Gefragter Jungdarsteller

Von Christian Berndt |
Er ist erst 21 Jahre alt, aber seit 14 Jahren im Film- und Fernsehgeschäft. Der Film "Falscher Bekenner", in dem er die Hauptrolle spielt, lief 2005 sogar auf den Festspielen in Cannes. Constantin von Jascheroff zählt derzeit zu den gefragtesten Jungdarstellern und ist in gleich zwei Kinofilmen, "Leroy" und <papaya:addon addon="d53447f5fcd08d70e2f9158d31e5db71" article="188251" text="&quot;Jagdhunde&quot;," alternative_text="&quot;Jagdhunde&quot;," /> zu sehen.
Eine alte Kneipe in Berlin-Schöneberg. An diesem Tag stehen mindestens 14 Stunden Filmdreh auf dem Plan. Die Luft ist schlecht, es ist eng und stickig. Constantin von Jascheroff hat schon acht Stunden Dreh hinter sich, ist aber gut gelaunt.

"Heute n’ bisschen angespannt, weil wir hier inner kleinen Kneipe drehen und hier einfach mal 50 Mann drinne sind. Deswegen ist die Luft etwas dick hier drin. Aber ansonsten halten alle gut zusammen."

Jascheroff sitzt etwas abseits, tippt auf seinem Handy herum, und wartet gelassen auf den nächsten Einsatz. Der 21-Jährige ist im Moment gefragt im deutschen Film. Vor allem in der Rolle unverstandener Jugendlicher, wie im neuen Kinofilm "Jagdhunde", wirkt er mit seinem sensiblen Spiel glaubhaft und eindringlich. In dem wortkargen Film zeigt Jascheroff, wie viel er mit wenigen Worten ausdrücken kann.

Jascheroff: "Meine Stärke liegt in den kleinen natürlichen Dingen. Dieses wirklich wenig tun, mit wenig viel aussagen. So'ne Rolle, wo man keinen Text hat, ist tausendmal schwerer zu spielen als eine, in der man ununterbrochen plappert."

So zurückhaltend Jascheroff im Film wirkt, so überraschend anders ist der Eindruck, wenn man ihm persönlich begegnet:

Ein kleines Reihenhäuschen im beschaulichen Berlin-Steglitz. Wie Jascheroff hier am Küchentisch sitzt und, während er redet, unruhig mit den Füßen scharrt, wirkt er ziemlich jungenhaft: Quirlig, fast zierlich gebaut und 1,68 m groß, mit blonden wirren Haaren und markanten dunklen Augenbrauen, die ihn im Film älter aussehen lassen. Er liebt schnelle Autos, spielt gerne Play-Station, hört und produziert selbst Hip-Hop. Man denkt, ein typischer Berliner Junge – pfiffig, schlagfertig und mit einer ziemlich professionellen Berufseinstellung:

"Manchmal muss man einfach echt scheiß Sachen machen in dem Job. Wie neulich, in Unterhose übern Kottbusser Damm und wurde von den ganzen Junkies ausgelacht. Das sind dann so die Punkte, wo man sagt, das sind die Schattenseiten von meinem Beruf. Aber egal, Zähne zusammenbeißen, da muss ich jetzt durch."

So jung Jascheroff wirkt, so genau weiß er, was er will. Und für einen 21-jährigen Schauspieler lebt er erstaunlich solide in ruhiger Wohnlage. In die Boheme-Viertel der Hauptstadt, Prenzlauer Berg und Mitte, zieht es ihn nicht.

"Prenzlberg und da unten, das ist so szenehaft. Jeder ist dort sehr cool und alle sind angesagt und superhipp, und det ist nichts für uns, für mich und meine Freundin."

1986 wird Jascheroff in Ost-Berlin in eine Schauspielerfamilie hineingeboren. Mit sieben Jahren spielt er in seinem ersten Film und spricht Synchronrollen, unter anderem Anakin Skywalker in "Star Wars Episode 1". Er ist ein gefragter Kinderdarsteller, aber kein Kinderstar. Vielleicht hilft ihm das, den Sprung vom Kinder- zum Erwachsenendarsteller zu meistern.

"Es war ein schwieriger Übergang, so 14, 15, 16. Viele Castings und nie was geworden. Ich war wahrscheinlich in der Zeit auch nicht so gut, da waren einfach andere Sachen im Kopf. Da fing das an so mit den Mädels, dass sich Jungs für Mädels interessieren, (…) geskatet bin ich ja ganz lang, ich habe mir einfach nicht so einen Kopf drum gemacht, um die Zukunft."

Trotzdem hält er sich beim Film, nach der 12. Klasse geht er auf die Schauspielschule und arbeitet viel fürs Fernsehen. 2005 zeigt er in dem Kinofilm "Falscher Bekenner" eine bemerkenswerte Leistung. Für seine sensible Darstellung eines einsamen Jugendlichen bekommt Jascheroff den Förderpreis Deutscher Film. Jascheroffs Spiel ist nicht nur erstaunlich reif, beeindruckend ist auch sein Einfühlungsvermögen in die unterschiedlichsten Filmfiguren.

"Die Persönlichkeit wird erst mal komplett weggemacht, wie ein Computer, auf dem man sich neue Programme hochlädt. Das habe ich zum Beispiel beim "Falschen Bekenner" geschafft, weil ich das gesehen habe und einfach komplett vergessen habe, dass ich das da bin."

Trotz begeisterter Kritiken ist aus Jascheroff bisher kein Jungstar geworden. Eher ein unverbrauchtes, noch wenig bekanntes Gesicht, das sich einprägt in dieser Mischung aus jugendlich-weichen Zügen und erwachsener Ernsthaftigkeit. Besonders in den kleineren, kunstvollen Produktionen wirkt Jascheroff am stärksten. Auch wenn er selbst gerne mal was ganz anderes spielen würde:

"Filmtechnisch hätte ich mal Bock auf nen richtigen Actionfilm. So mit Explosion und mit Superkräften und Schlägereien und Blut und viel Feuer und so."

Und wen würde er gerne spielen?"

"Gute Frage, ich glaub, den Bösewicht." (kichert)
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