Geheimtipp: Lahn-Marmor
Wer in die Örtchen an der Lahn zwischen Weilburg und Limburg fährt, sieht vielleicht die Burg Runkel, die trutzig wie in Kinder-Ritterspielen über dem Fluss steht, oder die Villmarer Kirche. Die meisten von unten, vom Fluss aus – 20, 30 Paddelboote treiben allein in dem kurzen Abschnitt des verwucherten Flüsschens vorbei, der von der Marmorbrücke unterhalb der Burg zu überblicken ist.
Nur wer aussteigt, sieht andere Zeugen der Vergangenheit: ein paar hundert Jahre Industrie-, ein paar hundert Millionen Jahre Erdgeschichte. Schupbach und Bongard, Beselich und Unica, bis vor wenigen Jahrzehnten hatten die Steinbrüche des bunten, oft wild gemusterten Lahn-Marmors Weltruf. Noch heute wird hier abgebaut. Nicht mehr für die prächtigen Moskauer U-Bahn-Stationen, für das Schloss Weilburg, die Petersburger Eremitage oder den Mainzer Dom.
Mit chinesischen Weltmarktpreisen kann der Lahn-Marmor nicht mehr konkurrieren. Derselbe Stein wird heute zu Kalk gebrannt. Und so kann, wer genug Zeit mitbringt, noch heute alle Stufen der Verarbeitung finden. In Sichtweite des Dörfchens Schupbach die Vorstufe eines Bruchs, eine schroff zerklüftete Landschaft, aus der rot-graue Kegel ragen, Reste eines 380 Millionen Jahre alten Riffs.
"Durch den Abbau ist oben Ton und Erde abgetragen worden – und jetzt können Sie in das Riff halt eben reingucken, wie’s vor 380 Millionen Jahren war. Wir hoffen natürlich, dass die dem Steinbruchbetrieb nicht zum Opfer fällt, aber noch ist genügend Zeit, sich das mal anzugucken. "
Axel Becker hat beruflich nichts mit Stein zu tun. Für den Erhalt der Zeitzeugen setzt er sich wegen seines Hobbys ein, der Geologie. Und weil er aus Schupbach stammt, wo vor hundert Jahren die dunkelrot-bunte Innenauskleidung des Empire-State-Buildings gebrochen wurde.
Eine Knochenarbeit, deren Härte erahnen kann, wer die Eisengeräte in dem kleinen Museum in Villmar in die Hand nimmt.
"Von denne Werkzeuch hat sich wirklich kaum was geändert. Wenn Sie nur mal: So ein Steinmetz, der musste den ganzen Tag hiermit arbeite – mit dem dürfen Sie abends kein Armdrücken mehr machen. Das erstaunt immer die Leute, dass man hiermit den ganzen Tag arbeiten kann. "
Neben Bohrern und Scharniereisen, Wolf und Beilen zeigt das Museum auch Muster der unzähligen Farben und Formen der unterschiedlichen Brüche: mal schwarz geädert, mal grau, rot und beige – wie draußen im Naturdenkmal Unica-Bruch an der Wand im Wald über sieben Meter hoch. Anders als in den dreißiger Jahren, als hier noch gearbeitet wurde, ist der Kalkstein poliert, statt mattem, totem Grau kann der Besucher so in den hellen Einschlüssen die ursprünglichen Bewohner des Meeresriffs erkennen.
"Sie sehn Llaminare, Strematopore und hier sehen Sie 'ne Koralle. Also ich seh auch immer was Neues…"
Die Geschichte der Steinbrüche lässt sich erwandern, auf zwei Wegen, die Verein und Museum ausgeschildert haben. Und die – zusammen mit historischen Bildern und erdgeschichtlichen Erklärungen im Internet stehen, unter Lahn Marmor Museum. Für zwei Besucher, die an diesem Tag auf eigene Faust im Unica-Bruch unterwegs waren, hat sich der Weg allein schon für die Wand gelohnt.
Mädchen: "Das hat mir sehr gefallen – die Steine dort."
Mann: "Speziell jetzt diese geschliffenen Steine: Wenn man da sieht, was da für ein Muster zum Vorschein kommt. Wenn sie ungeschliffen sind, ist es einfach grau, man sieht überhaupt nichts, und nachher sieht's aus wie Marmor. Das finde ich spannend, dass das so zurechtgemacht wird."
Wer auch die Reste der beiden Sturmfluten an der Wand erkennen will oder die Bedeutung der Jahresringe, die die Rifftiere gebildet haben, sollte vor der Reise beim Villmarer Rathaus anrufen. Das Museum öffnet nur nach Anmeldung, eine kleine Spende ist erwünscht.
