Geheimnisvoller Flug durch das All

Von Dirk Lorenzen |
Zwei Nasa-Raumsonden gaben Forschern seit Jahren Rätsel auf: Sie folgten nicht den berechneten Bahnen. Des Rätsels Lösung haben US-Wissenschaftler gefunden: Die Wärme der Bordbatterien verändert den Kurs.
Anfang der 70er Jahre sind die beiden NASA-Raumsonden Pioneer 10 und 11 gestartet. Sie haben als erste den Asteroidengürtel jenseits der Marsbahn durchquert und sind eng an den Riesenplaneten Jupiter und Saturn vorbei geflogen. Mit der Passage von Pioneer 11 am Saturn im Jahr 1979 war die wissenschaftliche Mission erfüllt.

Doch Jahrzehnte später sorgten plötzlich die Funkdaten der Raumsonden für Aufsehen: Die beiden Pioneers folgten nicht genau den berechneten Bahnen. Irgendeine geheimnisvolle Kraft schien die Sonden minimal abzubremsen. Es kursierten verschiedene Theorien: Mal sollte es sich schlicht um Messfehler handeln, mal sah man in unkontrolliert austretendem Gas aus den Düsen der Raumsonden die Ursache, mal wähnte man sogar die Dunkle Energie am Werk, die den ganzen Kosmos immer schneller auseinander treibt.

Nun haben US-Forscher dank detaillierter Berechnungen die Erklärung bestätigt, die Bremer Physiker im vergangenen Jahr vorgeschlagen hatten: Die Wärme der Bordbatterien heizt vor allem die in Flugrichtung zeigende Seite der Raumsonden auf. Durch die Wärmeabstrahlung nach vorne, gibt es einen minimalen Rückstoß entgegen der Flugrichtung. Statt mysteriöser "neuer Physik" ist also allein die klassische Thermodynamik am Werk.

Die Pioneers fliegen "ewig" weiter: Sie gehören zu den fünf Raumsonden, die unser Planetensystem verlassen werden. Derzeit sind sie 86- beziehungsweise 106-mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde. Doch was auch immer die Pioneers am Rand des Sonnensystems oder später beim Flug durch den interstellaren Raum zu sehen bekommen: Auf der Erde werden wir nichts davon erfahren, denn seit mehr als zehn Jahren besteht kein Kontakt mehr zu den Sonden.

Erst in gut hunderttausend Jahren gelangen sie in die Nähe anderer Sterne. Sollten sie dort von intelligenten Wesen eingefangen werden, freuen die sich über eine kosmische Postkarte: Denn an Bord der Pioneers befindet sich eine Goldplakette. Auf ihr sind unter anderem Menschen dargestellt und es ist die Position der Erde relativ zu anderen Sternen verzeichnet. Außerirdische hätten so die Möglichkeit, uns zu finden.

Sie können das vollständige Gespräch mit Dirk Lorenzen mindestens bis zum 29.12.2012 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio


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