Gedränge auf der Ostsee
Der Schiffsverkehr auf Nord- und Ostsee ist in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Und damit es zu keiner Kollision kommt, gibt es an Land sogenannte Leitzentralen, zum Beispiel in Travemünde.
Ein Containerfrachter aus Finnland läuft in die Travemündung ein. Sein Ziel ist der Hafen Lübeck. Direkt neben der Travemündung erhebt sich ein futuristischer Bau, der so aussieht wie ein Pilz: Die Schiffsverkehrsleitzentrale. Von hier aus wird der ganze Verkehr an der westlichen deutschen Ostseeküste überwacht.
Das Herzstück der Leitzentrale: Ein halbrunder Raum mit großen Panoramafenstern, überall Computerbildschirme, die Mitarbeiter tragen Kopfhörer. Wie in einem Flughafentower. Ein guter Vergleich, meint Verkehrszentralenleiter Gerhard Müller-Hagen:
"Die Fahrzeuge werden genauso überwacht, mit Radar. Und wir geben Routen vor, machen Routenplanung. Das ist gar nicht mal so unterschiedlich!"
Das Travemünder Revier reicht von Flensburg bis kurz vor Rostock. Eines der am meisten befahrenen Meeresgebiete der Welt. Deshalb arbeiten in der Leitzentrale Travemünde nur erfahrene Nautiker. Die meisten haben sogar das Kapitänspatent, erklärt Gerhard Müller-Hagen bei seiner kleinen Führung:
"Ja, hier haben wir jetzt die Arbeitsplätze. Direkt vor unseren Augen ist der Arbeitsplatz Kiel. Und da sehen sie: Ganz links haben wir die beiden Radarbildschirme, die nur die Kieler Förde zeigen. Die Fahrzeuge müssen sich ja eine Stunde vorher melden. Und schon in dieser Phase beraten wir den Verkehr und geben dann den einzelnen Kapitänen die entsprechenden Hinweise."
Für den Bereich Kiel ist Nautiker Erhard Rapsch zuständig. Es dauert nur wenige Sekunden: Da bekommt er schon eine Meldung, vom Frachter Baltica Haff auf der Kieler Förde. Die Sprache der Seefahrt ist wie auch im Flugverkehr Englisch.
Über Sprechfunk hat der Nautiker Kontakt zum Kapitän der Baltica Haff. Deren Kurs kann er auf seinem Computerbildschirm genau verfolgen. Und zwar auf einer elektronischen Seekarte. Auf ihr sind alle Schiffe eingezeichnet, die gerade auf der Kieler Förde fahren. Und noch mehr:
"Wenn man jetzt auf das Display hier geht, sieht man also den Namen, genaue Position, dann die Rufzeichen. Und hier ist die Geschwindigkeit, neun Knoten, für das Schiff. Mit dem Kurs 248.3 Grad ..."
Die Leitzentrale Travemünde benutzt für ihre elektronischen Seekarten das sogenannte Automatische Identifikations-System AIS, erklärt Gerhard Müller-Hagen:
"AIS funktioniert über Funk. Das ist praktisch ein Kurzwellenfunk. Und die AIS-Signale werden von einem Transponder automatisch abgesendet und von uns empfangen."
Auf jedem Schiff ist so ein Transponder. Der schickt Informationen an die Leitzentrale, über Kurs, Geschwindigkeit und die Position des Schiffes. Alles präzise Daten, die manchmal sogar im Sekundentakt nach Travemünde gefunkt werden. Wenn das Schiff sehr schnell fährt.
Nautiker Volker Jannke hat gerade ein Schiff vor Wismar genau im Blick. Das fährt einen etwas ungewöhnlichen Kurs:
"Das ist ein Frachter. Das ist die Christa. Er kürzt hier ein bisschen ab, hat das Hauptfahrwasser verlassen. Aufgrund seines Tiefgangs kann er den kürzesten Weg wählen, mit unserer Zustimmung. Das scheint auch problemlos über die Bühne zu gehen."
