Geheimtipp: Der Garten der Sinne in Merzig

Von Tonia Koch |
Insgesamt 12 Gärten sind in den letzten vier Jahren im Dreiländereck zwischen Deutschland, Luxemburg und Frankreich entstanden. Darunter Themengärten, Kloster- und Schlossgärten. Der größte Garten im Rahmen dieses Netzwerkes ist der "Garten der Sinne" im saarländischen Merzig. Dort darf man sogar Blumen probieren.
Der Naturlyriker Johannes Kühn hat den Hausberg der Merziger beschrieben. Über Jahrhunderte wurde hier Wein angebaut. Doch dann fielen die steilen Hänge brach, der Wald eroberte die Flächen zurück. Bis vor drei Jahren die Gärtner Hand anlegten und auf dem Plateau den Garten der Sinne schufen.

Johannes Kühn: "Es hatte mich Langweilzeit bekümmert, öde mich im Geist geplagt,
nun tret ich ein, in den Garten der Sinne und bin ein Gast
In Würde und wohlempfangen von Pflanzengüte.
Wasserwürfe, baumhohe, kühle Regenbögen schaffend. Pflanzen nährend und erquickend..."

Wasser rinnt kühle, schmucklose Betonstelen herunter. Ein streitbares Objekt, gleich zu Beginn des Gartens. Selbst der Gärtner, Christian Väth, kann sich nur mühsam damit anfreunden.

Väth: "Diese Kühle und dann diese eingewachsenen Pflanzen, das ist natürlich ein Kontrast und Kontraste sind immer gut, so kann man es auch sehen."

Pflanzen aus aller Welt sind um den wuchtigen Wasserauftakt zusammengestellt.

Väth: "Hier hat man eine Taglilie zum Beispiel, dazwischen einen Prachtstorchschnabel, hier drüben einen Wasserdost, also sehr viele verschiedene Pflanzen, die ums Wasser herum angesiedelt sind, von ihrem natürlichen Lebensbereich her."

Geschwungene Kiespfade führen in das Innere des Gartens. Hoch aufgeschossene Gräser, Efeu, Hecken bestimmen das Bild.

Väth: "Jetzt kommen wir in unseren Meditationsgarten, er ist einfach bepflanzt, damit man hier zur Ruhe kommen kann, damit man das vorher Gesehene auf sich wirken lässt, sich frei macht, um wieder Neues aufzunehmen im nächsten Garten."

Die barocke Pracht des Rosengartens ist bereits verblüht. Auch die Grüne Rose, wegen der so viele begeisterte Rosenfans den Weg zum Kreuzberg-Plateu finden, sie zeigt an heißen Sommertagen nicht, was sie kann. Wir wandern weiter, wieder über eine kräftig grüne Ruhezone und den Theatergarten in den Jahreszeitengarten. Hier bahnt sich bereits ein Wettstreit an, zwischen Sommer und Herbst.

Väth: "Ende August, Anfang September ist es ein wahnsinniges Blütenmeer mit herbstfärbenden Gräsern und Astern."

Sie werden in den Farben Lila und Magenta auf sich aufmerksam machen. Und im Herbst, wenn der Wind weht, wird der Besucher schon früh bemerken, dass er sich dem Klanggarten nähert. Im Sommer freilich muss den stählernen Klangelementen ein wenig nachgeholfen werden.

Neben Bambus, Schilf und Lampenputzern trifft man sie hier im Klangarten wieder, Gärtner Väths Lieblinge, Calamagrostis acutiflora, zu Deutsch Reitgras.

Väth: " Ganz tolles Gras, grad für den Winteraspekt, wenn Reif drauf liegt oder im Winter auch Schnee. Es ist ein Irrglaube, dass ein Garten im Winter immer langweilig sein muss. Die deutschen Gärten werden im Winter immer runtergeschnitten und dann ist da nix mehr. Doch mit Gräsern kann man sehr viel machen."

Die hohen Grasbüschel stehen am Eingang zum größten Bereich des Gartens der Sinne, dem Kiesgarten.

Väth: "Das sind halt einfach diese versteckten Sachen, zum Beispiel die Leycesteria formosa, die blüht jetzt, ist allerdings relativ unauffällig jetzt, aber grad für den Herbst ist sie ganz toll, weil sie rote Beeren macht. Auch für jede Jahreszeit hat man seine Lieblinge, zum Beispiel die Perovskie, die Blauraute, die find ich wahnsinnig toll, weil sie ein tolles Blau hat und sie ist eine ganz tolle Bienenweide, Da summt und brummt es die ganze Zeit."

Artenreich und zwanglos geht es hier zu. Dicke farbenfrohe Polster wechseln sich ab mit silbergrauen Distelgewächsen. Hier säumen keine Hecken die Beete. Hier dürfen sich die Pflanzen ausbreiten auch in die Wege hinein. Anfassen und Tasten ist ausdrücklich erlaubt, wie bei diesem Wermut.

"Er fühlt sich wahnsinnig zart an, wenn man darüber streicht. Und manche Leute haben ja keine Haustiere, sondern die haben ihren Blumentopf und haben praktisch als Haustier-Ersatz solche Streichelpflanzen."

Alle Sinne sollen angesprochen werden, nicht nur Auge und Ohr. Es darf auch probiert werden.

"Hier ist auch der Bereich, wo man was probieren darf, zum Beispiel die Taglilien, die schmecken einfach sehr, sehr lecker, je nach Sorte, schmecken sie sehr unterschiedlich."

Die hellgelben Blütenblätter schmecken anders als die kräftig gelben. Und der Besucher muss sich nicht scheuen, sie abzuzupfen, denn die Taglilie öffnet ihre Blüte nur für einen einzigen Tag. Der Rundgang im Garten der Sinne endet im Kinderspielgarten. Zwei Wächter, je eine Erzengelwurz links und rechts des Eingangs, bewachen ihn.

" Angelika, Archangelika, das ist eine Pflanze, die hat eine wahnsinnig mächtige Aura oder Ausstrahlung und die lässt hier keinen bösen Menschen rein, hier kommen nur gute Menschen durch."