hier ..."
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