Volker Jannkes Computer errechnet aus den vom Schiff gefunkten Daten den Kurs. Auf dem Bildschirm ist der als langer Strich zu sehen. So sieht der Nautiker genau, ob auf dem Schiffskurs Hindernisse liegen, wie Untiefen oder andere Schiffe. Jedes Schiff, das vor der westlichen Ostsee fährt, muss seinen Kurs von der Leitzentrale Travemünde genehmigen lassen. Volker Jannke überprüft jetzt, ob der Christa ein anderes Schiff entgegenkommt, womöglich auf Kollisionskurs. Und tatsächlich: Von Norden nähert sich ein anderer Frachter mit Kurs auf Wismar. Doch: Nautiker Volker Jannke winkt ab:
"Der kommt von draußen rein, ist aber so weit weg, dass die beiden nicht in Kollisionsgefahr sind."
Entwarnung. Zusammenstöße hat es auf der Ostsee schon seit vielen Jahren nicht mehr gegeben. Die moderne Technik mit GPS und AIS macht es möglich. Trotzdem: Die Nautiker arbeiten im Schichtbetrieb rund um die Uhr, jedes Schiff haben sie genau im Blick. Bis es das Revier der Travemünder verlässt.
Das technische Herzstück der Leitzentrale schlägt aber nicht im Großraumbüro mit den Nautikern und ihren Computern. Sondern nebenan im Hotel Maritim. Das ist 120 Meter hoch. Und hat eine große Leuchtturm-Lampe im obersten Stockwerk. Damit ist das Maritim nicht nur ein Hotel, sondern gleichzeitig Deutschlands höchster Leuchtturm. Hinauf geht es erst mit einem Fahrstuhl, dann über eine schmale Treppe.
Die Leuchtturm-Lampe ist einen Meter groß und dreht sich quietschend im Kreis. Im Raum nebenan stehen mehrere Metallschränke. Sie sind das Herz der Verkehrsleittechnik der westlichen Ostsee, erklärt Techniker Janas Miksta. In ihnen verbergen sich nämlich hochmoderne Funkgeräte.
"Also damit unterhalten sich quasi die Nautiker unten mit den Schiffen. Kanal 12 ist zum Beispiel der Kanal für Wismar Traffic."
Alle Schiffe im Raum Wismar schicken ihre Signale auf Funkkanal 12 nach Travemünde, bis hierher auf das Hotel Maritim. Die Empfangensantenne steht draußen, in luftiger Höhe auf dem Dach. Von hier werden sie dann in Bruchteilen von Sekunden in die Leitzentrale gefunkt.
Vom Dach hat man einen herrlichen Blick hinaus auf die Ostsee. Von Grömitz bis kurz vor Wismar. Ein kleiner Teil des Reviers für die Nautiker in der Schiffsverkehrsleitzentrale Travemünde.
Das Herzstück der Leitzentrale: Ein halbrunder Raum mit großen Panoramafenstern, überall Computerbildschirme, die Mitarbeiter tragen Kopfhörer. Wie in einem Flughafentower. Ein guter Vergleich, meint Verkehrszentralenleiter Gerhard Müller-Hagen:
"Die Fahrzeuge werden genauso überwacht, mit Radar. Und wir geben Routen vor, machen Routenplanung. Das ist gar nicht mal so unterschiedlich!"
Das Travemünder Revier reicht von Flensburg bis kurz vor Rostock. Eines der am meisten befahrenen Meeresgebiete der Welt. Deshalb arbeiten in der Leitzentrale Travemünde nur erfahrene Nautiker. Die meisten haben sogar das Kapitänspatent, erklärt Gerhard Müller-Hagen bei seiner kleinen Führung:
"Ja, hier haben wir jetzt die Arbeitsplätze. Direkt vor unseren Augen ist der Arbeitsplatz Kiel. Und da sehen sie: Ganz links haben wir die beiden Radarbildschirme, die nur die Kieler Förde zeigen. Die Fahrzeuge müssen sich ja eine Stunde vorher melden. Und schon in dieser Phase beraten wir den Verkehr und geben dann den einzelnen Kapitänen die entsprechenden Hinweise."
Für den Bereich Kiel ist Nautiker Erhard Rapsch zuständig. Es dauert nur wenige Sekunden: Da bekommt er schon eine Meldung, vom Frachter Baltica Haff auf der Kieler Förde. Die Sprache der Seefahrt ist wie auch im Flugverkehr Englisch.