Spontane Besucher bekommen aber auch im kleineren Ableger der Ausstellung in der Burg Runkel genügend Informationen. Und sehen dann auf der Wanderung auch die Seilsäge und die Poliermaschine am Fluss im Ort.
Und auf einem Kalkstein-Kegel hoch über der Lahn, am König-Konrad-Denkmal, öffnet sich ihnen der spektakuläre Blick auf die gegenüberliegenden Burgen Runkel und Schadek zur linken, auf Villmar zur rechten und auf die bunten Boote auf der Lahn.
Mit chinesischen Weltmarktpreisen kann der Lahn-Marmor nicht mehr konkurrieren. Derselbe Stein wird heute zu Kalk gebrannt. Und so kann, wer genug Zeit mitbringt, noch heute alle Stufen der Verarbeitung finden. In Sichtweite des Dörfchens Schupbach die Vorstufe eines Bruchs, eine schroff zerklüftete Landschaft, aus der rot-graue Kegel ragen, Reste eines 380 Millionen Jahre alten Riffs.
"Durch den Abbau ist oben Ton und Erde abgetragen worden – und jetzt können Sie in das Riff halt eben reingucken, wie’s vor 380 Millionen Jahren war. Wir hoffen natürlich, dass die dem Steinbruchbetrieb nicht zum Opfer fällt, aber noch ist genügend Zeit, sich das mal anzugucken. "
Axel Becker hat beruflich nichts mit Stein zu tun. Für den Erhalt der Zeitzeugen setzt er sich wegen seines Hobbys ein, der Geologie. Und weil er aus Schupbach stammt, wo vor hundert Jahren die dunkelrot-bunte Innenauskleidung des Empire-State-Buildings gebrochen wurde.
Eine Knochenarbeit, deren Härte erahnen kann, wer die Eisengeräte in dem kleinen Museum in Villmar in die Hand nimmt.
"Von denne Werkzeuch hat sich wirklich kaum was geändert. Wenn Sie nur mal: So ein Steinmetz, der musste den ganzen Tag hiermit arbeite – mit dem dürfen Sie abends kein Armdrücken mehr machen. Das erstaunt immer die Leute, dass man hiermit den ganzen Tag arbeiten kann. "
Neben Bohrern und Scharniereisen, Wolf und Beilen zeigt das Museum auch Muster der unzähligen Farben und Formen der unterschiedlichen Brüche: mal schwarz geädert, mal grau, rot und beige – wie draußen im Naturdenkmal Unica-Bruch an der Wand im Wald über sieben Meter hoch. Anders als in den dreißiger Jahren, als hier noch gearbeitet wurde, ist der Kalkstein poliert, statt mattem, totem Grau kann der Besucher so in den hellen Einschlüssen die ursprünglichen Bewohner des Meeresriffs erkennen.
"Sie sehn Llaminare, Strematopore und hier sehen Sie 'ne Koralle. Also ich seh auch immer was Neues…"
Die Geschichte der Steinbrüche lässt sich erwandern, auf zwei Wegen, die Verein und Museum ausgeschildert haben. Und die – zusammen mit historischen Bildern und erdgeschichtlichen Erklärungen im Internet stehen, unter Lahn Marmor Museum. Für zwei Besucher, die an diesem Tag auf eigene Faust im Unica-Bruch unterwegs waren, hat sich der Weg allein schon für die Wand gelohnt.
Mädchen: "Das hat mir sehr gefallen – die Steine dort."
Mann: "Speziell jetzt diese geschliffenen Steine: Wenn man da sieht, was da für ein Muster zum Vorschein kommt. Wenn sie ungeschliffen sind, ist es einfach grau, man sieht überhaupt nichts, und nachher sieht's aus wie Marmor. Das finde ich spannend, dass das so zurechtgemacht wird."
Wer auch die Reste der beiden Sturmfluten an der Wand erkennen will oder die Bedeutung der Jahresringe, die die Rifftiere gebildet haben, sollte vor der Reise beim Villmarer Rathaus anrufen. Das Museum öffnet nur nach Anmeldung, eine kleine Spende ist erwünscht.
Spontane Besucher bekommen aber auch im kleineren Ableger der Ausstellung in der Burg Runkel genügend Informationen. Und sehen dann auf der Wanderung auch die Seilsäge und die Poliermaschine am Fluss im Ort.
Und auf einem Kalkstein-Kegel hoch über der Lahn, am König-Konrad-Denkmal, öffnet sich ihnen der spektakuläre Blick auf die gegenüberliegenden Burgen Runkel und Schadek zur linken, auf Villmar zur rechten und auf die bunten Boote auf der Lahn.