Geheimnisvolle Kulisse für Verschwörung und Mord

Von Christiane Habermalz |
Kaum ein Roman war in den letzten Jahren so erfolgreich wie "Sakrileg" des amerikanischen Autors Dan Brown. In dem Buch dient die Kirche und die Welt der geheimen Bruderschaften als geheimnisvolle Kulisse für Verschwörung und Mord. Jetzt wird der Roman verfilmt.
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Es geschah um Mitternacht. In einer kalten Aprilnacht wird der Direktor des Louvre inmitten seiner einzigartigen Kunstsammlung brutal ermordet. Doch sterbend hat er noch die Gelegenheit geheime Zeichen zu hinterlassen, die auf die Spur eines Geheimnisses führen, "das die Menschheit in seinen Grundfesten erschüttern wird".

Dan Brown's Bestseller "Sakrileg", auf Englisch "The Da Vinci Code", kommt im Mai in die Kinos, verfilmt von "Beautiful-Mind"-Regisseur Ron Howard, mit Tom Hanks und Audrey Tautou in den Hauptrollen.

Was dem einen spannende Unterhaltung verspricht, ist für die anderen die ungebremste Verbreitung antichristlicher Verleumdung an ein Millionenpublikum in der ganzen Welt. Aus Protest gegen die Verfilmung des "ketzerischen" Romans betete die britische Nonne Mary Michael zwölf Stunden lang auf Knien vor der Kathedrale im englischen Lincoln, in der Hollywood-Star Tom Hanks Szenen für den Film drehte.

Zuvor hatte schon der Erzbischof von Genua, Kardinal Bertone, Dan Brown "grobe Geschichtsklitterung" und Verbreitung von Ammenmärchen vorgeworfen. Der Autor blieb gelassen. Sein Buch beruhe auf historischen Tatsachen, die er lange recherchiert habe, erklärte er anlässlich einer Tagung des Schriftstellerverbandes in seiner Heimatstadt New Hampshire.
Brown: ""Ich bin nicht mit dem Luxus der unerschütterlichen Gewissheit geboren worden. Ich habe eine Menge Fragen. Und ich habe einen Roman geschrieben, in dem fiktive Figuren auf einige dieser Fragen mögliche Antworten finden. Ich denke, Leser sind durchaus in der Lage, für sich selber zu entscheiden, welche Teile des Romans in ihren Augen Sinn machen, und wie viel davon sie glauben möchten. Ein sehr weiser britischer Priester sagte kürzlich: Die Kirche hat die Schriften von Galileo überlebt, sie hat die Schriften von Darwin überlebt. Sie wird auch die Schriften eines gewissen Schriftstellers aus New Hampshire überleben."

Der Autor enthüllt nichts Geringeres, als dass Maria Magdalena keine gefallene Hure war, wie es uns die Kirche glauben machen will, sondern die Ehefrau Jesu. Und als wäre das nicht genug, sollen die beiden auch ein Kind gehabt haben. Die Kirche habe die historischen Fakten seit Beginn der Zeitrechnung unterdrückt, um Jesus zu Gottes Sohn machen zu können. Das Wissen um die (königliche) Nachfahrenschaft Jesu werde bis heute von einer geheimen Bruderschaft gewahrt, deren "Großmeister" illustre Persönlichkeiten der Weltgeschichte gewesen seien, darunter Leonardo da Vinci, Sandro Boticelli und Victor Hugo.

Maria Magdalena erfährt dabei einen ganz neue Bedeutung. Denn bei Dan Brown steht sie stellvertretend für das "Göttlich Weibliche", das in den heidnischen Religionen und auch im frühen Christentum noch eine wichtige Rolle gespielt hat - bis es von der männlich dominierten Kirche aus dem historischen Gedächtnis getilgt wurde. Brown entwickelt sein Thema geschickt in der faszinierenden Grauzone zwischen historischen Tatsachen, Vermutungen und Verschwörungstheorie, die viele Leser im Zweifel, wenn nicht in der Überzeugung zurücklassen, die Geschichte könnte durchaus wahr sein.

Warum auch nicht? Hat die Kirche nicht schon ganz andere Wahrheiten unterdrückt? Und Jesus war schließlich auch nur ein Mensch. Schon existiert Sekundärliteratur mit Fakten und Hintergründen zu "Sakrileg", in Internet-Foren werden immer neue Details aufgedeckt und heiß diskutiert. In Paris und Rom bieten findige Agenturen Stadtführungen an, die Touristen auf den Spuren Dan Browns durch die architektonischen Schauplätze der Handlung leiten.

Und die Bilder Leonardo da Vincis erfahren eine nie gekannte Aufmerksamkeit von Hobby-Symbolologen, die geheime Hinweise auf die unterdrückte Weiblichkeit in seinen Gemälden entdecken. Das erklärt sogar das rätselhafte Lächeln der Mona Lisa. Dan Brown beschreibt, wie Leonardos berühmtes Gemälde "Das letzte Abendmahl" für ihn selbst, 15 Jahre zuvor, zur Initialzündung wurde.

Dan Brown: "Ich studierte Kunstgeschichte an der Universität von Sevilla, und eines Morgens begann ein Professor seine Unterrichtsstunde auf eine sehr ungewöhnliche Art. Er zeigte uns ein Dia von Da Vincis berühmten Gemälde "Das letzte Abendmahl". Wie Sie wissen, zeigt das Gemälde Jesus mit seinen Jüngern, wie sie Brot und Wein teilen. Ich habe dieses Bild viele Male gesehen, doch irgendwie sind mir die Merkwürdigkeiten, auf die unser Professor uns nun aufmerksam machte, vorher nie aufgefallen. Eine Hand, die einen Dolch umklammert. Ein Jünger, der eine drohende Geste am Hals eines anderen macht. Und sehr zu meiner Überraschung fehlte etwas: Der Heilige Kelch. Und als wir alle dasaßen und uns ratlos am Kopf kratzten, erfuhren wir, dass dies erst die Spitze des Eisbergs sei. Und dass wir im Begriff stünden, den wahren Schocker des Bildes zu erfahren."

Den wahren Schocker - den enthüllt schließlich Dan Browns Held Robert Langdon, auf seiner abenteuerlichen Schnitzeljagd von Rätsel zu Rätsel quer durch Paris und London, verfolgt von einem finster-mystischen Killermönch.

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