Gefährliches Leben im Irak
Die Christen im Irak sind in schwieriger Lage: Vielfach werden sie als westliche Kollaborateure verunglimpft, verfolgt oder gar umgebracht. Seit Jahren versuchen die Kirchen, das Augenmerk auf ihre Situation zu lenken. Sie helfen vor Ort, plädieren aber auch für eine erleichtert Aufnahme als Flüchtlinge in Deutschland.
Der chaldäische Erzbischof im südirakischen Basrah, Djibrail Kassab, inzwischen im Ruhestand, war durchaus hoffnungsvoll: Eigentlich lebten die Christen in friedlicher Nachbarschaft mit ihren muslimischen Mitbürgern.Zunächst habe er kein gutes Gefühl gehabt, weil die Muslime die Christen als Heiden bezeichnet hätten, die deshalb nicht ins Paradies kommen könnten. Aber die Beziehungen hätten sich gut entwickelt.
Das lag nicht zuletzt an den sozialen Einrichtungen, die die Diözese Basrah uneigennützig muslimischen Irakern öffnete: vier Kindergärten, ein medizinisches Zentrum, ein Altenheim. Es gebe natürlich auch die islamistischen Fundamentalisten, räumt der Erzbischof ein.
Militante Islamisten führen seit langem einen Djihad, einen angeblich heiligen Krieg gegen die Minderheit der derzeit vielleicht noch 500.000 Christen, etwa zwei Prozent der rund 25 Millionen Iraker. Wilfried Steen vom Vorstand des Evangelischen Entwicklungsdienstes in Bonn macht keinen Hehl aus der Ursache:
„Das ist auch eine Auswirkung dieses Krieges, der erreicht hat, dass viele Muslime nun die christlichen Länder auch schuldig sprechen, dass sie diesen Krieg zu verantworten haben. Und die Christinnen und Christen im Irak haben da die Folgen zu tragen und werden massiv angegriffen und unterdrückt.“
Irakische Terroristen nahmen nicht zur Kenntnis, dass gerade die christlichen Kirchen den von den Amerikanern angeführten Krieg einhellig deutlich verurteilt haben und ihn nach wie vor als falsches Mittel zur Bekämpfung des Terrorismus erklären. Als angebliche Kollaborateure der westlichen Besatzungstruppen werden Priester brutal ermordet und Gläubige gelyncht. Frauen werden vergewaltigt und Jugendliche zwangsislamisiert; Gotteshäuser werden zerstört und Geschäfte von Christen geplündert.
Weil man die reichen Kirchen des Westens im Hintergrund vermutet, gehören Entführungen zum Alltag, mit denen kriminelle Banden Lösegelder erpressen wollen. Vor den ständigen Bedrohungen sind bereits eine halbe Million Christen aus ihrer Heimat geflohen.
„Viele irakische Christen verharren nach wie vor im Irak. Manche würden gerne ausreisen, weil sie ihres Lebens nicht mehr sicher sind, haben aber heute nicht mehr die finanziellen Mittel, es zu tun. Die wohlhabenderen irakischen Christen sind fast alle auf der Flucht. Viele von ihnen sind aufgenommen worden in Syrien und in Jordanien. … nun haben wir auch ein Signal von der Bundesregierung, dass wir auch Iraker aufnehmen wollen. Insgesamt ist die Lage der Christen im Irak aber sehr bedrückend",“
betont Prälat Karl Jüsten. Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin reagiert auf die Offerte von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Der CDU-Politiker plädiert für eine verstärkte Aufnahme christlicher Flüchtlinge aus dem Irak, nachdem im Frühjahr Erzbischof Faradsch Rahu ermordet worden war. Der chaldäische Oberhirte im nordirakischen Mossul hatte jahrelang Schutzgelder an El-Quaida-Terroristen gezahlt; nachdem er sich dann doch weigerte, wurde er entführt und, da die Forderung auf eine Million Dollar Lösegeld nicht erfüllt wurde, gnadenlos umgebracht.
Erst jetzt wurde die deutsche Öffentlichkeit aufmerksam auf die seit dem Irakkrieg unermüdlichen Hinweise der deutschen Kirchen auf die Verfolgung der Christen im Irak.
