Geheimnisse des Champagners
Gérard Liger-Belair enthüllt in seinem Buch Schritt für Schritt die wissenschaftlichen Geheimnisse des Werdens und Vergehens der Champagnerbläschen. Gleichzeitig nimmt er den Leser mit auf eine weite Reise, die von den Weinreben der Champagne über die Geschichte jenes edlen Getränks bis zur Zukunft des Weinbaus in einer Welt globaler Erwärmung führt.
Frisch eingeschenkt und tief ins Glas geschaut! Halt, halt, halt! Nicht austrinken, nur gucken wie es perlt und sprudelt. Der französische Physiker Gérard Liger-Belair geht, spürbar beseelt vom edlen Champagner, mit Hochgeschwindigkeitskameras und naturwissenschaftlichem Sachverstand dem Ursprung der prickelnden Bläschen auf den Grund und begleitet ihren Lebensweg vom Wachsen bis zum Platzen.
Wer sich je gefragt hat, wie viele Bläschen so eine volle Sektflöte eigentlich enthält, ist bei Gérard Liger-Belair goldrichtig, denn er hat die Antwort berechnet. Überhaupt scheinen diese unscheinbaren Bläschen es ihm recht angetan zu haben. Wie entstehen sie scheinbar aus dem Nichts im Glas? Warum steigen sie in Bier langsamer als im Champagner? Warum ist ihr Platzen an der Oberfläche so wichtig für das gesamte Trinkerlebnis? Der Autor hat den Lebensweg des Sprudels in akribischen und nie gesehenen Momentaufnahmen eingefroren. Da der Lebensweg der sprudelnden Bläschen meist sehr kurz ist und sie schnell vergehen, sind die zahlreichen makroskopischen Hochgeschwindigkeitsaufnahmen – geschossen vom Autor höchstpersönlich – ein Pfund, mit dem das Buch wuchert. Enstehung, Wachstum beim Aufstieg und das Platzen sind auf den schwarz-weiß Bildern ausführlich dokumentiert und kommentiert.
Nebenbei lernt man nicht nur etwas über die Physik der Bläschen, sondern auch einiges über das Getränk und seine Herkunft. Dass der Wein das Schäumen lernte, scheint demnach die Schuld des Wetters gewesen zu sein. Ein Kälteeinbruch im15. Jahrhundert führte dazu, dass die Weinhefe den zugesetzten Zucker nicht rechtzeitig bis zum Herbst voll vergären konnte. Der frühzeitig abgefüllte Wein gärte deshalb im Frühjahr in der Flasche weiter. Das dabei entstehende Kohlendioxid versetzte das Getränk mit den ersten Bläschen. Interessant auch, dass dieser Wein als schlechter Wein angesehen wurde und ein gewisser Mönch namens Dom Pérignon zunächst den Auftrag bekam, die Bläschen wieder zu beseitigen, bis die ersten Leute plötzlich auf den Geschmack kamen und der sprudelnde Wein kultiviert wurde.
Auch das Herstellungsverfahren wird beleuchtet. Assemblage, Remouage, degorgieren und Dosage - wem das alles nur inhaltsleere Fremdwörter sind, wird von Liger-Belair schonend aufgeklärt.
Der Spektrum Verlag hat daraus ein auffälliges Liebhaberbuch gebunden, in quadratischem Format, innen in doppeltem Zeilenabstand bedruckt und deswegen rasch und informativ zu lesen, sicherlich geeignet, um Gesprächsstoff zu liefern für die Wartezeit auf den Neujahrscountdown. Nach der Lektüre dürfte man die nächste Flasche Champagner mit anderen Augen öffnen, wenn man weiß, dass der knallende Korken eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h erreichen kann. Also Obacht!
Ach so, und eines noch: aus einem frisch eingeschenkten Glas entsprudeln übrigens insgesamt etwa zwei Millionen Bläschen. Der weitaus größere Anteil Kohlendioxid (etwa 80 Prozent) entweicht allerdings ohne Bläschen direkt über die Oberfläche des Champagners. Prost!
Gérard Liger-Belair: Entkorkt! Wissenschaft im Champagnerglas
Übersetzt von Sebastian Vogel
Spektrum Akademischer Verlag, München 2006,
144 Seiten, 20 Euro.
Wer sich je gefragt hat, wie viele Bläschen so eine volle Sektflöte eigentlich enthält, ist bei Gérard Liger-Belair goldrichtig, denn er hat die Antwort berechnet. Überhaupt scheinen diese unscheinbaren Bläschen es ihm recht angetan zu haben. Wie entstehen sie scheinbar aus dem Nichts im Glas? Warum steigen sie in Bier langsamer als im Champagner? Warum ist ihr Platzen an der Oberfläche so wichtig für das gesamte Trinkerlebnis? Der Autor hat den Lebensweg des Sprudels in akribischen und nie gesehenen Momentaufnahmen eingefroren. Da der Lebensweg der sprudelnden Bläschen meist sehr kurz ist und sie schnell vergehen, sind die zahlreichen makroskopischen Hochgeschwindigkeitsaufnahmen – geschossen vom Autor höchstpersönlich – ein Pfund, mit dem das Buch wuchert. Enstehung, Wachstum beim Aufstieg und das Platzen sind auf den schwarz-weiß Bildern ausführlich dokumentiert und kommentiert.
Nebenbei lernt man nicht nur etwas über die Physik der Bläschen, sondern auch einiges über das Getränk und seine Herkunft. Dass der Wein das Schäumen lernte, scheint demnach die Schuld des Wetters gewesen zu sein. Ein Kälteeinbruch im15. Jahrhundert führte dazu, dass die Weinhefe den zugesetzten Zucker nicht rechtzeitig bis zum Herbst voll vergären konnte. Der frühzeitig abgefüllte Wein gärte deshalb im Frühjahr in der Flasche weiter. Das dabei entstehende Kohlendioxid versetzte das Getränk mit den ersten Bläschen. Interessant auch, dass dieser Wein als schlechter Wein angesehen wurde und ein gewisser Mönch namens Dom Pérignon zunächst den Auftrag bekam, die Bläschen wieder zu beseitigen, bis die ersten Leute plötzlich auf den Geschmack kamen und der sprudelnde Wein kultiviert wurde.
Auch das Herstellungsverfahren wird beleuchtet. Assemblage, Remouage, degorgieren und Dosage - wem das alles nur inhaltsleere Fremdwörter sind, wird von Liger-Belair schonend aufgeklärt.
Der Spektrum Verlag hat daraus ein auffälliges Liebhaberbuch gebunden, in quadratischem Format, innen in doppeltem Zeilenabstand bedruckt und deswegen rasch und informativ zu lesen, sicherlich geeignet, um Gesprächsstoff zu liefern für die Wartezeit auf den Neujahrscountdown. Nach der Lektüre dürfte man die nächste Flasche Champagner mit anderen Augen öffnen, wenn man weiß, dass der knallende Korken eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h erreichen kann. Also Obacht!
Ach so, und eines noch: aus einem frisch eingeschenkten Glas entsprudeln übrigens insgesamt etwa zwei Millionen Bläschen. Der weitaus größere Anteil Kohlendioxid (etwa 80 Prozent) entweicht allerdings ohne Bläschen direkt über die Oberfläche des Champagners. Prost!
Gérard Liger-Belair: Entkorkt! Wissenschaft im Champagnerglas
Übersetzt von Sebastian Vogel
Spektrum Akademischer Verlag, München 2006,
144 Seiten, 20 Euro.