Über Sprechfunk hat der Nautiker Kontakt zum Kapitän der Baltica Haff. Deren Kurs kann er auf seinem Computerbildschirm genau verfolgen. Und zwar auf einer elektronischen Seekarte. Auf ihr sind alle Schiffe eingezeichnet, die gerade auf der Kieler Förde fahren. Und noch mehr:
"Wenn man jetzt auf das Display hier geht, sieht man also den Namen, genaue Position, dann die Rufzeichen. Und hier ist die Geschwindigkeit, neun Knoten, für das Schiff. Mit dem Kurs 248.3 Grad ..."
Die Leitzentrale Travemünde benutzt für ihre elektronischen Seekarten das sogenannte Automatische Identifikations-System AIS, erklärt Gerhard Müller-Hagen:
"AIS funktioniert über Funk. Das ist praktisch ein Kurzwellenfunk. Und die AIS-Signale werden von einem Transponder automatisch abgesendet und von uns empfangen."
Auf jedem Schiff ist so ein Transponder. Der schickt Informationen an die Leitzentrale, über Kurs, Geschwindigkeit und die Position des Schiffes. Alles präzise Daten, die manchmal sogar im Sekundentakt nach Travemünde gefunkt werden. Wenn das Schiff sehr schnell fährt.
Nautiker Volker Jannke hat gerade ein Schiff vor Wismar genau im Blick. Das fährt einen etwas ungewöhnlichen Kurs:
"Das ist ein Frachter. Das ist die Christa. Er kürzt hier ein bisschen ab, hat das Hauptfahrwasser verlassen. Aufgrund seines Tiefgangs kann er den kürzesten Weg wählen, mit unserer Zustimmung. Das scheint auch problemlos über die Bühne zu gehen."
Volker Jannkes Computer errechnet aus den vom Schiff gefunkten Daten den Kurs. Auf dem Bildschirm ist der als langer Strich zu sehen. So sieht der Nautiker genau, ob auf dem Schiffskurs Hindernisse liegen, wie Untiefen oder andere Schiffe. Jedes Schiff, das vor der westlichen Ostsee fährt, muss seinen Kurs von der Leitzentrale Travemünde genehmigen lassen. Volker Jannke überprüft jetzt, ob der Christa ein anderes Schiff entgegenkommt, womöglich auf Kollisionskurs. Und tatsächlich: Von Norden nähert sich ein anderer Frachter mit Kurs auf Wismar. Doch: Nautiker Volker Jannke winkt ab:
"Der kommt von draußen rein, ist aber so weit weg, dass die beiden nicht in Kollisionsgefahr sind."
Entwarnung. Zusammenstöße hat es auf der Ostsee schon seit vielen Jahren nicht mehr gegeben. Die moderne Technik mit GPS und AIS macht es möglich. Trotzdem: Die Nautiker arbeiten im Schichtbetrieb rund um die Uhr, jedes Schiff haben sie genau im Blick. Bis es das Revier der Travemünder verlässt.
Das technische Herzstück der Leitzentrale schlägt aber nicht im Großraumbüro mit den Nautikern und ihren Computern. Sondern nebenan im Hotel Maritim. Das ist 120 Meter hoch. Und hat eine große Leuchtturm-Lampe im obersten Stockwerk. Damit ist das Maritim nicht nur ein Hotel, sondern gleichzeitig Deutschlands höchster Leuchtturm. Hinauf geht es erst mit einem Fahrstuhl, dann über eine schmale Treppe.
Die Leuchtturm-Lampe ist einen Meter groß und dreht sich quietschend im Kreis. Im Raum nebenan stehen mehrere Metallschränke. Sie sind das Herz der Verkehrsleittechnik der westlichen Ostsee, erklärt Techniker Janas Miksta. In ihnen verbergen sich nämlich hochmoderne Funkgeräte.
"Also damit unterhalten sich quasi die Nautiker unten mit den Schiffen. Kanal 12 ist zum Beispiel der Kanal für Wismar Traffic."
Alle Schiffe im Raum Wismar schicken ihre Signale auf Funkkanal 12 nach Travemünde, bis hierher auf das Hotel Maritim. Die Empfangensantenne steht draußen, in luftiger Höhe auf dem Dach. Von hier werden sie dann in Bruchteilen von Sekunden in die Leitzentrale gefunkt.
Vom Dach hat man einen herrlichen Blick hinaus auf die Ostsee. Von Grömitz bis kurz vor Wismar. Ein kleiner Teil des Reviers für die Nautiker in der Schiffsverkehrsleitzentrale Travemünde.