Karl Jüsten: „"Also, die katholische Kirche hat gefordert, dass Christen oder andere religiöse Minderheiten, die aus religiösen Gründen verfolgt sind, sowie Menschen, die aus ethnischen Gründen verfolgt sind oder andere humanitäre Gründe vorzuweisen haben, dass die in Deutschland ein Bleiberecht bekommen. Bisher war ja gerade aus dem Innenministerium, aber noch mehr eben aus der Union eine Blockade zu verspüren, was die Aufnahme von Flüchtlingen nach Deutschland betrifft.“
Wie der katholische Prälat begrüßt auch Wilfried Steen den Vorstoß Schäubles:
„Die evangelische Kirche und auch die Entwicklungsdienste wie der evangelische Entwicklungsdienst unterstützen natürlich solche Initiativen. Bemerkenswert ist, dass zum ersten Mal auch eine solche Initiative von Seiten der Regierung ergriffen worden ist. … Als Christinnen und Christen müssen wir denjenigen, der auf der Flucht ist, der bedrängt ist, auch aufnehmen.“
Irakische Flüchtlinge beklagen sich, dass deutsche Ausländerbehörden wenig Verständnis für religiöse Begründungen ihrer Verfolgung zeigen. Unter den rund 4300 irakischen Asylbewerbern des Vorjahres waren – geschätzt – etwa 40 Prozent Christen. Angesichts dieses hohen Anteils kritisiert Prälat Jüsten:
„Wir haben vor allen Dingen in der Europäischen Union vernommen, dass es Vorbehalte gibt, insbesondere Christen aufzunehmen, aber auch deutsche Politiker haben hier und da geäußert, dass man nicht exklusiv Christen aufnehmen wolle. Nun muss man sagen, dass die meisten, die verfolgt sind, Christen sind, und deshalb muss man aufpassen, dass ich da kein falsches Bild in den Köpfen einiger festsetzt.“
Der katholische Kirchenvertreter bei Bundestag und Bundesregierung findet es schon merkwürdig, wenn in der Debatte eine nur vermeintliche Parteinahme allein für christliche Iraker zurückgewiesen wird.
Karl Jüsten: „Also, ich kann die Kritik nun gar nicht verstehen, wenn Politiker sagen, die Menschen können nicht nach Deutschland kommen, weil sie Christen sind. Wenn Christen verfolgt sind, dann haben sie genauso Aufnahme zu finden in unserem Land wie alle anderen auch.“
Die Forderung nach offeneren Türen in Deutschland und Europa hat allerdings auch eine Kehrseite. Schon jetzt befürchten irakische Oberhirten das Ausbluten christlicher Existenz im Irak. Prälat Jüsten:
„Das ist eine große Sorge, die auch den Vatikan umtreibt. Die Christen gehören zur Urbevölkerung des heutigen Irak. Und gerade die Chaldäer und die Assyrer gehen zurück auf die Urgemeinden in Jerusalem, und es wäre natürlich ein verheerendes Signal, wenn es einen Genozid gäbe in diesem Land, also wenn das christliche Leben vollkommen erstirbt.“
Wilfried Steen: " Nein, das kann natürlich nicht der Sinn sein, der Sinn ist, dem, der bedrängt ist und der in Not ist, zu helfen.“
Wilfried Steen sieht einen Ausweg aus dieser Zwickmühle darin, dass die Kirchen auch im Irak selbst weiter Projekte fördern, zumal inzwischen auch christliche Flüchtlinge zurückkehren – zumindest in den etwas ruhigeren Nordirak:
„Evangelischer Entwicklungsdienst und Brot für die Welt unterstützen Reintegrationsprogramme. Sie setzen voraus, dass Frieden ist, dass Menschen zurückkehren können in eine halbwegs geordnete Umwelt, dass sie Schutz bekommen und nicht in Leib und Leben bedroht werden.“
Über die Katastrophenhilfe ihrer Diakonie fördert die evangelische Kirche den Aufbau landwirtschaftlicher Ausbildungsprogrammen, die Verteilung von Agrargeräten, Saatgut und Vieh sowie die Instandsetzung von Bewässerungssystemen. Krankenhäuser, denen es an nahezu allem fehlt, werden mit Medikamenten und medizinischen Geräten versorgt.
