Gehobener Blödsinn mit fliegenden Kühen

Von Martin Burkert |
Vorlage ist der Film „Die Ritter der Kokosnuss“. Monty Python-Mitglied Eric Idle hat die jecke Geschichte zum Broadway-Musical umgearbeitet. Der anarchische Humor von Monty Python ist gegenüber dem Film abgemildert. Es ist eine Unterhaltungsshow, aus der schwarzer, britischer Humor durchscheint. Aber der sprüht immer noch intelligentere Funken als so mancher bemühte Comedy-Scherz der Jetztzeit.
Sie haben Wort gehalten. Ein schräges Musical wurde angekündigt, ein knallbunter, verdrehter Abend ist im Kölner Musical-Dome auf die Bretter gebracht. Vorlage ist der Film „Die Ritter der Kokosnuss“, ergänzt um ein paar Sketche von Monty Python’s „Flying Circus“ und dem berühmtesten Song der Truppe „Always Look On The Bright Side Of Live“. Im Jahr 2005 hat Monty Python-Mitglied Eric Idle die jecke Geschichte zum Broadway-Musical umgearbeitet.

Das Wort „Spamalot“ ist eine Zusammensetzung aus Camelot, der sagenhaften Ritterburg, und „Spam“, einem in Angelsachsen sehr beliebten Büchsenfleisch.

Tatsächlich ist Monty Python Erfinder des Wortes Spam-Mails. Ein Sketch, in dem über hundertmal das Wort „Spam“ vorkommt, wurde Vorbild für die unbeliebte Werbesendungen aus dem Netz. Der Begriff „Spamalot“ hat weitere Vorteile. Er reimt sich auf Lanzelot und den Spruch „Wir lieben uns in Camelot und machen Kinderlein a lot“.

„Spamalot“ parodiert absurd und durchgeknallt die Geschichte von König Arthur. Der singende Monarch reitet mit einigen steppenden Rittern und tanzenden Showgirls durch sein Königreich, um eine Tafelrunde in Las Vegas zu gründen. Da es keine Pferde gibt, wird mit Kokosnussschalen das Getrappel simuliert. Ein strenger Gott, im lispelnd schimpfenden Ton des Marcel Reich-Ranicki, befiehlt der Truppe den Gral zu finden.

Es folgen mehrere Stationen, viele Songs, und die Dame aus dem Schilf taucht auf mit ein paar Cheerleader-Mädels im Schlepptau. Irgendwann, das wird offen zugegeben, kommt in jedem Musical die Stelle an der erklingt das Lied mit Herz, das reimt sich auf Schmerz und endet mit einem Kuss.

Ansonsten stehen vermeintlich Pesttote singend wieder auf, wütet ein Killerkaninchen, ein Trojanischer Hase steht vergebens vor der Franzosenburg, und es wird ein Happy End mit zwei Hochzeiten, einem schwulen und einem Königspaar, gefeiert.

Der anarchische Humor von Monty Python ist gegenüber dem Film abgemildert, einige dicke Schimpfwortschöpfungen sind gestrichen. Nur in einer Szene wird es übertrieben deftig und schlüpfrig, wenn König Arthurs Ritter eine französische Burg belagern. Da wird mit hektischem Akzent und Fäkaliensprache geschimpft und schließlich mit Kühen und Kot geworfen. Dennoch dürfte das Stück als amüsante Kost auch außerhalb der Python-Fangemeinde angenommen werden.

Im Vorfeld war eine provokante Szene umstritten. Die Ritter vermuten, sie hätten nur eine Chance auf den Broadway, wenn sie genügend Juden kennen. Tabu in Deutschland wegen des Holocausts? Dürfen die weiß gekleideten Tänzerinnen den blauen israelischen Stern tragen? Am Ende entschied man sich, auch hierzulande diese sanfte Provokation drin zu lassen. So etwas gehört eben zu Monty Python. Dass jemand wirklich Antisemitismus unterstellt, trifft hoffentlich nicht zu.

Getanzt wird flott und gesungen trefflich, von mehrheitlich deutschen Darstellern. Das bestätigt eine Entwicklung der vergangenen Jahre. Die Ausbildungsgänge für Musical in Berlin, Hamburg, Wien oder Essen tragen Früchte.

Ach ja. Als erzählender Historiker kommt der mittlerweile 74-jährige Alfred Biolek höchstpersönlich auf die Bühne. Er hat nicht viel zu sagen. Was er erzählt ist nicht zum Lachen, er garniert die bunte Show. Die Texte von Monty Python wirken nicht mehr so frech und anarchisch wie in den 70ern und 80ern.

Es ist eine Unterhaltungsshow, aus der schwarzer, britischer Humor durchscheint. Aber der sprüht immer noch intelligentere Funken als so mancher bemühte Comedy-Scherz der Jetztzeit.