So konnte mit Hilfe der deutschen Diakonie in einer Klinik in Basrah die Sterblichkeitsrate bei Krebspatienten von nahezu hundert auf 30 Prozent gesenkt werden. Sowohl bei den Flüchtlingen wie bei den verbliebenen Irakern müssen traumatische Erfahrungen aus Krieg und Verfolgung behandelt werden. Da erprobt die katholische Kirche im nordirakischen Kirkuk einen neuen Ansatz; Prälat Jüsten, der auch Leiter der katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe ist, erläutert das Projekt:
„Das bedient sich des Internets. Es funktioniert so, dass Menschen im Internet selber ihre Geschichte erzählen können, natürlich vertraulich und in einem geschützten Bereich, auch anonymisiert, und dass dann von Deutschland aus beziehungsweise von der Schweiz aus Spezialisten, die Erfahrung haben in der Therapie mit traumatisierten Menschen, dann übers Internet ihnen antworten.“
In die Behandlung vor Ort werden hochqualifizierte Fachärzte in Berlin wie in Zürich zugezogen. Wichtig ist, dass die kirchlichen Hilfen nicht nur den Christen zugute kommen, damit nicht der Anschein entsteht, sie würden den Muslimen vorgezogen:
Wilfried Stehen: „Also, einer der zentralen Grundsätze aller Arbeit, die von kirchlichen Hilfswerken geleistet werden, ist, dass Hilfe ohne Ansehen der Person und der religiösen Zugehörigkeit erfolgen muss, dass es nie so sein kann, dass nur eine ganz bestimmte Gruppe medizinische Hilfsmaßnahmen oder Unterstützung bei der Wasserversorgung bekommen dürfen.“
So kann, meint Wilfried Steen vom Evangelischen Entwicklungsdienst, vorgebeugt werden, dass nicht die Christen, gerade weil sie die Solidarität ihrer Schwesterkirchen erfahren, verstärkt zum Anlass von Neid und zur Zielscheibe weiterer Angriffe werden:
„Natürlich ist es ein Spannungsfeld, wenn Flüchtlinge zurückgehen und unterstützt werden. Wir versuchen aber, diese Probleme zu mildern, indem wir immer auch mit örtlichen Organisationen zusammenarbeiten, um nicht erst diese Spannungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und religiösen Gruppen aufkommen zu lassen.“
Das lag nicht zuletzt an den sozialen Einrichtungen, die die Diözese Basrah uneigennützig muslimischen Irakern öffnete: vier Kindergärten, ein medizinisches Zentrum, ein Altenheim. Es gebe natürlich auch die islamistischen Fundamentalisten, räumt der Erzbischof ein.
Militante Islamisten führen seit langem einen Djihad, einen angeblich heiligen Krieg gegen die Minderheit der derzeit vielleicht noch 500.000 Christen, etwa zwei Prozent der rund 25 Millionen Iraker. Wilfried Steen vom Vorstand des Evangelischen Entwicklungsdienstes in Bonn macht keinen Hehl aus der Ursache:
„Das ist auch eine Auswirkung dieses Krieges, der erreicht hat, dass viele Muslime nun die christlichen Länder auch schuldig sprechen, dass sie diesen Krieg zu verantworten haben. Und die Christinnen und Christen im Irak haben da die Folgen zu tragen und werden massiv angegriffen und unterdrückt.“
Irakische Terroristen nahmen nicht zur Kenntnis, dass gerade die christlichen Kirchen den von den Amerikanern angeführten Krieg einhellig deutlich verurteilt haben und ihn nach wie vor als falsches Mittel zur Bekämpfung des Terrorismus erklären. Als angebliche Kollaborateure der westlichen Besatzungstruppen werden Priester brutal ermordet und Gläubige gelyncht. Frauen werden vergewaltigt und Jugendliche zwangsislamisiert; Gotteshäuser werden zerstört und Geschäfte von Christen geplündert.
Weil man die reichen Kirchen des Westens im Hintergrund vermutet, gehören Entführungen zum Alltag, mit denen kriminelle Banden Lösegelder erpressen wollen. Vor den ständigen Bedrohungen sind bereits eine halbe Million Christen aus ihrer Heimat geflohen.
„Viele irakische Christen verharren nach wie vor im Irak. Manche würden gerne ausreisen, weil sie ihres Lebens nicht mehr sicher sind, haben aber heute nicht mehr die finanziellen Mittel, es zu tun. Die wohlhabenderen irakischen Christen sind fast alle auf der Flucht. Viele von ihnen sind aufgenommen worden in Syrien und in Jordanien. … nun haben wir auch ein Signal von der Bundesregierung, dass wir auch Iraker aufnehmen wollen. Insgesamt ist die Lage der Christen im Irak aber sehr bedrückend",“
betont Prälat Karl Jüsten. Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin reagiert auf die Offerte von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Der CDU-Politiker plädiert für eine verstärkte Aufnahme christlicher Flüchtlinge aus dem Irak, nachdem im Frühjahr Erzbischof Faradsch Rahu ermordet worden war. Der chaldäische Oberhirte im nordirakischen Mossul hatte jahrelang Schutzgelder an El-Quaida-Terroristen gezahlt; nachdem er sich dann doch weigerte, wurde er entführt und, da die Forderung auf eine Million Dollar Lösegeld nicht erfüllt wurde, gnadenlos umgebracht.
Erst jetzt wurde die deutsche Öffentlichkeit aufmerksam auf die seit dem Irakkrieg unermüdlichen Hinweise der deutschen Kirchen auf die Verfolgung der Christen im Irak.
Karl Jüsten: „"Also, die katholische Kirche hat gefordert, dass Christen oder andere religiöse Minderheiten, die aus religiösen Gründen verfolgt sind, sowie Menschen, die aus ethnischen Gründen verfolgt sind oder andere humanitäre Gründe vorzuweisen haben, dass die in Deutschland ein Bleiberecht bekommen. Bisher war ja gerade aus dem Innenministerium, aber noch mehr eben aus der Union eine Blockade zu verspüren, was die Aufnahme von Flüchtlingen nach Deutschland betrifft.“
Wie der katholische Prälat begrüßt auch Wilfried Steen den Vorstoß Schäubles:
„Die evangelische Kirche und auch die Entwicklungsdienste wie der evangelische Entwicklungsdienst unterstützen natürlich solche Initiativen. Bemerkenswert ist, dass zum ersten Mal auch eine solche Initiative von Seiten der Regierung ergriffen worden ist. … Als Christinnen und Christen müssen wir denjenigen, der auf der Flucht ist, der bedrängt ist, auch aufnehmen.“
Irakische Flüchtlinge beklagen sich, dass deutsche Ausländerbehörden wenig Verständnis für religiöse Begründungen ihrer Verfolgung zeigen. Unter den rund 4300 irakischen Asylbewerbern des Vorjahres waren – geschätzt – etwa 40 Prozent Christen. Angesichts dieses hohen Anteils kritisiert Prälat Jüsten:
„Wir haben vor allen Dingen in der Europäischen Union vernommen, dass es Vorbehalte gibt, insbesondere Christen aufzunehmen, aber auch deutsche Politiker haben hier und da geäußert, dass man nicht exklusiv Christen aufnehmen wolle. Nun muss man sagen, dass die meisten, die verfolgt sind, Christen sind, und deshalb muss man aufpassen, dass ich da kein falsches Bild in den Köpfen einiger festsetzt.“
Der katholische Kirchenvertreter bei Bundestag und Bundesregierung findet es schon merkwürdig, wenn in der Debatte eine nur vermeintliche Parteinahme allein für christliche Iraker zurückgewiesen wird.
Karl Jüsten: „Also, ich kann die Kritik nun gar nicht verstehen, wenn Politiker sagen, die Menschen können nicht nach Deutschland kommen, weil sie Christen sind. Wenn Christen verfolgt sind, dann haben sie genauso Aufnahme zu finden in unserem Land wie alle anderen auch.“
Die Forderung nach offeneren Türen in Deutschland und Europa hat allerdings auch eine Kehrseite. Schon jetzt befürchten irakische Oberhirten das Ausbluten christlicher Existenz im Irak. Prälat Jüsten:
„Das ist eine große Sorge, die auch den Vatikan umtreibt. Die Christen gehören zur Urbevölkerung des heutigen Irak. Und gerade die Chaldäer und die Assyrer gehen zurück auf die Urgemeinden in Jerusalem, und es wäre natürlich ein verheerendes Signal, wenn es einen Genozid gäbe in diesem Land, also wenn das christliche Leben vollkommen erstirbt.“
Wilfried Steen: " Nein, das kann natürlich nicht der Sinn sein, der Sinn ist, dem, der bedrängt ist und der in Not ist, zu helfen.“
Wilfried Steen sieht einen Ausweg aus dieser Zwickmühle darin, dass die Kirchen auch im Irak selbst weiter Projekte fördern, zumal inzwischen auch christliche Flüchtlinge zurückkehren – zumindest in den etwas ruhigeren Nordirak:
„Evangelischer Entwicklungsdienst und Brot für die Welt unterstützen Reintegrationsprogramme. Sie setzen voraus, dass Frieden ist, dass Menschen zurückkehren können in eine halbwegs geordnete Umwelt, dass sie Schutz bekommen und nicht in Leib und Leben bedroht werden.“
Über die Katastrophenhilfe ihrer Diakonie fördert die evangelische Kirche den Aufbau landwirtschaftlicher Ausbildungsprogrammen, die Verteilung von Agrargeräten, Saatgut und Vieh sowie die Instandsetzung von Bewässerungssystemen. Krankenhäuser, denen es an nahezu allem fehlt, werden mit Medikamenten und medizinischen Geräten versorgt.
So konnte mit Hilfe der deutschen Diakonie in einer Klinik in Basrah die Sterblichkeitsrate bei Krebspatienten von nahezu hundert auf 30 Prozent gesenkt werden. Sowohl bei den Flüchtlingen wie bei den verbliebenen Irakern müssen traumatische Erfahrungen aus Krieg und Verfolgung behandelt werden. Da erprobt die katholische Kirche im nordirakischen Kirkuk einen neuen Ansatz; Prälat Jüsten, der auch Leiter der katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe ist, erläutert das Projekt:
„Das bedient sich des Internets. Es funktioniert so, dass Menschen im Internet selber ihre Geschichte erzählen können, natürlich vertraulich und in einem geschützten Bereich, auch anonymisiert, und dass dann von Deutschland aus beziehungsweise von der Schweiz aus Spezialisten, die Erfahrung haben in der Therapie mit traumatisierten Menschen, dann übers Internet ihnen antworten.“
In die Behandlung vor Ort werden hochqualifizierte Fachärzte in Berlin wie in Zürich zugezogen. Wichtig ist, dass die kirchlichen Hilfen nicht nur den Christen zugute kommen, damit nicht der Anschein entsteht, sie würden den Muslimen vorgezogen:
Wilfried Stehen: „Also, einer der zentralen Grundsätze aller Arbeit, die von kirchlichen Hilfswerken geleistet werden, ist, dass Hilfe ohne Ansehen der Person und der religiösen Zugehörigkeit erfolgen muss, dass es nie so sein kann, dass nur eine ganz bestimmte Gruppe medizinische Hilfsmaßnahmen oder Unterstützung bei der Wasserversorgung bekommen dürfen.“
So kann, meint Wilfried Steen vom Evangelischen Entwicklungsdienst, vorgebeugt werden, dass nicht die Christen, gerade weil sie die Solidarität ihrer Schwesterkirchen erfahren, verstärkt zum Anlass von Neid und zur Zielscheibe weiterer Angriffe werden:
„Natürlich ist es ein Spannungsfeld, wenn Flüchtlinge zurückgehen und unterstützt werden. Wir versuchen aber, diese Probleme zu mildern, indem wir immer auch mit örtlichen Organisationen zusammenarbeiten, um nicht erst diese Spannungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und religiösen Gruppen aufkommen zu lassen.“